Stadtplanungs-Ausschuss
Masterplan Mobilität: Auch das Unmögliche darf gedacht werden
Viele Besucher bei der Sitzung des Stadtplanungsausschusses.
Fotos: Christopher Göbel
04.05.2023 / BAD HERSFELD -
Zahlreiche Besucher hatten sich am Mittwoch zur Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Umwelt in der Bad Hersfelder Stadthalle eingefunden, viele davon Anwohner des Wehneberges. Dort geht es gerade darum, wie die Verkehrsführung während des Klinikum-Neubaus geplant ist. Doch dieser Punkt wurde von den Ausschussmitgliedern nur marginal gestreift.
Hauptpunkt war die Vorstellung des "Masterplans Mobilität und Verkehr" für die Kreisstadt, den die Unternehmensberatung "Benz & Walter" aus Wiesbaden gemeinsam mit einigen Akteuren der Stadt erarbeitet hat. "Der fertige Masterplan soll dem Disput dienen und muss immer fortgeschrieben werden", sagte Dr. Michael Walter, der dem Ausschuss den Plan recht detailliert vorstellte. In drei Workshops wurden gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Ideen gesammelt, um die Stadt verkehrstechnisch zukunftsfähig zu machen, dabei aber Aspekte wie weniger Kraftfahrzeugverkehr, Rad- und Fußwege, Umweltverträglichkeit oder Attraktivität nicht aus den Augen zu lassen.
Eine Mammutaufgabe, wenn man bedenkt, dass die jetzige Verkehrsführung auf nahezu dem gesamten Stadtgebiet auf Planungen aus den 1960er Jahren beruht. Bei den Workshops durften alle Ideen geäußert werden - auch die vermeintlich undenkbaren. "Der Masterplan richtet sich nicht per se gegen den Individual- und Schwerlastverkehr", so Walter. Es gehe um Verkehrsreduzierung, Konfliktvermeidung zwischen Kraftfahrzeug- und Radverkehr sowie Fußgängern und einen innovativen öffentlichen Personennahverkehr. Außerdem sei die Stadt Bad Hersfeld bei vielen den Verkehr betreffenden Angelegenheiten "nicht Herr der Lage", beispielsweise bei Landes-, Kreis- und Bundesstraßen sowie Autobahnen. Alles, was geplant werde, müsse mit sämtlichen zuständigen Stellen abgestimmt werden. Auch die Frage von Fördergeldern stehe immer im Raum.
Gedankenspiele für den Verkehr
Ideen, die Walter beispielhaft nannte, sind eine Tieferlegung der Bahnstrecke, die durch den ICE-Halt für die Stadt von nicht unerheblicher Bedeutung sei. Auch eine Verlegung der Bundesstraßen 27, 62 und 324 am Stadtgebiet vorbei, "eventuell mit Tunneln", wäre denkbar. "Es sind Gedankenspiele, die auf Basis der Workshops entstanden sind", so Walter. Der "Masterplan" sei ein "strategischer Kompass". "Was die Stadt daraus macht, kann ich nicht sagen", so Walter. Derzeit enthält der Plan elf priorisierte Maßnahmen. "Alle Beteiligten müssen miteinander sprechen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erreichen", appellierte Walter an die Ausschussmitglieder. Der gesamte "Masterplan" umfasst 567 Seiten. Öffentlich einsehbar ist er laut Bürgermeisterin Hofmann noch nicht. "Man muss heute den Weg in die Zukunft gehen", so der Referent. Der "Masterplan" sei der "größte gemeinsame Nenner" und eine Vorlage, an der weitergearbeitet werden müsse. Vor allem aber müsse die Stadt bald selbst aktiv werden. Einstimmig wurde beschlossen, den "Masterplan Mobilität" der Stadtverordnetenversammlung zu empfehlen. Diese tagt wieder am 11. Mai.
"Wir müssen das angehen, wenn auch in kleinen Schritten", sagte Ausschussvorsitzender Thomas Bös (Grüne). Laut Bürgermeisterin Anke Hofmann laufen bereits Gespräche bezüglich möglicher Ortsumgehungen. "Und auch das Klinikum beschäftigt uns", so Hofmann. Laut Walter werde es beim Klinikum zu Kompromissen kommen, "die nicht allen schmecken werden". Christian Scholz von der Stadtverwaltung erwähnte, dass die Stadtbusse zunächst für zwei Jahre neu ausgeschrieben worden seien.
Brücken-Beleuchtung, "Timberjacks" und Archiv-Neubau
Weitere Punkte des Ausschusses waren die Vereinbarung über den Achiv-Neubau (einstimmig) und der Sachstand Tennet-Leitung (ohne Neuigkeiten). Laut Fachbereichsleiter Johannes van Horrick wird die Firma "Tegut" in Sorga einen "Teo" aufstellen, um die dortige Nahversorgung zu verbessern. Weiterhin liegt der Stadt nun das Gutachten über die Beleuchtung der neuen Fuldabrücke vor. Es wird noch einen Ortstermin geben, aber laut van Horrick gebe es nur "beschränkt Probleme für die Tierwelt". Je nach Jahreszeit solle nun die Beleuchtungsdauer geplant werden. Die Baugenehmigung für das ehemalige Areal der "Ford-Zentrale" sei erteilt. Wann "Timberjacks" jedoch mit dem Bau beginne, sei unklar. So lange wird der Platz als Parkplatz genutzt, was aber laut Stadtverwaltung keine Auswirkungen auf eventuelle Gewässerschädigung habe. (Christopher Göbel) +++