Teil 3 der Rhöner Hofgeschichten
Vom Glücklichsein - Besuch auf dem Lern- und Erlebnishof Kirchner in Rommers
Fotos: Ulla Heckert
20.05.2023 / GERSFELD (RHÖN) -
Wer die Küche von Oliver Kirchner betritt, darf gleich auf dem "Baum seiner Kindheit" Platz nehmen, einer schönen rustikalen Bank aus Eschenholz. Die Bank war einst ein hundertjähriger Straßenbaum, der 70 Meter entfernt von seinem Elternhaus stand. Mit großem persönlichen Einsatz hat Kirchner ihn vor dem Schredder bewahrt und etwas Neues daraus machen lassen. Sie ist ein Symbol dafür, wie tief verwurzelt er mit seiner Heimat ist und für die er auch als Landwirt alles gibt.
"Alle müssen zusammenarbeiten"
Die moderne Landwirtschaft hat auch vor seinem Betrieb nicht haltgemacht, dennoch will er dem Naturschutz Raum geben. Deshalb hat er auf Bio-Landwirtschaft umgestellt und versucht, einen Stoffkreislauf zu verwirklichen. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes, den der Fachdienst Natur und Landschaft beim Landkreis Fulda koordiniert, hat er sich dazu verpflichtet, artenreiche Wiesen erst zu mähen, wenn die Blüte vorbei ist und die Samen ausgefallen sind. Außerdem nimmt er bei der Bewirtschaftung seiner Flächen Rücksicht auf brütende Vögel, zum Beispiel mit angepassten Mahd-Terminen. Mit dem Team des LIFE-Projekt "Rhöner Bergwiesen" (UNESCO-Biosphärenreservat Rhön) stimmt er die Beweidungstermine auf den Huteflächen ab. Das ist besonders wichtig auf Flächen, die zuvor entbuscht wurden, um die Bergwiesen zu fördern. Zusammenarbeit ist für ihn das A und O: "Der Landwirt kann nicht alleine, das Biosphärenreservat kann nicht alleine und der Naturschutz kann nicht alleine bestehen. Alle müssen zusammenarbeiten." Sie wollte nie einen Landwirt heiraten
Kirchner ist selbst mit der Landwirtschaft aufgewachsen, seine Eltern hatten einen kleinen Nebenerwerbsbetrieb in Rommers. Seinen eigenen Hof, von dem er schon als Kind träumte, verwirklichte der gelernte Maurer vor 25 Jahren in kleinen Schritten. Mit drei Hektar startete er eine eigene Nebenerwerbs-Landwirtschaft. Es kamen nicht nur zusätzliche Flächen dazu. Oliver Kirchner machte neben seiner Arbeit als Maurer bei einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb eine Ausbildung zum Landwirt und legte 2019 erfolgreich seine Prüfung ab. Mit seiner Partnerin Anja Girz, die "nie einen Landwirt heiraten" wollte, gründete er eine Familie. Die drei Töchter Lina, Anna und Emma helfen tatkräftig auf dem Hof mit. Ob bei den Tieren, bei der Arbeit mit dem Hoflader oder im Gemüsegarten, überall gibt es für die Kinder schon etwas zu tun.