Arbeitsmarkt im April
Dombrowski: Ein paar dunkle Wolken am Horizont
Fotos: Christopher Göbel
28.04.2023 / BAD HERSFELD -
Waldemar Dombrowski, Chef der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, hatte zur Präsentation der monatlichen Arbeitsmarktzahlen in die neuen Räume des Steuerbüros "Sell & Partner" in der Bad Hersfelder Klausstraße eingeladen. Das Steuerbüro erhielt bei diesem Termin ein Ausbildungszertifikat der Agentur für Arbeit.
Marco Sell begrüßte die Abordnung der Agentur für Arbeit und stellte das Unternehmen, das zur "HSP Steuer"-Gruppe gehört, vor. Bereits 1980 gründete Sells Vater das Steuerbüro, das inzwischen Dependancen in Kassel, Fulda, Friedewald und Hohenroda betreibt. Das Büro in Bad Hersfeld ist mit rund 20 der inzwischen fast 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das größte. Fünf Auszubildende arbeiten bei "Sell & Partner".
Vor zwei Wochen richtete sich das Steuerbüro in den neuen Räumen in der Klausstraße ein, wo früher der Sitz der "Hersfelder Zeitung" war. Zuvor war das Steuerbüro in der Reichsstraße beheimatet. Auch Sohn Lucian arbeitet mit. "Wir arbeiten zu 100 Prozent digital", so Sell.
Verunsicherung der Unternehmen
Ein weiterer Grund für die ausbleibende Frühjahrsbelebung des Arbeitsmarktes kann laut Dombrowski auf einer Verunsicherung der Unternehmen beruhen. "Die Energiekosten, die Inflationsrate, hohe Bauzinsen und Lieferkettenprobleme bremsen die Wirtschaft aus. Das sind gerade die dunklen Wolken am Horizont." Energiekrise und Inflation würde das Land laut dem Agenturchef "in den Griff bekommen". Anders sehe es beim Thema Fachkräftemangel aus.Insgesamt stünden im Landkreis 1.071 offene Stellen 534 Fachkräften gegenüber. "Es reicht nicht", so Dombrowski. Alleine in Produktionsberufen, beispielsweise in der Industrie, fehlte rund ein Drittel an ausgebildeten Fachkräften. Bei den Berufen in der Baubranche sei der Rückgang aus den vorgenannten Gründen deutlicher als 2022.
"Alle Ausbildungsmöglichkeiten in der Region"
Derzeit gibt es im Kreis Fulda 1.276 freie Ausbildungsstellen, im Kreis Hersfeld-Rotenburg sind es 558. "Wir gehen nicht davon aus, dass alle freien Ausbildungsstellen zum Sommer besetzt werden können", so Dombrowski. Dabei gebe es in der Region nahezu alle Möglichkeiten, eine Ausbildung im Wunschberuf zu beginnen.Bei den 2.634 Arbeitslosen sind 67 Prozent ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung. "Keine Ausbildung zu haben, ist das größte Risiko, arbeitslos zu werden oder langzeitarbeitslos zu sein", sagte Dombrowski. Es gebe aber Instrumente, um Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen. Dazu gehören unter anderem berufliche Umschulungen. Sabrina Blankenbach von der Arbeitsagentur teilte mit, dass 22 Menschen (neuen Frauen und 13 Männer) sich derzeit in Umschulungen befinden. Das Durchschnittsalter liegt bei 32 Jahren. "2022 waren es 76 Menschen. Das wollen wir auch in diesem Jahr wieder erreichen", so Blankenbach. Alleine der Prozess, den geeigneten Bewerber für eine Firma zu finden, sei zeitaufwändig. "Wir haben aber eine hohe Quote derjenigen, die es durchziehen." Auch eine Teilzeitausbildung, um Familie und Ausbildung "unter einen Hut" zu bringen, sei eine Möglichkeit.
Als gutes Beispiel bei den Themen Ausbildung, Teilzeitausbildung und Umschulung nannte Waldemar Dombrowski das Steuerbüro "Sell & Partner", das sich nun mit dem Ausbildungszertifikat der Agentur für Arbeit schmücken darf. (Christopher Göbel) +++