"Es soll die Zuschauer hineinsaugen"

Exklusive O|N-Führung: Das Schlosstheater erstrahlt in neuem Glanz

Es ist hell, es blinkt und funkelt: das frisch renovierte Foyer des Schlosstheaters
Fotos: Carina Jirsch

05.06.2023 / FULDA - Seit Monaten schon liegt die O|N-Redaktion Christoph Stibor damit in den Ohren, er solle uns doch unbedingt mal das frisch renovierte Schlosstheater zeigen. Jetzt, wo die Arbeiten so gut wie abgeschlossen sind und ab dem 18. Juni der Musical-Sommer ins Haus steht, hat es endlich geklappt: Der Leiter des Theater- und Musikmanagements in Fulda und sein Stellvertretender Technischer Leiter Patrick Etzel haben unserem zweiköpfigen Reporterteam eine exklusive Führung gewährt.



Dass da was neu ist im Schlosstheater, sieht man schon von außen: Dort, wo früher Plakate die Glastüren des Entrees zierten, gibt es nun digitale Anzeigentafeln, die im 10-Sekunden-Takt die Inhalte ändern können, um kulturinteressierten Passanten den aktuellen Theater- & Konzerte-Spielplan optisch ansprechend aufbereitet ans Herz zu legen.

Vom "Hühnerstall" zum mondänen Empfangsbereich

Betritt man dann den von Musen gekrönten Glaskasten, so wundert man sich nicht schlecht: Seit seiner Einweihung 1978 hatte das Schlosstheater vorne immer so ein kleines, mickriges Kassenhäuschen, "den Hühnerstall", wie Christoph Stibor bemerkt. Nun findet sich der Besucher in einem einladenden Empfangsbereich in Messing-Optik wieder. "Die Zuschauer sollen förmlich ins Schlosstheater hineingesaugt werden und ihren Alltag gleich von Anfang an hinter sich lassen", so der Theaterleiter.

Dass das Schlosstheater generalüberholt wurde, liegt einerseits daran, dass es das barocke Schmuckstück mit seiner schlicht-eleganten Innenarchitektur und den markanten Omega-Bögen nach über 40 Jahren einfach mal wieder nötig hatte, optisch aufgehübscht und auf den neuesten Stand der Theatertechnik und des Brandschutzes gebracht zu werden. Andererseits hatte man während der Pandemie schlicht und ergreifend sehr viel Zeit dafür.

Die Messing-Optik des Eingangsbereichs zieht sich durch das gesamte Foyer, das frisch geweißelt in neuem Glanz erstrahlt. Man findet sie an den neu konzipierten Garderoben, deren gewellte Rückwand an die Raffung eines Bühnenvorhangs erinnert, an der neuen Merchandising-Theke und in der Theater-Bar. Entworfen wurden die stilbildenden Elemente vom Architektenbüro Sturm & Wartzeck, das dafür die Simon-Louis-du-Ry-Plakette des BDA Hessen bekam.

Letzte Hand wird derzeit noch angelegt an der Außenterrasse, wo man in der Pause seinen Sekt genießen kann. Daneben fällt eine gewaltige Stahlkonstruktion auf. "Das ist ein zusätzlicher Notausgang, der vom Rang direkt in den Hof hinter dem Schlosstheater führt", erklärt Bühnentechniker Patrick Etzel. Der Toilettenbereich mit seinen die griechische Antike zitierenden Mosaiken und einer goldenen Wand war bereits vor der Pandemie aufwendig saniert worden.

Auf der Bühne geht’s jetzt rund: Neue Drehbühne und Orchester-Wand

Im Zuschauersaal mit seinen 75.000 Stäben aus Murano-Glas an der Decke gibt es zusätzliche Aufhängungen für Scheinwerfer, die 24 Züge im Schnürboden der Bühne wurden gerade letzte Woche erst von Handbetrieb auf Elektro umgestellt, und das alte Inspizienten-Pult wurde durch ein moderneres ersetzt, das viel mehr leisten kann. Zur Technik gehören vor allem noch der langjährige Chef Tibor Savari sowie fünf weitere Bühnenarbeiter.

Der Clou ist die neue Drehbühne mit einem Durchmesser von zehn Metern, bei deren Demonstration Christoph Stibor und Patrick Etzel sichtlich ihre Freude haben. Eine weitere Bühnen-Anschaffung ist eine Orchester-Wand, die den Klang der Musik optimal in den Saal leitet. "Alles in allem haben wir jetzt die besten Bedingungen für die mittlerweile sehr hohen Standards der Tourneebühnen und festen Häuser, die bei uns gastieren", sagt Christoph Stibor. "Denn das Schlosstheater bietet eine gewaltige Bandbreite, wovon der Musical-Sommer nur ein Puzzleteil ist."

Und so erwartet die Zuschauer ab dem 1. Oktober mit der Theater- und Konzertsaison 2023/24 ein Mix aus Klassikern und Unbekanntem mit großen Künstlernamen und vorzüglichen Ensembles. Da gibt es tolle Inszenierungen von der "Zauberflöte", von "Effi Briest" oder dem "Graf von Montechristo", auf der anderen Seite werden Avatare auf der Bühne zu sehen sein und die Beatles kurzerhand mit Barockmusik gekreuzt. Den ausführlichen Spielplan finden Sie hier. (Matthias Witzel) +++


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