Gelder für Erstorientierungskurse gestrichen
Dr. Mischak: "Hier wird an der falschen Stelle gespart"
Archivfotos: O|N
05.05.2023 / REGION VB -
Berlin streicht das Geld und wieder wirkt sich das bis in die kleinsten Vogelsberggemeinden aus. Jüngstes Beispiel: Für Einstiegskurse, die die deutschen Volkshochschulen für Geflüchtete anbieten, gibt es dieses Jahr 20 Millionen weniger, die Volkshochschulen können daher dieses niedrigschwellige Angebot in bisheriger Form nicht aufrechterhalten. Im Vogelsbergkreis zum Beispiel können von den sechs angemeldeten Erstorientierungskursen gerade einmal zwei angeboten werden. "Hier wird an der völlig falschen Ecke gespart", ärgert sich Dr. Jens Mischak (CDU).
"Gerade die Sprache ist doch der Schlüssel zur Integration. In der jetzigen Situation, in der Woche für Woche tausende Geflüchtete in Deutschland ankommen, sollten mehr statt weniger Kurse angeboten werden." Der Erste Kreisbeigeordnete schließt sich daher der Forderung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes an, die Mittel für diese niedrigschwelligen Angebote sofort wieder aufzustocken.
Dr. Mischak, was genau ist unter Erstorientierungskursen zu verstehen?
Und dafür gab es zusätzliche Gelder?
Wie viele Erstorientierungskurse hat die Volkshochschule des Vogelsbergkreises bislang durchgeführt?
Dr. Mischak: "Im vergangenen Jahr starteten zehn Kurse, im Moment laufen zwei neue Kurse in Alsfeld und Lauterbach, hinzu kommt ein sogenannter "überjähriger" Kurs, der noch bis Mitte Mai in Freiensteinau läuft."
Bundesweit, sagt der Deutsche Volkshochschulverband, liegen für dieses Jahr Anträge für rund 1.200 Erstorientierungskurse vor. Maximal finanziert werden können 250. Wie stellt sich die Lage im Vogelsbergkreis dar, nachdem die Bundesmittel gekürzt wurden?
Dr. Mischak: "Vier geplante Kurse, die im ersten Halbjahr starten sollten, können nicht stattfinden. Das sind immerhin 80 Kursplätze. Die Kurse sollten in Schotten-Betzenrod, Gemünden und Ulrichstein angeboten werden. Da die Erstorientierungskurse aufgrund des größeren Pools an Kursleitungen auch stärker in der Fläche stattfinden konnten als Integrationskurse, wird es uns ab dem zweiten Halbjahr deutlich erschwert, Sprachbedarfe in kleineren Städten und Gemeinden vor Ort zu decken."
Sind bereits laufende Kurse ebenfalls gefährdet?
Dr. Mischak: "Nein, da wir ein Kursende aller laufenden Kurse bis zum 30. Juni hinbekommen werden. Später stattfindende Unterrichtsstunden könnten aber nicht mehr abgerechnet werden."
Wie viele Menschen sind betroffen?
Dr. Mischak: "Pro Kurs können 20 Personen beschult werden. Zielgruppen sind Menschen mit schlechter Bleibeperspektive, zum Beispiel aus dem Irak, und seit 2022 auch Ukrainer."
Letzte Frage: Der Deutsche Volkshochschulverband fordert zudem eine Vereinfachung administrativer Vorgaben? Unterstützen Sie auch diese Forderung?
Dr. Mischak: "Ja, durchaus. Wie sehr die Bürokratie ausufert, will ich an einem Beispiel festmachen: Während der 300 Unterrichtsstunden eines Erstorientierungskurses muss die Kursleitung seit Anfang 2022 sechsmal einen sogenannten "Lernzielcheck" ausfüllen. Diesen muss die vhs dann an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge weiterleiten. Damit soll dokumentiert werden, dass die Teilnehmer bestimmte Inhalte beherrschen wie zum Beispiel geläufige Einrichtungsgegenstände benennen. Es handelt sich dabei nicht um eine Prüfung, nur um eine Dokumentation – verbunden aber mit großem bürokratischen Aufwand." (pm) +++