Zwischenruf von Bertram Lenz
Wenn Wünsche deplatziert sind: Was ist an Karfreitag "schön"?
Foto: Pixabay
07.04.2023 / REGION -
Die Feiertage stehen vor der Tür, und da ist es durchaus angebracht, einander "Schöne Ostern" zu wünschen. Davor allerdings wird der Karfreitag begangen, und mir ist schleierhaft, was an diesem Tag "schön" sein soll. Sehr viele Mitmenschen aber scheinen sehr wohl dieser Ansicht zu sein, denn sowohl im privaten Umfeld als auch bei Messenger-Diensten und auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen des Internets tauchen diese Grüße heute verstärkt auf.
Ich frage mich ernsthaft, was diese Zeitgenossen dazu bewegen mag, anderen einen "Schönen Karfreitag" zu wünschen. Außer höflich sein zu wollen und vielleicht zu meinen, dieser Tag sei "schön", weil ein Feiertag und daher für die meisten von uns frei.
Der Karfreitag ist ein sehr trauriger Tag, der - wie es überliefert heißt - vom Leiden und Sterben Jesu handelt. Sein Name basiert auf dem mittelhochdeutschen Wort "kar", das "Trauer" oder auch "Wehklagen" bedeutet. Der Akt der Kreuzigung, wie er uns aus der Heiligen Schrift her übermittelt wird, ist ein brutaler Akt der Gewalt. Ohne einen Hauch des Schönen, sondern voller Angst, Hin- und Hergerissen-Sein und Verzweiflung. Die Erlösung, die wir feiern und über die wir uns freuen dürfen, hat sich erst später eingestellt.
Vielleicht sollte man als Adressat dann einfach mal die "Löschen"-Taste drücken. (Bertram Lenz) +++