Podiumsdiskussion zur Haldenthematik
"Eine sehr bewegte Stimmung" - weit über die Kaligemeinde hinaus
Fotos: Rene Kunze
01.04.2023 / NEUHOF -
Seit Wochen schon bestimmt die Diskussion, wie die Halde des Kaliwerks Neuhof-Ellers abgedeckt werden soll, die Schlagzeilen in der Gemeinde beziehungsweise im südlichen Teil des Kreises Fulda. Unter anderem hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die mit verschiedenen Aktionen auf ihre Anliegen aufmerksam macht. Dickschichtabdeckung, Dünnschichtabdeckung oder eine andere Methode?: Diese Begriffe haben inzwischen Eingang gefunden in das Leben der Betroffenen (O|N berichtete mehrfach). Am Freitagabend veranstaltete die Fuldaer Zeitung eine Podiumsdiskussion rund um die Problematik, zu der gut 500 Zuhörer ins Gemeindezentrum gekommen waren.
"Den Zeitdruck rausnehmen"
Sie alle hörten nach gut einer Stunde, wie Bürgermeister Stolz die Quintessenz des Abends (vor)formulierte: "Lasst uns alle Verfahren auf den Tisch legen, alle Alternativen und Ideen gleichwertig betrachten. Lasst uns das bitte gemeinsam angehen. Ich glaube, wir kriegen das hin. Und, wir müssen den Zeitdruck rausnehmen!"
Der gleichen Ansicht war Landrat Bernd Woide, der an alle Beteiligten eindringlich appellierte, "Fragen zu stellen und offen zu diskutieren, um eine gemeinsame Lösung zu finden". Kurz vorher hatte sich der Chef der Kreisverwaltung bereits für ein Raumverträglichkeitsverfahren ausgesprochen und betont: "Alle Alternativen gehören auf den Tisch und müssen gleichwertig geprüft werden. Das muss das Ziel sein!"
BI mit 1.150 Mitgliedern
Gegenwärtig würden mit allen Beteiligten Gespräche geführt, so der Rathauschef, der auch auf die einhellige Stellungnahme der Gemeindevertretung verwies. Diese hatte unter anderem von "nicht zu bewältigenden Herausforderungen" gesprochen und beispielsweise eine sofortige Änderung der jetzigen Primärplanung von K+S sowie die umgehende Einleitung eines selbständigen Vorverfahrens (Raumordnungsverfahren) gefordert.
Landrat Woide ist eigener Aussage derzeit mindestens einmal pro Woche vor Ort, um Gespräche zu führen. Das Thema sorge die Menschen "weit über Neuhof hinaus". Es sei unstrittig, dass Haldenwässer reduziert werden müssten, und es sei richtig, über Alternativen zu reden oder über Mischformen. Der Landkreis sei nicht die genehmigende Behörde, da Träger öffentlicher Belange.
"Keine Vorfestlegung auf Dickschicht"
Energisch widersprach Linnenweber Moderator Nies, der aus einem Maßnahmenprogramm der Flussgebietsgemeinschaft zitierte, wonach die Dickschichtabdeckung für Neuhof vorgesehen und mit geringen Auswirkungen zu rechnen sei. "Es gibt keine Vorfestlegung", so die Vertreterin der Regionalplanung. Die BI-Vertreter forderten vehement, dass der RP ein unabhängiges Büro mit der Prüfung beauftragen solle und forderten, dass die Halde unter die Erde verlegt werde.
Keidel unterstrich mehrfach, dass sich K+S seit 40 Jahren mit dem Thema Reduzierung und Minimierung von Haldenwässern befasse: "Auch in Neuhof haben wir uns intensiv damit beschäftigt". Die Gesamtmenge mit dem Werk Werra sei in den letzten Jahren mehr als halbiert worden, der Kaliberg habe seine Fläche inzwischen erreicht. Die Menge der Haldenwässer werde in Zukunft nicht signifikant steigen.
"Wir werden heute nicht die Lösung finden. Deshalb wollen wir auch diskutieren, und dann sehen wir, wie es weitergeht", so Keidel, dessen Aussage nach der Haldenabbau bis 2035 genehmigt sei. Die Einreichung der Antragsunterlagen für Sommer 2024 schließe er nicht aus, sagte aber: "Jeder Plan ist änderbar." Bis zur Antragseinreichung würden alle Alternativen unter allen geforderten Parametern geprüft. (Bertram Lenz) +++