Nachdreher zur SG Barockstadt

Letztes Drittel: SGB mit falschen Entscheidungen - Samstag gegen Walldorf

Moritz Reinhard (Zweiter von links) in Aktion. Rechts im Trikot des KSV Hessen: der Hersfelder Steven Rakk
Fotos: Martin Engel

21.04.2023 / FULDA - Ein erarbeiteter Punktgewinn im Hessenderby der Regionalliga Südwest gegen das traditionsreiche Hessen Kassel - da sollte man als Aufsteiger, der die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz immer noch ist, nicht meckern. Erst recht nicht, wenn man die Steigerung in der zweiten Hälfte als Maßstab ansetzt. Die SG bäumte sich auf, wehrte sich gegen die Heimniederlage - bis zur Pause lag sie 0:1 zurück - kramte ihren Charakter hervor, zapfte Mentalität an, um am Ende ein 1:1 zu verbuchen. Das Fuldaer Team wollte sein Heimspiel unter keinen Umständen verlieren. 



Eines vorab: Man sollte nicht den Fehler machen, die Spielentwicklung am nicht gegebenen Handelfmeter festzumachen - und den Ausgang darauf zu reduzieren. Videobilder bewiesen eindeutig, dass Nennhubers Handspiel in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit einen Strafstoß hätte nach sich ziehen müssen. Doch alles übereifrige Nachkarten bringt ja nichts - und vielleicht war eben diese Szene der Auslöser, dass die SGB-Spieler ihre Wut über diese Entscheidung in beherztes Engagement im zweiten Abschnitt kanalisierten. Wie wäre es mit dieser Sicht der Dinge?

Zahlen und Fakten: Die SGB ist weiterhin Elfter der Tabelle - mit absolut ausgeglichener Bilanz. Den endgültigen Klassenerhalt könnte sie am Samstag fixieren, wenn sie ihr Heimspiel gegen den Tabellennachbarn Astoria Walldorf gewinnt. Der KSV Hessen besitzt nach dem Punktgewinn vom Mittwochabend vier Punkte Vorsprung auf den momentan ersten Direktabsteiger aus Worms - hat aber jetzt zwei Alphatiere der Liga vor der Brust: Es geht gegen Ulm und Steinbach Haiger.

Eindrücke der zweiten Hälfte machen Mut - Gören und die Schallplatte

Das Positive: Ohne Frage der Mut in der Anfangsphase und die Willens-Leistung in der zweiten Halbzeit. "Wir müssen heute zufrieden sein mit dem 1:1", sagte SGB-Coach Sedat Gören, "weil die Jungs gekämpft haben". Und er freute sich über das Spiel im Kopf, das sein Team in Hälfte zwei bot. Welche Worte er gefunden habe zur Pause? "Gegen Offenbach sind wir auch zurückgekommen. Wir wollten einige Ballstafetten zeigen, immer wieder Druck machen - und auch auf den zweiten Ball gehen."

Das weniger Gute: Seien wir ehrlich aus SGB-Sicht: Der fußballerische Wert war gering. Sehr gering. Er muss ja auch nicht groß sein, um Fußballspiele zu gewinnen. Aber vor allem zwei Dinge muss die SGB dringend verbessern - und das sind oft die kleinen Unterschiede zwischen Hessen- und Regionalliga. 

Erstens: das Verhalten im letzten Drittel.  "Wir haben oft die falschen Entscheidungen getroffen", sagte Gören. Das betonte er nicht zum ersten Mal in dieser Saison. In den letzten Wochen trat das des Öfteren auf - der Trainer der SGB könnte fast eine Schablone über seine Statements legen oder eine Schallplatte auflegen. Ob nun die Präzision fehlt in Abspiel oder Abschluss, ob es das mannschaftliche und damit auch taktische Verhalten ist, die Handlungsschnelligkeit - oder einfach eine Frage der Qualität.

Das Wohl und Wehe der zweiten Bälle - Martiker: Bis zum nächsten Mal

Zweitens: das Verteidigen der zweiten Bälle. Fußball ist ein einfaches Spiel - und dazu gehört auch, zweite Bälle zu gewinnen. Auf diese zweiten Bälle zu spielen, das ist ein (Erfolgs) Muster des KSV Hessen. "Die spielen viele lange Bälle übers Zentrum", stöhnte Gören ein wenig - um dann die individuelle Qualität des Ex-Zweitliga-Profis Sararer oder die von Alban Meha zu nutzen. Und eben diese zweiten Bälle zu verteidigen, damit hat die SGB ein Problem. Einen ersten Ball nicht zu gewinnen - das kann passieren. Den zweiten nicht zu verteidigen - das darf nicht passieren. Immerhin: In Halbzeit zwei wurde das zusehends besser. Passend dazu auch die Worte des Hessen-Trainers Tobias Damm. Kampf und Moral? "Wenn wir die nicht hätten, wären wir fehl am Platz." 

Wenn es jemals einem gelang, eine passende Pointe zum Schluss zu setzen, dann gebührt die Rainer Martiker. KSV-Trainer Tobi Damm entließ er mit den Worten: "In froher Voraussicht bis zum nächsten Mal." Auch er wünscht sich den Klassenerhalt für den KSV Hessen - damit auch in der nächsten Saison das Hessenderby in Fulda zu sehen ist.

SG Barockstadt braucht weiter Unterstützung - sie hat sie verdient

Der Ausblick: Mögen die Anmerkungen über das "weniger Gute" die Oberhand gewonnen haben an dieser Stelle - in der Vorrunde wäre das Verhältnis noch umgekehrt gewesen. Und wie sagte Sedat Gören zuletzt: Einige hätten von dem Fakt, dass der Quasi-Klassenerhalt relativ früh feststand, gelebt. Recht hat er. Vielleicht zu sehr. 

Doch: Nehmen wir das Positive vom Mittwoch mit und hoffen auf besseren Fußball am Samstag gegen Astoria Walldorf; Anstoß in der Johannisau ist wie immer um 14 Uhr. Gerade jetzt hat die SG Barockstadt Unterstützung nötig - und sie hat sie auch, wie am Mittwoch in Halbzeit zwei gesehen, verdient. Denn sie gibt alles, um die Zuschauer nicht zu enttäuschen. (wk) +++

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