Konsequentere Strafverfolgung gefordert
CDU-Gipfel der Hilfskräfte: Der Spagat zwischen Motivation und Gewalt
Symbolbilder (2): O|N/Hans-Hubertus Braune
28.03.2023 / WIESBADEN -
Sie sind Tag und Nacht an 365 Tagen im Jahr für uns da: Die Rede ist von den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Hilfs- und Rettungskräften. Die allermeisten Menschen sind ganz einfach froh und dankbar, dass es bei uns in Deutschland ein solches Rettungssystem gibt. Gerade ehrenamtliche Einsatzkräfte bei örtlichen Feuerwehren sind in vielen Ländern dieser Erde nicht vorhanden.
Diejenigen, die sich bei den verschiedenen Hilfs- und Rettungsorganisationen engagieren, machen dies aus Nächstenliebe und der Bereitschaft, den Mitmenschen in der Not zu helfen. Dies ist auch ein Antrieb, um beispielsweise die Ausbildung zum Rettungssanitäter zu absolvieren. Bei aller Belastung in Stresssituationen - sie lieben ihren Beruf.
"Die Zahl der Fälle ist nicht das Problem"
"Die Zahl der Fälle ist nicht das Problem, sondern die Schwere im Einzelfall", sagt Norbert Södler. Er ist Präsident vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Hessen. Södler war ebenso wie seine Kollegen Norbert Fischer vom hessischen Feuerwehrverband und Michael Hohmann von der Deutschen Leben-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Gast einer virtuellen Diskussionsrunde der hessischen Christdemokraten."Gemeinsam mit Ihnen möchten wir darüber ins Gespräch kommen, wie wir unsere Einsatzkräfte in Hessen in Ausübung ihrer Tätigkeit noch besser schützen können, weiterhin die Nachwuchsarbeit der Rettungskräfte unterstützen und es schaffen, dass in einer sich immer stärker wandelnden Gesellschaft der Rückhalt und Respekt für unsere Einsatzkräfte stark bleibt", hieß es dazu in der Einladung.
Spitzenvertreter und Politik im Dialog
Die Gewalt gegen Einsatzkräfte müsse laut den Vertretern konsequenter verfolgt werden, die Presse solle mehr über Urteile berichten. Bodycams seien dagegen im Rettungsdienst nicht sinnvoll, allein schon wegen des Patientenschutzes. Norbert Södler vom DRK sieht zwei Problemfelder: Der Alkoholkonsum auf Volksfesten lasse die Gewaltbereitschaft ansteigen. Menschen aus anderen Kulturkreisen dagegen kennen uniformierte Personen nicht unbedingt als Freund und Helfer und hätten deshalb Vorbehalte. Södler schlug vor, die Einstiegsmöglichkeiten für die Qualifikation von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zu vereinfachen, ebenso für Quereinsteiger und die Anerkennung der Qualifikation ausländischer Kräfte.
"Welches Kriterium legen wir an?"
Norbert Fischer berichtet von über 500.000 Mitgliedern in den Feuerwehren in Hessen, 71.000 Kameradinnen und Kameraden seien aktiv dabei, 15.000 Mädchen und Jungs sind in der Kinderfeuerwehr und 26.000 in der Jugendfeuerwehr. Gerade im Nachwuchs verzeichnen auch die Feuerwehren einen erfreulichen Zuwachs. Neben den 61 Werksfeuerwehren und Berufsfeuerwehren gibt es in Hessen rund 2.600 freiwillige Feuerwehren. Fischer berichtete etwa von Gewalttaten gegen die Einsatzkräfte in Dreieich mit Pfefferspray und Messern.
Den Nachwuchs in der Brandschutzerziehung in den Schulen zu erreichen sei ein Ziel, ebenso die Integration von Menschen aus dem Ausland. Matthias Tellschaaft-Stachnowski erzählte aus Idstein. Dort seien vier geflüchtete Menschen mittlerweile in der Feuerwehr aktiv dabei.
Der Dialog soll fortgesetzt werden. Die Herausforderung ist, die Gewalt durch konsequente Strafverfolgung einzudämmen und die Wertschätzung für die Kameradinnen und Kameraden der Hilfs- und Rettungsorganisationen in den Fokus zu rücken. Sie haben es verdient. Denn sie sind es, die uns in der Not helfen. (Hans-Hubertus Braune) +++