Kreativ-destruktiv

Jens RAUSCHs Werkschau "Vom Wesen der Dinge" im Vonderau Museum


Fotos: Sabrina Ilona Teufel-Hesse

14.03.2023 / FULDA - In Anlehnung an die berühmte Frage nach dem Huhn und dem Ei kann man auch Künstler Jens Rausch getrost fragen: Was war zuerst da - Werk oder Titel? Denn ganz so eindeutig ist das bei ihm oft nicht. "Mal so, mal so", lautet seine Antwort am Dienstagmorgen beim ersten Rundgang durch seine Ausstellung "Vom Wesen der Dinge" im Fuldaer Vonderau Museum, die am Donnerstag für Besucher eröffnet wird. 



Warum die Frage nach dem Entstehungsweg wichtig und vor allem besonders spannend ist, offenbart sich bereits nach wenigen Minuten bei einem Rundgang mit dem Künstler. So tragen seine 77 Werke, die ab 16. März bis einschließlich 29. Mai zu sehen sind, nämlich solch außergewöhnliche Titel wie "Alchemistischer Wildwuchs", "Feldstudie" oder "Abrisskanten". Der Künstler erklärt: "Die Titel stellen oft Technik- und Materialbeschreibung, aber auch gleichzeitig Motivwahl dar."



Rauschs Werke sind allesamt beeindruckende Naturdarstellungen, inspiriert von echten Vorbildern. Sie entstehen in einem wahrhaft vielschichtigen Prozess aus Auf- und Abtrag, aus Schaffen und Zerstören und das meist unter Einsatz von Materialien, die dem abgebildeten Motiv eigen sind. Die Werkserie "BERGEn", beispielsweise, ist gearbeitet aus "Bergmaterialien" auf Leinwand: Kalk, Kreide, Marmormehl, Grafit oder Blei, verarbeitet in bildhauerischer Form. Für seine Wälder nutzt der Wahl-Hamburger tatsächlich waldtypische Materialien wie Kohlenstoff, fossiles Bitumen oder Papier, um sie dann auf der Leinwand zusammenzubringen und schließlich mit Hilfe von Werkzeugen mechanisch die unterschiedlichen Schichten derart zu "durchforsten", dass Lage für Lage abgetragen wird und so sein Kunstwerk entsteht. 

Betrachter sollen Werke weiterdenken

"Ich lasse sehr oft das Material zu dem werden, was es einmal war, was es sein will", sagt er. Technisch bewegt sich der Maler dabei, wie bereits erwähnt, nicht nur im malerischen Bereich, sondern arbeitet auch mit bildhauerischen Techniken oder gar chemischen oder physikalischen Methoden. Nicht umsonst bezeichnet er sein Atelier des Öfteren auch als "Labor" und lädt die Ausstellungsbesucher ein, am Experiment teilzunehmen: "Die Betrachter dürfen die Werke gern weiterdenken."

Bereits 2016 war Rausch an einer Ausstellung im Vonderau Museum beteiligt, nun zeigt jedoch erstmals eine Sonderschau in Fulda ausschließlich seine Werke. Und das freut den Künstler erkennbar. "Ich muss zugeben, ich bekomme selbst ein bisschen Gänsehaut", verrät er beim Pressegespräch im Vorfeld. Er erhalte natürlich viele Rückmeldungen von Betrachtern, doch Werke seiner gesamten Schaffenszeit - das früheste stammt aus dem Jahr 2000, das jüngste ist gerade einmal wenige Wochen alt - einmal in solchen Räumlichkeiten und so geballter Form ausgestellt zu sehen, eröffne auch ihm noch einmal ganz neue Perspektiven darauf. Auch er habe in den letzten Tagen noch ganz neue Facetten seiner Arbeiten entdeckt und das mache ihm große Freude. 



Diese Erfahrung zudem noch in seiner eigentlichen Heimat, der der 47-Jährige bis heute stark verbunden ist, macht das Erlebnis umso schöner und auch das Team des Vonderau Museums ist äußerst glücklich über die Sonderschau. "Die Zusammenarbeit ist sehr angenehm und unkompliziert", sagt Museumsleiter Dr. Frank Verse. Wenngleich bildende Kunst eigentlich nicht sein Fachgebiet ist, sei auch er begeistert von Rauschs Werken.  

Zu sehen sind die Werke von Jens Rausch bis einschließlich 29. Mai 2023 zu den regulären Öffnungszeiten des Vonderau Museums. (Sabrina Ilona Teufel-Hesse) +++

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