"Prozess mit Abschiedsschmerz verbunden"

Landessynode der EKKW tagt: Kirche im Dilemma, aber voller Zuversicht

Bischöfin Dr.Beate Hofmann ist ab Mittwoch bei der 14. Landessynode der EKKW in Hofgeismar
Foto: medio-tv./Christian Schauderna

25.04.2023 / HOFGEISMAR - Die evangelische Bischöfin Dr. Beate Hofmann nennt den unumgänglichen Transformationsprozess ihrer Kirche wegen Kirchenaustritten und schrumpfender Finanzen klar beim Namen, wirbt aber gleichzeitig um Zutrauen, dass dieser Weg gemeinsam gelingen wird. Die notwendigen Einsparungen und deren Konsequenzen, die ab Mittwoch auf der Frühjahrstagung der 14. Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Hofgeismar auf der Tagesordnung stehen, sollen konkretisiert in den nächsten Doppelhaushalt einfließen.  

Im Mittelpunkt der Tagung stehen die kirchlichen Finanzen und der damit verbundene Veränderungsprozess: Welche Einsparmöglichkeiten und Spielräume gibt es angesichts schwindender Ressourcen? Die Synodalen beraten über die konkreten Eckdaten für die Haushaltsplanaufstellung 2024/2025. Auch um die Weiterentwicklung der Eckpunkte im Rahmen des Haushaltskonsolidierungsprozesses wird es gehen. "Dabei wollen wir als Synode auf die Bereiche schauen, wo Kirche wirkt", kündigt Präses Dr. Michael Schneider an.

Die Bischöfin möchte den Fokus aber von der zutreffenden Diagnose "Wir werden weniger, kleiner und ärmer" vermehrt auf den Reformierungsgedanken "Wir werden anders!" lenken. Naturgemäß seien die Einschnitte in den Gemeinden mit Abschiedsschmerz verbunden, es komme aber gleichzeitig auch viel Positives in Bewegung. Bei der Vielzahl an Vorschlägen sei es aber noch zu früh, ein klares Bild von der Ausprägung der Kirche in zehn Jahren zu zeichnen, dieses Zustand der Unsicherheit müsse man aber aushalten. Fest stehe, dass das kirchliche Angebot in seiner bisherigen Dichte nicht mehr so aufrechtzuerhalten sei. "Ich möchte aber vor allem den Mut und das Zutrauen stärken, dass wir es miteinander schaffen, Menschen zu begleiten und einzuladen, unseren Glauben mit ihnen zu teilen". 

Das sich seit Jahren abzeichnende Dilemma der Kirche beschrieb Dr. Hofmann so: "Immer mehr Menschen kehren der Kirche den Rücken und denken 'Die brauche ich nicht', haben aber gleichwohl weiter hohe Erwartungen an uns und unsere Angebote, die sie auch weiter gerne wahrnehmen."

Auf der Tagesordnung der Landessynodentagung stehen auch Berichte, unter anderem von Oberkirchenrat Jörn Dulige, dem scheidenden Beauftragten der Evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung, sowie dem Landeskirchlichen Koordinator zum Thema "Sexualisierte Gewalt". Zu Gast ist zudem Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg (EKD). Er wird am Freitagabend zum Thema "Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten in der Zeitenwende" sprechen. 

Hintergrundinformationen   

Der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehören rund 730.000 Menschen (Stand 31. Dezember 2022) an. Das Gebiet der Landeskirche erstreckt sich von Bad Karlshafen im Norden bis zum Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim im Süden, vom Waldecker Upland im Westen bis zum im Freistaat Thüringen gelegenen Kirchenkreis Schmalkalden.   

Aufgaben und Kompetenzen  der Landessynode 


Die Landessynode besitzt herausragende Kompetenzen: Sie hat in allen kirchlichen Fragen die letzte Entscheidung. Die geistliche und rechtliche Leitung der Landeskirche teilt sie mit dem Bischof / der Bischöfin, den Pröpstinnen und Pröpsten, dem Rat der Landeskirche und dem Landeskirchenamt. Alle anderen Leitungsorgane sind der Landessynode verantwortlich. Die Synode wählt den Bischof / die Bischöfin und entsendet aus ihrer Mitte den Rat der Landeskirche. Sie erlässt Gesetze, verabschiedet den Haushalt und schafft so die Grundlagen für das rechtliche Leben der Landeskirche.   

78 Mitglieder gehören der 14. Landessynode an; dabei sind die Nicht-Theologen in der Mehrheit. Das Gros der Mitglieder wird direkt von den Synoden der Kirchenkreise für sechs Jahre gewählt. Hinzu kommen von Amts wegen die Bischöfin sowie ihre Stellvertreterin bzw. ihr Stellvertreter, die Vizepräsidentin (juristische Stellvertreterin) und der Prälat (theologischer Stellvertreter), die Pröpstinnen bzw. der Propst der drei Sprengel sowie die Direktoren des Evangelischen Studienseminars und der Evangelischen Akademie. Der Rat der Landeskirche beruft zwölf weitere Mitglieder der Landessynode, von denen mindestens acht Laien sein müssen. Bei deren Berufung sollen laut Grundordnung "die für den Dienst der Kirche in der Welt wichtigen Kräfte" vertreten sein.   

Die Landessynode tagt in der Regel zweimal im Jahr: im Frühjahr und in der Woche vor dem 1. Advent. Am 5. Mai 2022 hat die Amtszeit der 14. Landessynode begonnen; sie endet im Frühjahr 2028. Präses ist Dr. Michael Schneider aus Schlüchtern. Erste Beisitzerin ist Dr. Isabel Schneider-Wölfinger aus Espenau, zweiter Beisitzer ist Pfarrer Jan-Friedrich Eisenberg aus Vöhl. Weitere Informationen rund um die Synode unter Synode | Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck (ekkw.de) (pm/ci)+++

Präses der14.Landessynode der EKKW ist Dr. Michael Schneider, Hochschuldozent, Schlüchtern, Kirchenkreis Kinzigtal
Foto: medio-tv./Christian Schauderna
Bild von der Herbsttagung der Synode
Foto: medio-tv./Christian Schauderna

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