Gespräch mit Martin Heun (RhönEnergie)
"Vielen politischen Projekten mangelt es an der praktischen Umsetzbarkeit"
Fotos: Hendrik Urbin
16.03.2023 / FULDA -
Ein O|N-Gespräch mit Martin Heun, seit 2013 Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda GmbH, ist gerade in diesen Tagen ein höchst spannendes Unterfangen. Insbesondere dann, wenn solche Themen wie der Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf den Tisch kommen, den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024 zu verbieten.
Erst an zweiter Stelle könne man das veränderte Verbraucherverhalten beziehungsweise die Einsparbemühungen nennen. Anders wäre es ausgegangen, wenn über einen längeren Zeitraum Minustemperaturen geherrscht hätten. Im vergangenen Jahr waren die Gasspeicher immerhin nur noch zu 25 Prozent gefüllt gewesen.
Energie einsparen: "Das Gebot der Stunde"
Allerdings seien damit die Sparziele, welche die Bundesnetzagentur im Vorfeld ausgegeben hatte, gescheitert: "Das ausgegebene Ziel von 20 Prozent haben wir gerissen, das wurde zum großen Teil durch die milde Witterung erzielt". Dass deswegen noch eine ganze Menge Überzeugungsarbeit geleistet werden muss, um den Bürgern aufzuzeigen, wie wichtig ein vernünftiges Haushalten mit Energie ist - daran lässt Heun keinen Zweifel. "Wir bieten hier Hilfestellungen an, um energieeffizienter zu werden. Energie einsparen, ist und bleibt das Gebot der Stunde."Die vorgebrachten Ziele entsprächen dabei nicht der Realität: Häuser ließen sich nicht schnell genug sanieren, Wärmepumpen herstellen und einbauen, um die Gasheizungen zu ersetzen. "Im Bestand ist die Situation komplex, für die wenigsten Altbauten sind Wärmepumpen nach heutigem Stand geeignet".
"Wir bieten das Thema Wärmepumpe und die Umrüstung ebenfalls an, suchen aber selbst Fachkräfte im technischen Bereich, zum Beispiel Anlagenmechaniker oder Elektriker." Nicht zuletzt bringe eine solche Umrüstung viele Privathaushalte an ihr finanzielles Limit, "das kann sehr schnell auch zu einer sozialen Schieflage führen", ergänzt Heun. Die Kosten für technische Nachrüstungen oder komplette Umrüstung des Heizungssystems müssten sinnvoll abgefedert werden können.
Heun bilanziert: "Ich kann bei diesem Thema noch keine klare Linie erkennen, aber die brauchen wir, wenn die Energiewende gelingen soll und wir die Unabhängigkeit vom russischen Gas wirklich ernst nehmen." Der Gesetzgeber greife an einer Stelle in den Energiemarkt ein und berücksichtige nicht, wie komplex die Folgewirkungen seien: "Die Energiewirtschaft hat Schnittstellen in viele andere Bereiche und Rechtsgebiete. Ändert man an einer Stelle etwas, muss man auch die anderen Stellschrauben beachten." Die mangelnde, praktische Umsetzbarkeit vieler politischer Projekte bereite seiner Branche erhebliche Anstrengungen, etwa bei den Preisbremsen für Strom und Gas. "Die Versorger müssen sich um die Abwicklung kümmern, das bedeutet für uns einen immensen administrativen Aufwand."
Sehr erfolgreich im Kerngeschäft