Integrations-Konzept

"Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe"

Präsentation des Integrations-Konzepts: Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann, Stadträtin Aysegül Tas-Dogan, Fachbereichsleiterin Jutta Hendler und die Integrationsbeauftragte Manuela Kleinwächter.
Fotos: Christopher Göbel

23.04.2023 / BAD HERSFELD - Integration ist ein Thema, das die Stadt Bad Hersfeld nicht erst seit den Flüchtlingsströmen im Jahr 2015 beschäftigt. Jetzt hat der Fachbereich Generationen ein Integrations-Konzept veröffentlicht, in dem Möglichkeiten, Chancen und Maßnahmen für die Integration ausländischer Mitbürger vorgestellt werden.



"Die Festspielstadt Bad Hersfeld ist eine weltoffene und tolerante Stadt. Rassismus, Antisemitismus, Fremden- bzw. Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz. Menschenverachtende und demokratiefeindliche Handlungen werden wir mit aller Entschiedenheit bekämpfen, wo, wie und wann immer sie auftreten sollten" steht auf einem Schild an der Konrad-Duden-Stadtbibliothek und in der Breitenstraße. Bereits im Jahr 2000 hatte die Stadtverordnetenversammlung dieses Leitmotto beschlossen.

Aktuelle Probleme im Blick

In den 23 Jahren danach war Integration ein stetiges Thema von Politik und Gesellschaft. "Wir haben lange an dem Konzept gearbeitet", sagt Jutta Hendler, Leiterin des Fachbereichs Generationen bei der Stadt Bad Hersfeld. "Integration ist ein Herzensthema von mir." Das Integrationskonzept zeige eine Haltung, gebe der Arbeit Struktur. Dabei behalte es aktuelle Probleme im Blick, "auch wenn nicht alles sofort gelöst werden kann", so Hendler.

Der Ausländeranteil an der Gesamt-Bürgerschaft (15.732 männliche und 16.237 weibliche Personen) beträgt derzeit rund 20 Prozent, weitere zehn Prozent haben eine doppelte Staatsbürgerschaft. Die in der Stadt lebenden Menschen kommen aus 106 Nationen.

Seit dem Jahr 2021 gibt es die Stelle der Integrationsbeauftragten bei der Stadtverwaltung. Manuela Kleinwächter besetzt diese Stelle und war maßgeblich an er Erstellung des Integrationskonzepts beteiligt. "Integration bedeutet nicht nur Menschen aus andern Ländern, sondern alt, jung, arm, reich, oder auch unterschiedlichen sexuelle Orientierungen", so Kleinwächter im Pressegespräch im Rathaus. "Wir möchten Brücken bauen", so Hendler. Dabei sei allerdings auch wichtig, dass Integration immer von beiden Seiten kommen müsse.

Sprache als Schlüssel

Eine funktionierende Verständigung sei aus Sicht von Kleinwächter und Hendler der "Schlüssel für Integration". Die Stadt biete bereits Sprachkurse an, auch für Frauen inklusive Kinderbetreuung. "Es kann und darf nicht sein, dass die Kinder, die Deutsch sprechen können, bei Amts-Anliegen oder Auseinandersetzungen übersetzen müssen", so Kleinwächter. 

Mehrere Treffpunkte im Stadtgebiet (Begegnungsstätte Hohe Luft, Mehrgenerationenhaus Dippelmühle oder Jugendhaus) seien offen für alle Bürgerinnen und Bürger. Bereits in den städtischen Kindertagesstätten werde mit der Integration begonnen. "Wir haben bisher nach innen viel bewirkt", sagte Hendler. Das Integrationskonzept gebe "eine Struktur, mit der man arbeiten kann".

Anhand des Konzepts sollen sich viele Menschen aus der Stadtgesellschaft an einer gelingenden Integration beteiligen. "Es soll das Miteinander und den Zusammenhalt stärken. Alle können ihre Kultur und Ideen einbringen, um die Gesellschaft zu bereichern", sagte Hendler. Das brauche Zeit, aber einige Schritte seien bereits erfolgreich unternommen worden. Die "Interkulturelle Woche", der gut besuchte "Treffpunkt Vielfalt" oder Begegnungsfeste in den Stadtteilen seien Möglichkeiten, sich zu treffen und miteinander ins Gespräch zu kommen. 

Integration ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Beim Thema Integration arbeitet die Stadt auch mit dem Landkreis zusammen. Die "Integreat-App" des Kreises oder das Netzwerk "Integration und Vielfalt" sowie eine Integrationskommission arbeiteten Hand in Hand. Weitere Themen des Integrationskonzeptes beschäftigen sich mit demokratischer Bildung, Religion, Senioren und auch Sport und Ehrenamt. "Je mehr Menschen sich für Integration engagieren, desto besser. Vielleicht ist dieses Thema irgendwann 'normal'", drückte Kleinwächter eine Hoffnung aus.

Stadträtin Aysegül Tas-Dogan (SPD) sagte, dass Integration und Migration eine "Lebensaufgabe" sei. "Es ist auch eine gesamtpolitische Aufgabe und eine Gemeinschaftsaufgabe", so die Stadträtin. Dabei müsse das Konzept immer weiter fortgeschrieben werden. "In welcher Gesellschaft wollen wir zukünftig leben und was ist uns wichtig?", stellte Tas-Dogan die Fragen, die hinter allem stehen. Die Hemmschwelle rassistischer Bemerkungen im Alltag sei gesunken, so die Politikerin, die in Deutschland geboren wurde und deren Eltern aus der Türkei stammen. 

Bürgermeisterin Anke Hofmann (parteilos): "Alle Bereiche der Stadtgesellschaft sind mit dem Integrations-Konzept angesprochen." Es sei die Grundlage für die weitere Integrationsarbeit und ein Handlungs-Leitfaden. Sie wies auch darauf hin, dass das vollständige Konzept auf der städtischen Website als PDF-Datei heruntergeladen werden könne. "Wir haben nur 250 Exemplare gedruckt", so Hendler. 

Plakat-Kampagne geplant

Die Öffentlichkeit für Integration möchte die Stadt demnächst durch eine Plakat- und eine Social-Media-Kampagne erreichen. Dazu haben sich Bürgerinnen und Bürger der Stadt fotografieren lassen und persönliche Statements zum Thema "Vielfalt ist einzigartig - Bad Hersfeld zeigt Haltung" abgegeben. (Christopher Göbel) +++

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