Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stefan Buß: Am Sonntag ist Muttertag

Stadtpfarrer Stefan Buß.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

13.05.2023 / FULDA - Am morgigen Sonntag begehen wir den Muttertag. Seine Wurzeln reichen weit zurück. Manche meinen, sogar bis in die Antike des alten Griechenlands. Verlässliche Kunde gibt es aus dem 13. Jahrhundert: König Heinrich III. von England rief dazu auf, Mitte März einen "Muttertag" zu feiern. Zu seinem wirklichen Durchbruch brauchte der Muttertag dann aber. 



Später gab es einen Neuanfang: Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika. 1907 nahm die Frauenrechtlerin Anna Jarvis den Tod ihrer Mutter zum Anlass, sich erfolgreich für die Anerkennung dieses Tages einzusetzen. Ihre Mutter selbst hatte sich für einen besonderen Feiertag für alle Mütter ihres Landes eingesetzt, dies aber zu Lebzeiten nicht durchsetzen können. Weil ihre Mutter am zweiten Sonntag im Mai gestorben war, wählte Anna Jarvis ihn als Gedenktag. Und sie hatte Erfolg. Präsident Woodrow Wilson führte am 8. Mai 1914 den Muttertag für jeden zweiten Sonntag im Mai zum nationalen Ehrentag der Mütter ein. An diesem Tag gilt es, die Mütter einmal zu ehren für alles, was sie getan, geleistet, geopfert, geliebt haben.

Auch in der Bibel nimmt die Mutter eine sehr wichtige, prägende Rolle ein. Bei den beiden Büchern der Könige zum Beispiel wird jedes Mal der Name der Mutter erwähnt, wenn ein neuer König eingesetzt wird (z.B. 1 Kg. 22). Gleich am Anfang der Bibel im Buch Genesis nannte Adam seine Frau Eva (Gen. 3,20), "denn sie wurde die Mutter aller, die da leben." Weil sie zur Mutter alles Lebens wurde, bekam sie den Namen "Leben", das heißt "Eva". Oder die Mutter des Moses. In erfinderischer Zuwendung rettete sie ihrem Sohn, als aller Erstgeborene getötet werden sollten, das Leben. In dem von ihr selbst gebastelten kleinen Boot konnte er im Schilf am Ufer des Nils den Mördern entkommen (vgl. Ex. 2).

Oder Hanna, die Mutter des großen Gottesmannes Samuel. In bleibender Liebe und Fürsorge fertigte sie für ihren Sohn in jedem Jahr ein neues Oberkleid, damit er das Nötigste hatte (vgl. 1. Sam.1). Und es gäbe unzählige weitere Beispiele. Das Neue Testament legt den Blick besonders auf Maria, die Mutter Jesu. Sie sagt "Ja" zum Willen Gottes und gläubig vertrauend bringt sie den Erlöser zur Welt (vgl. Lk.1,37). Ein arabisches Sprichwort sagt: "Weil Gott nicht überall sein konnte, schuf er die Mütter." – "Muttertag", wenn man ihn begeht, dann macht er nur Sinn, wenn er bewusst begangen wird. Es geht nicht darum, sich durch einen hastig gekauften Blumenstrauß oder sogar ein aufwändiges Präsent eine lästige Pflicht zu erfüllen oder gar das Gewissen zu entlasten.

Solche Gaben können immer nur Begleiter der inneren Zuwendung sein. Dafür ist es aber nötig, das Gegenüber – am Muttertag die eigene Mutter – auch wirklich im Blick zu haben. Denken wir einmal daran, was uns an Positivem einfällt, wofür wir voller Dank sind, uns vielleicht auch erinnern an Belastendes und Spannungsvolles. Aber beschränken wir es nicht nur auf einen Tag im Jahr, jeder Tag könnte irgendwie ein kleiner Muttertag sein. (Stefan Buß)+++



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