"Nicht grau, sondern frisch und gelb"
25 Jahre Frühförderung im Zitronenfalter - Fachforum und Familientag
Fotos: antonius/Ralph Leupolt, privat
18.05.2023 / FULDA - Der Landkreis Fulda kann sich glücklich schätzen, seit 25 Jahren für seine Kinder auf eine Frühförderstelle wie den Zitronenfalter zurückgreifen zu können.
Wenn Eltern sich Sorgen machen wegen einer zögerlichen Bewegungs- und Sprachentwicklung ihres Nachwuchses, erhalten sie in dem "Zentrum für Beratung, Frühförderung und Therapie" am Eingang zum antonius-Quartier umgehend Hilfe.
Dass diese Hilfe so unkompliziert gewährt wird, so früh im Leben ansetzt und dabei viele Disziplinen Hand in Hand zum Wohl der Familien arbeiten, macht den Zitronenfalter bis heute zu einem Aushängeschild der Frühförderung nicht nur in Fulda.
Der Name Zitronenfalter ist Programm: Entwicklung kann manchmal sauer sein wie eine Zitrone, mit Frühen Hilfen ist Entfaltung möglich. Davon sprach Sebastian Bönisch vom antonius-Führungsteam, als er die Geschichte der heute achtjährigen Melody darstellte. Als das Kind mit Downsyndrom auf die Welt kommt, sind ihre Eltern überfordert und ohne Hoffnung. Sie sehen sogar ihre Ehe bedroht. Während Melody im Zitronenfalter gefördert wird, widmet sich das Team den Eltern. Heute sagt die Mutter: "Ohne die Hilfe im Zitronenfalter wäre unsere Beziehung kaputt." Auch Melody durchläuft eine sehr gute Entwicklung: Mittlerweile besucht sie die Pestalozzischule, ist ein starkes, selbstbewusstes Mädchen und für ihre mittlerweile zwei Brüder eine tolle Schwester.
Die ersten drei Jahre für eine gute Entwicklung entscheidend
"Eine tolle Vernetzung"
Den Landkreis Fulda, den Hauptkostenträger, vertrat bei dem Fachforum Ulrich Nesemann, der erst seit einigen Monaten Leiter des Fachbereichs Bildung, Familie ist. Deshalb hatte er sich bei Jürgen Stock, dem Fachbereichsleiter Arbeit, Soziales, über den Zitronenfalter erkundigt. Und Stock war voll des Lobes: Er bescheinigte dem Zitronenfalter nicht nur, unbürokratisch und qualitativ hochwertig zu arbeiten. Sondern darüberhinaus präsentiere sich die Einrichtung "kostenmäßig gut". Der Zitronenfalter könne weiter auf die Unterstützung des Landkreises zählen, sagte Nesemann. Ein großes Lob sprach auch Sabine Petermann, die Vorsitzende des Vereins Lebenshilfe, dem Zitronenfalter aus. Die Eltern würden gehört, ihnen werde der Rücken gestärkt, und es finde eine tolle Vernetzung statt. Der Zitronenfalter sei ein starker, großer Partner für die Eltern, sagte sie. "Nur schade, dass die Arbeit hier mit der Einschulung endet", bedauerte Petermann. Trotzdem profitiere ihr Sohn, neun Jahre, nach wie vor von dem Ansatz, die Stärken zu trainieren. Das erlaube es ihm bald, den Schulweg alleine zu bewältigen.Präventive Ausrichtung
Aber nicht nur das: Solche abgestimmten und übergreifenden Hilfen seien auch kostengünstiger als das nach wie vor vorherrschende System, weil es Mehrfachuntersuchungen durch Hausarzt, Sozialpädiatrischem Zentrum, Frühförderstelle, Schule und Kita vermeide. Hinzu kämen andernorts lange Wartezeiten. Das sei für Eltern und Kinder extrem belastend. Die präventive Ausrichtung der Frühförderung verhindere überdies Folgeschäden. Der Landkreis Nordfriesland, der die Kosten für die Jugendhilfe fast nicht mehr stemmen konnte, spare seit der Systemumstellung jährlich Millionen Euro.Am Tag darauf, am Samstag, 13. Mai 2023, kamen bei herrlichem Wetter über 200 Besucher zum Sommerfest des Zitronenfalters auf die Wiese vor dem Hauptgebäude von antonius. Dabei kamen vor allem die Kinder auf ihre Kosten bei Kinderschminken, Schaumwerkstatt, Bogenschießen mit dem Inklusionssportverein "Jeder ist anders", Alpaka-Streicheln sowie einem Bällebad der Lebenshilfe. Natürlich durften Kaffee und Kuchen nicht fehlen. Landrat Bernd Woide (CDU) bedankte sich in seinem Grußwort für 25 Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Zitronenfalter.