Die Stories hinter den Einsätzen:
Von der verzweifelnden Uroma bis zum Alarm beim ersten Date
Fotos: goa/privat
17.05.2023 / ALSFELD -
Zu rund 300 Einsätzen wird die Alsfelder Freiwillige Feuerwehr jedes Jahr gerufen. OSTHESSEN|NEWS berichtet über die Geschehen, oft versorgt die Feuerwehr die Pressehäuser selbst mit Informationen und Fotos. Der schrille Alarmton des Meldeempfängers verändert aber schlagartig nicht nur die Situation der Feuerwehrkräfte, sondern auch die ihrer Umfeldpersonen: in der Regel die Partnerin, der Partner, die Kinder – oder die Kollegen an der Arbeitsstelle. Alle müssen damit klarkommen, dass für Feuerwehrleute der Alarm oberste Priorität hat.
Für ganz viele Menschen bedeutet dies Opfer zu bringen, doch die "Geschichten hinter den Einsätzen" finden praktisch nie den Weg in das Bewusstsein der Leser und Bürger. O|N hat dies zum Anlass genommen, die oft unspektakulären, aber so wichtigen Momente und vor allem die Menschen zu würdigen, ohne die die Einsatzkräfte nicht für uns alle ihren Dienst erbringen könnten. Soviel vorab: es war ein sehr beeindruckendes, extrem kurzweiliges, unterhaltsames, lustiges, aber manchmal auch nachdenklich machendes Gespräch mit einer Feuerwehrfrau und 14 -männern.
Die Geschichten, hinter den Einsätzen
Sascha Knaust, 42 Jahre alt: "Ich war mit meiner vierjährigen Tochter im Supermarkt einkaufen, meine Frau war zu Hause. Als der Einkaufswagen so richtig pickepackevoll war, kam der Alarm zu einem 'Einsatz mit Menschenleben in Gefahr'. Ich habe gleich meine Frau angerufen, damit sie sich mit mir an der Feuerwache trifft und die Kleine übernimmt. Den vollen Wagen habe ich stehen lassen, den hat meine Frau dann bezahlt und alles heimgebracht. Sie war begeistert!"Es zeigt sich schnell, dass das Thema "Einkauf mit Alarmierung" so etwas wie ein unfreiwilliger Running Gag ist:
Es gibt kaum jemanden im Saal, dem das noch nicht in sehr ähnlicher Form passiert ist. Eine spezielle Variante berichtet Anton Hedrich, 19: "Ich war mit meiner Uroma an ihrem Geburtstag zum Einkaufen unterwegs nach Alsfeld, danach waren für den Nachmittag dann ihre Gäste eingeladen. Sie fragte mich auf der Hinfahrt ganz aufgeregt, ob ich denn das 'Piep-Piep-Ding' auch dabei hätte, was ich natürlich bejahte. 'Ja, awwer wenn das losmacht, dann fähschte mich escht heem!' Auf meine Erwiderung, dass sie bei einem Brand zu Hause doch auch froh wäre, wenn die Feuerwehr schnellstmöglich einträfe, gab sie mir zunächst noch recht. Es kam, wie es kommen musste – auf dem Heimweg ging der Melder. Sie sah mich an und forderte entgegen ihrer zuvor gezeigten Einsicht energisch 'Anton, jetzt fähschte mich erscht heem!'. Ich erinnerte sie an ihre vorherigen Worte und fuhr zur Feuerwache. Kurz bevor wir dort eintrafen, verlor sie die Nerven: 'Wär ich doch dood…! Ich well schnell heem und nu sitz ich hier bei de Feierwehr und weeß net wie ich heemkomm. Anton, foahr mich sofott heem!' Das hab ich natürlich nicht gemacht, und sie hat es mir auch wieder verziehen. Das Erlebnis war später für alle Gäste die Geschichte des Tages und die liebe Uroma erzählt es heute noch auf jedem Geburtstag sehr gerne."
Naomi Hedrich, 30: "Ich hatte meine Eltern zum Waffelessen zu mir eingeladen. Alles war fertig, es ging los – dann kam die Alarmierung. 'Ich esse wenigstens diese eine Waffel noch fertig, dann fahre ich!', sagte ich. Nach zwei, drei Minuten kam der Vollalarm. 'Ich lass euch jetzt hier sitzen, ihr wisst ja, wo die Küche ist, stellt einfach alles rein.' Nach etlichen Einsatzstunden kam ich heim: die Küche war sauber und aufgeräumt, die Waffeln für mich standen im Kühlschrank, alles war bestens!"
Matthias Schlitt, 59: "Meine Mutter hatte Gäste zum Grillen zu uns nach Hause eingeladen. Eine eintreffende Dame stellte bei der Begrüßung ihre Handtasche auf mein in der Einfahrt (natürlich wie immer abfahrbereit) stehendes Auto. Noch während des Grillens kam die Alarmierung, ich musste sofort los. Nach einiger Zeit herrschte dann wohl Aufregung zu Hause, man stellte das Fehlen der Handtasche fest, auf die ich bei der Abfahrt natürlich nicht geachtet hatte. Glück im Unglück: man fand die Tasche einige hundert Meter entfernt mit vollständigem Inhalt auf der Straße wieder."
Jonas Werner, 22: "Ich war mehrere Male mit meiner Freundin bei deren Großeltern zu Besuch eingeladen – es war wie verhext: jedes Mal, wenn das Essen auf den Tisch kam oder wir am Essen waren, ging der Melder. Irgendwann haben die Großeltern gezweifelt, ob das denn auch wirklich echte Alarme seien oder ob ich den Meldeempfänger irgendwie manipuliert hätte." Mehrere Stimmen im Saal bestätigen solche Situationen – so mancher Alarm scheint je nach den Umständen argwöhnisch hinterfragt zu werden, ob er denn wirklich "echt" ist oder vielleicht eher ein manipulierter Vorwand.
Im zweiten Teil lesen Sie: Zusammenstoß auf dem Weg zum Einsatz – Hochwassereinsatz: Motor-Totalschaden in eigener Sache – Wenn die Polizei trotz Blaulicht nicht vom Hof der Dienststelle kommt – Gesprengte Familienfeier. (goa) +++