Schaden am Fulda-Wehr
Die Fulda fließt derzeit ungestaut - Auswirkungen auf die Fischfauna befürchtet
Fotos: Christopher Göbel
01.03.2023 / BAD HERSFELD -
"Das Wehr ist kaputt, die Fulda trocknet aus." Dieser Leser-Anruf erreichte unsere Redaktion am Dienstagnachmittag. Vor Ort stellte sich heraus, dass der Fluss bei Bad Hersfeld tatsächlich ungewöhnlich viel Ufergelände zeigte und das Wehr am sogenannten "Stromhäuschen" nicht hochgefahren war.
Stand am Mittwochmorgen
Laut Ebert ist ein Hydraulikschlauch in der Anlage geplatzt, der den Wasserdurchlass steuert. "Wenn das passiert, müssen beide Wehre heruntergefahren werden", so Ebert. Der Schlauch sei bereits getauscht worden. "Da wir das komplett heruntergefahren haben, werden natürlich gleich auch weitere Teile der Anlage überprüft." Ebert geht davon aus, dass am Freitag das Wehr wieder in den Normalbetrieb genommen werden kann. "Das muss vorsichtig passieren, da auch bei niedrigem Wasserstand der Druck sehr hoch ist."Fische haben Stress
Jens Wohlfahrt ist Gewässerwart beim Fischereiverein Bad Hersfeld. "Seit Jahren beschäftige ich mich mit der Fulda und habe auch diverse Renaturierungsprojekte verfolgt", sagt er gegenüber unserer Redaktion. "Wichtige und seltene hier vorkommende Fischarten wie Quappe (rote Listenart), Äsche, Bachforelle und Hecht sind bereits in der Laichzeit. Ihr Laichgeschäft wurde definitiv nachhaltig gestört", so der Experte. "Der plötzliche niedrige Wasserstand hat auch Auswirkungen auf seltene, jetzt trocken liegende Muschelbänke flussaufwärts, die größtenteils leergelaufene Renaturierungszone gegenüber des Motorsportclubs, den abgesenkten Wasserspiegel im Fuldasee sowie die jetzt frei liegenden Zugänge zu den Biberburgen in diesem Flussabschnitt.""Um die Biberburgen und Muschelbänke kümmern sich aktuell Waschbären, Krähen und Ratten. Alles in allem ist der unplanmäßige Fall des Hersfelder Wehres jedes Mal wieder eine Vollkatstrophe für die Tiere und Pflanzen oberhalb, aber auch durch die Flutwelle unterhalb des Wehres. Zum Glück hat sich wohl kein Mensch am Ufer aufgehalten und ist durch die Flutwelle geschädigt worden. Das Hersfelder Wehr in seiner jetzigen Konstruktion ist schon lange nicht mehr Stand der Technik und muss so aufgerüstet werden, dass derartige Vorfälle nicht mehr passieren können", so Wohlfahrt. (Christopher Göbel) +++