Nachruf auf "echtes Fuldaer Original"
Bäckermeister Jupp Sauer ist tot - Mittelstand, FKG und Café waren sein Leben
Foto: Martin Engel
16.04.2023 / FULDA -
Ein Fuldaer Original ist tot: Jupp Sauer starb zwei Tage vor seinem 93. Geburtstag am Ostersamstag nach kurzer schwerer Krankheit im Klinikum Fulda. Er wohnte mitten im Kneipenviertel "Bermuda-Dreieck", hat die Innenstadt geprägt und war trotz seines hohen Alters noch täglich zwischen Karlstraße, Kanalstraße und Gemüsemarkt unterwegs. Josef ("Jupp") Sauer war aber nicht nur engagierter Bürger, sondern auch bekannter Unternehmer. Familie und Freunde trauern um die bekannte Persönlichkeit.
Ursprünglich stammt Jupp Sauer, Sohn eines Landwirts, aus Künzell-Dirlos. Dem kleinen Ort vor den Toren der Rhön, "seine Heimat", blieb er zeitlebens eng verbunden. Im Kohlgrund hatte der Bäckermeister seine Ranch, sein Refugium, wo er Pferde hielt, eine Reithalle und ein Wochenendhaus baute. Die Ranch war in der Familie und bei Freunden gleichermaßen beliebt. "Jupp und seine Frau Ursula (verstorben am 27. Dezember 2020, Anm. d. Red.) verbrachten viele Tage auf ihrer Ranch", erinnern sich Weggefährten.
Nach Lehre, Wanderschaft und Meisterprüfung fand Jupp Sauer seine berufliche Heimat am Fuldaer Gemüsemarkt in der Bäckerei seiner Frau. Er übernahm Ende der 50er Jahre die Bäckerei und entwickelte sie zu einer Institution. Das Café Sauer war ein Begriff in der Domstadt. Hier trafen sich Fuldaer Größen aus allen Bereichen der Gesellschaft sowie aus Politik und Fastnacht. Das Café war lange als Zentrum des Mittelstandes von den Einen gefeiert, von Anderen als Ort von Stammtischpolitik kritisiert.
OB Dr. Wingenfeld: "Echtes Fuldaer Original"
Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) würdigte den Verstorbenen: "Josef Sauer – von vielen nur 'Jupp' genannt – als ein echtes Fuldaer Original. Bis ins hohe Alter hinein nahm er aktiv am Stadtgeschehen teil. Wer mit ihm ins Gespräch kam, der konnte von seinem großen lokalhistorischen Wissen sowie von seinem reichen persönlichen Erfahrungsschatz profitieren. In seinem Beruf als Bäcker hat sich Jupp Sauer mit seiner Traditionsbäckerei am Gemüsemarkt einen guten Ruf erarbeitet, nebenher war er auch in Innung und in Verbänden aktiv."Von 1977 bis 1989 wirkte Sauer in der Stadtverordnetenversammlung, unter anderem war er Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft, Landwirtschaft und Verkehr, in der Verkehrskommission und in der Kommission zum Schutze des Stadtbildes. Er war stellv. Mitglied im Sozialausschuss, im Kulturausschuss und im Theaterbauausschuss. Er engagierte sich zudem als aktives Mitglied nahezu 30 Jahre in der Fuldaer Karnevals-Gesellschaft (FKG). Auch um die deutsch-amerikanische Freundschaft und um die Kontakte zu den in Fulda stationierten US-Soldaten hat er sich große Verdienste erworben. "Die Stadt Fulda wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren", so das Stadtoberhaupt.
Mittelstand, FKG und seine Heimat im Herzen der Stadt
Seinen Alterssitz hatte Jupp Sauer in der Karlstraße im Herzen der Stadt Fulda. Hier war er bis kurz vor seinem Tod allgegenwärtig. An Sonnentagen saß Jupp auf der Bank gegenüber seines Hauses, nie allein, denn stets kamen Freunde und Bekannte vorbei, die sich gerne zu Jupp setzten und seinen Geschichten und Erzählungen lauschten. Aber jeder wurde auch "ausgefragt", denn Jupp interessierte sich für alles, was in dieser Welt vorging. Ob Stadt, Land oder die weite Welt, jede Information nahm er auf.
Am Freitag, 21. April 2023 wird Jupp Sauer beigesetzt. Das Seelenamt findet um 9:30 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Blasius mit Stadtpfarrer Stefan Buß statt. Anschließend ist die Beerdigung, um 11:30 Uhr, auf dem Zentralfriedhof in Fulda. (Christian P. Stadtfeld) +++