Ökumene und ehrenamtliches Engagement
Kirche im Gefängnis funktioniert anders als draußen
Fotos: Gefängnisseelsorge
20.03.2023 / HÜNFELD -
Gefängnisseelsorger kümmern sich um die, die schwere Schuld auf sich geladen haben. In diesem Bereich arbeiten sowohl Angestellte als auch Ehrenamtliche. In der Justizvollzugsanstalt in Hünfeld versuchen Diakon Dr. Meins Coetsier und Pfarrer Dr. Andreas Leipold seit mehreren Jahren in ökumenischer Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen und das Anstaltspersonal vor Ort die Menschenwürde und christliche Botschaft im Gefängnis lebendig zu halten, trotz aller schwierigen Herausforderungen, die es hinter Gittern gibt.
Sowohl die Menschen, die in einem Gefängnis arbeiten, als auch die Insassen, müssen viel aushalten: kritische Situationen, Spannungen, Beschwerden und Kritik, Einsamkeit und Negativität, sowie Aggressivität und verbale Gewalt. Kirche in einer Haftanstalt funktioniert anders als draußen: Nähe und Distanz sind ein dauerhaftes Thema.
So war am vergangenen Wochenende das Thema des Gottesdienstes in der JVA Hünfeld "Glück vs. Unglück." Dazu kamen Silvia Lang und Erik Trausch vom Ökumenischen Hospizverein Hünfeld. Seelsorgerische Arbeit in der JVA ist in vielen Bereichen und Themen ähnlich der Tätigkeit der Hospizhelfer. Es stehen Menschen mit all ihren Sorgen, Ängsten, seelischen und körperlichen Symptomen im Mittelpunkt. Die Ehrenamtlichen des Hospizvereins sind seit 2022 mit der Seelsorge hierüber im Austausch und haben jetzt ihre erste Gottesdiensterfahrung in der JVA Hünfeld machen dürfen.
Lang und Trausch berichteten: "Die bewegtesten Momente in dieser für uns ganz neuen Umgebung waren die Minuten des gemeinsamen Schweigens, diese Stille mit den Gefangenen zusammen in der Kapelle erleben zu dürfen war ergreifend. Das Vaterunser-Gebet am Ende des zweiten Gottesdienstes, bei dem wir einen Kreis bildeten und beteten, zeigte, dass Frieden sehr nahe sein kann, auch im Gefängnis."
Friedensgebet
Seit 2022 besucht auch Sr. Karin-Maria, von der Schönstatt-Bewegung, ehrenamtlich die Menschen im Hünfelder Gefängnis, um mit den Gefangenen zu beten und meditieren. Das katholische Friedensgebet, das zusammen mit Dr. Coetsier letzten Herbst und Winter stattfand, war eine bereichernde Erfahrung für die Schönstatt-Schwester. "Es ist ermutigend zu erfahren, wie die Männer ihre Rosenkränze in die Hände nehmen und mitbeten, dabei zuhören und an einem Austausch über den Glauben interessiert sind", so Sr. Karin-Maria.
Gitarrenunterricht
Menschlichkeit und Leben steht beim ehrenamtlichen Engagement im Mittelpunkt. Das meint auch der ehrenamtlich in der JVA Tätige Gitarrist des Gefängnis-Musikprojekts "Divine Concern", Tilo Zschorn. In dem Gewirr von Sorgen und Ängsten bringe das gemeinsame Musizieren und wöchentliche Gitarre spielen im Gefängnis ein Stück ersehnte Normalität unter den Menschen. "Meine Erfahrungen als ehrenamtlicher Musiker in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld ist bisher durchweg positiv", sagt der erfahrene Gitarrist. "Wir hoffen, mit dem Ehrenamt auch dieses Jahr weiterhin unseren Beitrag leisten zu können."
Dies und andere ermutigende Initiativen in der JVA Hünfeld sind, so denkt die Seelsorge, ein weiterer Grund, das ehrenamtliche Engagement in Zukunft, auch im Gefängnis, zu fördern und zu stärken. (pm) +++