✕

Ein Reiseführer durch Fulda und drumrum

Tolles Buch-Projekt an der Pestalozzischule: Jugendliche und ihre "Glücksorte"

Wo in Fulda bin ich glücklich? Um Fragen wie diese ging es beim Glücksorte-Projekt an der Pestalozzischule. Mit dabei waren: (oben von links nach rechts) Schülerin Laura Weber, Buchautorin Christine Reith, Schülerin Laura Paida, Schüler Mustafa Yazik, Schüler Justin Zafar sowie (unten von links nach rechts) Lehrer Patrick Möller, Schülerin Julia Vogler und Referendarin Anna-Sophia Wilde.
Fotos: Privat

23.03.2023 / FULDA - An welchen Orten in Fulda fühle ich mich glücklich? Dass diese Frage nur ganz individuell zu beantworten ist, haben fünf Schülerinnen und Schüler der Pestalozzischule erfahren. Zusammen mit ihrer Referendarin Anna-Sophia Wilde führten sie in den vergangenen Monaten ein Buchprojekt mit dem Reiseführer "Glücksorte in Fulda" durch und erstellten dabei ihr eigenes Glücksorte-Buch.



Es passte alles perfekt, als die angehende Förderschullehrerin Anna-Sophia Wilde auf der Suche nach einem Abschlussprojekt für ihr Referendariat auf das Buch "Glücksorte in Fulda" von Christine Reith gestoßen ist. Der Reiseführer eignete sich in vielerlei Hinsicht: Um mit Schülerinnen und Schülern der 8. bis 11. Jahrgangsstufe im Deutschunterricht das Lesen und Verstehen eines Buches zu üben. Um sich in Mathematik mit Themen wie Navigation, räumliche Orientierung oder dem Lesen von Busfahrplänen auseinanderzusetzen. Und um Lernfelder wie lebensnahe Heimatkunde, Freizeitförderung und Aktivwerden im eigenen Umfeld sowie soziale Teilhabe und Inklusion aufzugreifen.

Außerdem hatte Anna-Sophia Wilde während ihres Studiums eine Weiterbildung zum Schulfach "Glück" absolviert und konnte mit Hilfe des Reiseführers auch diesen Aspekt ihrer Ausbildung in die Praxis einfließen lassen. Ihre Idee: Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Buch und Ausflügen zu einigen dort vorgestellten Glücksorten sollten die fünf Förderschülerinnen und -schüler ein eigenes Glücksorte-Buch erstellen. Motto des Projekts: "Auf der Suche nach dem (Schreib-)Glück – Wir werden Autorinnen und Autoren und schreiben Steckbriefe für unser Sachbuch ‚Unsere Glücksorte in Fulda‘".

Was brauche ich, um glücklich zu sein?

"Bei dem Projekt ging es mir auch darum, das Gemeinschaftsgefühl und die Selbstwirksamkeit der Jugendlichen – also das Vertrauen in sich selbst – zu fördern, indem sie sich fragen: Wo fühle ich mich wohl? Was brauche ich, um glücklich zu sein? Was im Leben ist mir wichtig?", erläutert Referendarin Anna-Sophia Wilde von der Pestalozzischule, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. "Natürlich ging es auch um die Freude am Schreiben und das Üben von adressatengerechten Texten."

Für das selbsterstellte Glücksorte-Buch hat jeder Schüler und jede Schülerin zwei Doppelseiten gestaltet. Dabei sollte je ein Ort aus dem bestehenden Reiseführer und ein eigener Ort gewählt werden. Wie im Original steht jeweils auf der linken Buchseite ein Text mit Informationen zum Ort. Dort werden drei zentrale Fragen beantwortet: Wie kann ich den Glücksort finden? Was kann ich dort erleben? Und: Warum bin ich dort glücklich? Auf der rechten Buchseite haben die Nachwuchsautorinnen und -autoren eigene Fotos zum Glücksort zusammengestellt. Um sprachliche Barrieren abzubauen und möglichst vielen Menschen einen Zugang zum Buch zu ermöglichen, haben die Jugendlichen ihre Texte in Leichter Sprache geschrieben und zudem persönlich eingesprochen. Zu jedem Glücksort gibt es einen QR-Code, über den die jeweilige Audioaufnahme abgespielt werden kann.

Die ausgewählten Orte aus dem Reiseführer waren schnell gefunden und zeigen, wie individuell das Glück ist: Die Schülerinnen und Schüler haben sich für den Dahliengarten, den Dom und den Aueweiher sowie für den Milseburg-Radweg und das antons meet & eat, die inklusive Frittenbar von antonius, entschieden. Anna-Sophia Wilde und ihr Lehrerkollege Patrick Möller haben das Klostercafé Flora am Frauenberg und das RhönGym ausgewählt, das Fitnesskurse auf dem Bauernhof anbietet. Zu den ganz eigenen Glücksorten zählen der Niederkalbacher Sportplatz, das Kino Cinestar, der antonius-Park, das Sportbad Ziehers und der Aschenberg – weil man hier Hochhäuser sehen kann und es auf dem Spielplatz ein Raumschiff gibt.

Austausch mit der Autorin - "Ich finde das Buchprojekt großartig"

"Ich finde das Buchprojekt der Pestalozzischule großartig und habe mich sehr gefreut, dass die Schülerinnen und Schüler so intensiv mit meinem Buch gearbeitet haben", sagt Christine Reith, die Autorin von "Glücksorte in Fulda". Ende September 2022 – kurz nach Erscheinen des Bandes – war sie zu Besuch in der Pestalozzischule und hatte sich im Rahmen einer Buchbesprechung den Fragen der Kinder gestellt. "Die Jungs und Mädchen waren unglaublich neugierig und hatten schon erste Ideen für ihre eigenen Glücksorte. Sie wollten auch viel zur Entstehung meines Buches wissen und dazu, wie ich meine 80 Orte ausgewählt habe."

Um weiter in Kontakt zu bleiben, haben sich die Autorin und die Klasse im weiteren Verlauf des Projektes Videobotschaften geschickt. Zwischenzeitlich war auch der Hessische Rundfunk auf das Projekt aufmerksam geworden und hat darüber berichtet. Anna-Sophia Wilde resümiert: "Wir hatten viel Freude mit den Glücksorten und die Schülerinnen und Schüler haben jede Menge über den Entstehungsprozess eines Buches, aber vor allem über sich selbst und ihr ganz persönliches Verständnis von Glück gelernt."

Der Reiseführer "Glücksorte in Fulda – Fahr hin und werd glücklich" ist im September 2022 im Droste Verlag erschienen. Darin stellt Autorin Christine Reith 80 Orte in der Region Fulda vor, die sie Einheimischen und Gästen ans Herz legt – vom kleinen Café über Geheimtipps zu Kultur, Natur und Stadterleben bis zu den großen Sehenswürdigkeiten. (pm) +++

X