Ziel ist die Belebung der Innenstadt

Kneipen, Hotels und Restaurants vor der LGS-Eröffnung - Ein Stimmungsbild

Wenn's nach der Stadt geht, belebt die LGS in den Fulda-Auen auch die Innenstadt.
Collage: O|N-Grafik / Janina Kalathas

21.04.2023 / FULDA - "Wir stehen in den Startlöchern und unsere Terrasse ist vorbereitet", sagt Marie Sofie Post, ihres Zeichens stellvertretende Hoteldirektorin im "Platzhirsch". In wenigen Tagen eröffnet in Fulda die Landesgartenschau und das Hotel im Zentrum der Stadt stellt sich – auch dank eines speziellen "Flower Power 2.0"-Arrangements mit Übernachtung, LGS-Ticket, Stadtführung und Abendmenü – auf eine Menge LGS-Besucher in den nächsten Monaten ein.



Dies ist auch das erklärte Ziel der Stadt: Die LGS, die ja doch ein bisschen ab vom Schuss liegt, soll auch die von Corona und Inflation gebeutelte Innenstadt stärken. OSTHESSEN|NEWS hat sich bei Gastronomen und Hoteliers umgehört, wie die das so sehen.

"Habe großen Respekt vor der Herausforderung"

Jonas Renner ist der Wirt der "Wiesenmühle", die 1994 bei der 1. Hessischen Landesgartenschau selbst Teil des LGS-Geländes war. "Die Erfahrung von damals hat gezeigt, dass das Gästeaufkommen in dieser Zeit enorm groß sein wird", sagt er. Als vorbeugende Maßnahme habe er die Speisekarte ein wenig verkleinert, sich dafür aber einen deutlich größeren Pizza-Ofen zugelegt.

Renner macht keinen Hehl daraus, dass er "großen Respekt" vor der Herausforderung hat – vor allem in den Sommermonaten, wenn es mit dem "Robin Hood"-Musical und den Domplatzkonzerten so richtig voll wird in der Stadt. "An guten Tagen gehen bei uns ohnehin schon 1.000 Teller raus, und durch die LGS rechnen wir mit nochmal 100 bis 300 Gästen mehr." In Zeiten des Fachkräftemangels im Gastro-Gewerbe müsse man das erst einmal wuppen.

Wie wird das Wetter? Und dann das Problem mit den Leerständen

Mitentscheidend für den Erfolg der LGS wird das Wetter sein. "Der März war schlecht und der April bis jetzt noch schlechter", sagt Crescenzo Mattera, der Inhaber des Ristorante "La Romantica" in der Pfandhausstraße. "Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt."

Der Italiener geht zwar davon aus, dass die LGS Tagestouristen in die Stadt locken wird, das ändere aber nichts am Grundproblem: den vielen Leerständen. "Wenn man hier abends durch die Straßen bummelt und jedes zweite Schaufenster ist dunkel, dann macht das keinen Spaß. Ein Besuchermagnet wie früher ist die Innenstadt schon lange nicht mehr." Und Crescenzo Mattera hofft, dass sich das City-Marketing – wie im vergangenen Sommer auch – wieder einiges an Aktionen einfallen lässt, die das Treiben in der Stadt ein bisschen bunter machen.

LGS fast kein Thema fürs Hotel und Kongresszentrum "Esperanto"

Im Jahreskalender des Hotels und Kongresszentrums "Esperanto" spielt die Landesgartenschau eine eher untergeordnete Rolle. "Wir haben kaum Buchungen, die sich explizit auf die LGS beziehen", sagt Hoteldirektor Dieter Hörtdörfer. "Unsere Wochenendgäste kommen in der Regel zum Bummeln und Einkaufen, sie wollen gut essen und Wellness genießen. Und unsere Tagungsgäste haben während der Woche überhaupt keine Zeit, sich zwischen ihren vielen Tagesordnungspunkten auch noch das LGS-Gelände anzusehen."

Gegen Nörgler: "Auf Dauer haben wir doch alle was von der LGS"

Den Bereich rund um den Aue-Weiher hat Jonas Sporer, der Chef vom Restaurant "Zum Ritter", bereits mit dem Fahrrad erkundet. "Das sieht auf den ersten Blick alles sehr gut aus, auch wenn es bedauerlich ist, dass der Tiergarten und der Schlossgarten nicht rechtzeitig fertig sind. Ich glaube aber, die LGS wird super." Unmöglich findet Sporer nörgelnde Zeitgenossen, die das Gelände privat gerne und oft nutzen und während der LGS nur mit Ticket hinein können. "Mann, das ist gerade einmal ein halbes Jahr. Und auf Dauer haben wir doch alle was davon."

Jonas Sporer leitet den "Ritter" seit 2015. Seitdem habe sich Fulda zu einem richtigen touristischen Hotspot gemausert (von den Lockdowns einmal abgesehen). "Ganze Busladungen von Landfrauen haben bei uns schon angefragt. Und ich überlege mir, ob ich nicht ein spezielles LGS-Menü kreieren soll."

Abwarten und Bier trinken: "Es weiß doch keiner, wie das alles so wird"

In den Bierkneipen rund ums Bermuda-Dreieck herrscht indes noch vorfreudiges Desinteresse an der LGS. "Tagsüber wird sich für uns gar nichts ändern, höchstens abends ein bisschen", sagt Co-Wirt André Gerber von der "Windmühle". "Wir sehen dem entspannt entgegen. Schließlich kann keiner sagen, wie das hier in den nächsten Monaten eigentlich tatsächlich alles so wird …" (Matthias Witzel) +++

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