Mitten in der Nacht gestrandet

Hilfe am Bahnsteig: Der Bürgermeister organisiert die Cola von der Abi-Party

Die Feuerwehr Bebra und Weiterode sowie das Deutsche Rote Kreuz versorgten die Bahnreisenden mitten in der Nacht mit Getränken
Fotos: Feuerwehr Bebra

16.05.2023 / BEBRA - "Ganz lieben Dank auch für die Cola, so blöd das alles auch für uns Passagiere gelaufen ist: die Betreuung durch Euch und auch das Personal im Zug war einfach klasse! Danke nochmal", schreibt Sandra Birkenbach auf der Facebookseite der Feuerwehr Bebra.



Auch Tamara Rühl findet lobende Worte: "Vielen lieben Dank für die Getränke mitten in der Nacht; das hat uns allen geholfen. Zumal wir kurz vorher schon fast 3 Stunden im Tunnel fest saßen. Danke auch an das nette und professionelle Zugpersonal!"

Erfreuliche Worte in den sozialen Medien. Es gibt sie, die Dankbarkeit. Die Bahnreisenden in drei ICE-Zügen mussten in der Nacht von Freitag auf Samstag zum Teil mehrere Stunden in ihren Fernzügen ausharren. Am traditionsreichen Bahnhof Bebra war mitten in der Nacht erstmal Schluss mit zügiger Reise. Neben einem Defekt in einem Stellwerk war ein tödlicher Vorfall bei Oberhaun (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) der traurige Grund für die Sperrung der Bahnstrecke.

In Bebra wurden umgehend alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die gestrandeten Bahnreisenden zu versorgen. "Mich hat der Stadtbrandinspektor angerufen", sagt Bürgermeister Stefan Knoche. Für ihn ist es selbstverständlich, die Kameradinnen und Kameraden zu unterstützen. Auch in der Nacht. Er macht daraus keine Show: "Das ist doch selbstverständlich und hier überall so", sagte Knoche am Montag.

"Ein Anruf und wir stehen parat"

"Wie soll es auch anders sein? Ein Anruf und wir stehen parat." Zwar wurden wegen der Herausforderungen der Gegenwart etwa durch Extremwetter oder der Gasmangellage Verwaltungsstäbe gebildet und einen Vorrat an Feldbetten, Dosensuppen und Wasser angeschafft. Aber nicht für so viele Menschen. Zunächst war von rund 1.900 Menschen die Rede. Letztlich mussten wohl rund 1.400 Menschen am einstigen Drehkreuz Bebra eine längere Pause einlegen. 

Der Rathauschef braucht nicht lange zu überlegen. Ein kurzer Blick, rüber in den Lokschuppen, wo die örtliche Jugend bei der Abi-Party abfeiert. Eine kurze Absprache mit den Veranstaltern und schon schiebt Knoche zwei Rollwagen mit Erfrischungsgetränken an der Drehscheibe vorbei zu den Gleisen. Gut, dass es einen Aufzug gibt.

Zusammen mit den Einsatzkräften von der Feuerwehr und dem Ortsverband vom Deutschen Roten Kreuz wurden die Getränke für die dankbaren Gäste der Nacht an der Bahnsteigkante verteilt. Letztlich war alles halb so wild. Die Leute waren trotz der Situation mit der langen Reisezeit entspannt. "Es hat sich niemand beschwert", sagt Knoche. Der Bürgermeister hat am Montag sogar eine E-Mail aus den USA erhalten. Und die Bahn habe ein Dankesschreiben geschickt.

"Schon die Durchsage im Zug hat für große Erleichterung gesorgt"

"Vielen Dank für euren nächtlichen Einsatz. Schon die Durchsage im Zug, dass ihr mit Getränken unterwegs seid, hat für große Erleichterung gesorgt. Als ihr dann die Getränke verteilt habt, natürlich erst recht. Wir waren ja größtenteils seit 10 Stunden im Zug, da wir das nötigste knapp. Danke, ihr wart die Rettung", schreibt "tilman_1926" auf Instagram.

Und wenn es mal wieder länger dauert in Bebra? "Dann machen das genau so wieder", sagt Knoche. "Der Metzger hat schon gesagt, ich soll ihn anrufen, wenn was ist." Brötchen und Pfefferbeißer habe er bei Einsätzen immer parat. So ist das eben in der realen Welt auf dem Land. (Hans-Hubertus Braune) +++

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