Der Stadtpfarrer bei O|N
Impulse von Stefan Buß: Das besondere Brot - Fronleichnam

Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin
07.06.2023 / FULDA -
Auch Marco, der Vater, war traurig, denn er wusste nicht, wann er seine Frau und seine drei Kinder wiedersehen würde. Er dachte den ganzen Tag darüber nach, was er seiner Familie als Andenken hinterlassen könnte, damit seine Frau und die Kinder immer, solange er weg war, an ihn denken würden. Und er dachte darüber nach, was er mitnehmen könnte als Erinnerung an seine Lieben. Es war Abend geworden, und alle saßen am Tisch. Jeder wusste, dass dies das letzte Mal war, dass sie zusammen mit ihrem Vater das Abendbrot aßen. Es herrschte eine gespannte Stille, jeder wusste warum.
Trotzdem gibt es etwas, das wird uns helfen: Euch - an mich zu denken, und mir - an euch zu denken. Wenn ihr zusammen seid und an diesem Tisch euer Brot esst, dann denkt ihr an mich. Und wenn ich in der großen Stadt Brot esse, dann denke ich an euch!" "Abgemacht!", riefen die Kinder. Und obwohl sie den Vater eine Zeit nicht mehr sehen würden, waren sie nicht mehr so traurig, denn sie wussten: Jedes Mal, wenn wir mit der Mutter am Tisch essen, denken wir an Vater und er an uns, bis er kommt, uns zu holen. Seit diesem Tag hat das Brot den Kindern und der Mutter zu Hause und dem Vater in der Ferne anders geschmeckt. (Verfasser unbekannt).
Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten - feiern die katholischen Christen Fronleichnam, das "Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi". Als Brot des Lebens, als gewandelte Hostie steht Christus selbst im Mittelpunkt der prunkvollen Fronleichnamsprozessionen. Dafür steht auch der ungewöhnliche Name Fronleichnams, denn im Althochdeutschen steht "fron" für "Herr" und "lichnam" für "Leib". Eine wichtige Rolle spielt dabei die Hostie: auf den ersten Blick nur eine kleine, unscheinbare Oblate - doch für gläubige Katholiken wird sie durch die Wandlung im Gottesdienst zum "Leib Christi". Immer, wenn Gottesdienst gefeiert wird, verbinden die Gläubigen sich mit Jesus Christus. Beim letzten Abendmahl hat er dieses Zeichen seiner Gegenwart hinterlassen. Wie in der Geschichte, essen wir seitdem das Brot und sind mit Jesus verbunden, den darin schenkt er sich selbst. Das genau feiern wir an Fronleichnam. (Stefan Buß) +++