Ein Abend für die Ukraine
"Bad Brückenau hilft" auch weiterhin dem geschundenen Kriegsland
Fotos: brk hilft
28.02.2023 / BAD BRÜCKENAU -
Welch‘ ein Kontrast! Dort, am Brandenburger Tor in Berlin Friedensschwurbler vom äußersten rechten und linken Spektrum auf einer fragwürdigen "Ukraine-Demonstration". Selbstdarsteller auf einer pseudo-politischen Schaubühne.
Hier vor Ort, vergangenen Samstag fast zeitgleich in der Georgie-Halle von Bad Brückenau. Eine kleine aber feine und bescheidene, von Grund auf aber ehrliche, weil der Realität tatsächlich entsprechende Veranstaltung mit knapp 300 Besuchern. Gästen, die eigens aus dem von Putin und den Russen überfallenen und brutal geknechteten Kriegsland angereist waren, zahlreiche geflüchtete Ukrainer aus der Brückenauer Umgebung, tolle Bands, spontane Musikeinlagen, viele kleine und große Helden und vor allem aufrüttelnde Berichte und Geschichten. An diesen Abend werden sich die Teilnehmenden gewiss noch lange erinnern.
Schnell Hilfsgüter organsiert
Etwa als Uwe Schindler schilderte, wie es kurz nach dem Kriegsausbruch zum ersten Hilfstransport kam. Innerhalb kürzester Zeit wurde ein Team zusammengestellt und dringend benötigte Hilfsgüter gesammelt. Man fuhr nach Przemysl kurz vor der ukrainischen Grenze, weil dort sehr viele Ukraine-Flüchtlinge ankamen. Auf der Rückfahrt brachten die Bad Brückenauer mehrere Menschen in Sicherheit. Die Zustände im Flüchtlingslager waren katastrophal, Menschen lagerten auf dem nackten Betonboden und hatten praktisch Nichts dabei. Angesichts solcher Eindrücke war schnell klar, dass die Hilfe weitergehen sollte.Thomas Weißenfeld erzählte von einem besonderen Einsatz, der nur eine Woche nach der zweiten Tour startete: Ein Hilferuf von acht Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen neun Monaten und 19 Jahren - die 19-Jährige war die einzige "Erwachsene" in der Gruppe. Sie war am Warschauer Bahnhof gestrandet und hatte über Bekannte den Kontakt nach Bad Brückenau hergestellt. Innerhalb von nur 90 Minuten machten sich fünf Helfer in zwei Fahrzeugen auf den Weg nach Polen. Die über 2.000 Kilometer fuhren sie ohne Übernachtung und brachten die Kinder wohlbehalten in Sicherheit.
Sprachkurse helfen, um den Alltag zu bewältigen
Gabi Schneider und Manuela Word gaben einen Einblick dessen, was darüber hinaus sonst noch alles in Bad Brückenau und Umgebung geleistet wurde (und wird!), damit sich die hier untergekommenen Ukrainer "halt so gut wie es geht wohlfühlen können": Sprachkurse helfen, sich im Alltag zurechtzufinden. Zahlreiche Wohnungen wurden organisiert und ausgestattet. Mehrere Kleiderbasare veranstaltet. Selbst einen Ausflug hatten die Helfer initiiert, um den Ukrainern das Ankommen - so gut es unter diesen schwierigen Umständen eben geht - zu erleichtern. "Das ist gelebte Integration!", so ihr Fazit.Ein Schwerpunkt der Hilfe konzentrierte sich lange Zeit auf die ankommenden Flüchtlingsströme an der ukrainisch-polnischen Grenze. Oliver Belz berichtete von Verpflegungs-Ständen am Übergang, der Unterstützung für den "Piece-of-Piece-Playground". Und von den vielen bunten Turnbeuteln mit Geschenken und Süßigkeiten, die den Flüchtlingskindern und ihren Müttern ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Zumindest vorübergehend.
Ukrainische Spezialiatäten wurden gereicht
In der Pause erfreuten sich die Gäste nicht nur an Getränken, sondern wurden auch mit ukrainischen Leckereien versorgt. Dazu spielte die Bank "IPAD + 2". Dann wurde es noch herzergreifender: Larisa Kisliak berichtete von ihren Erlebnissen an der Front. Sie ist Ukrainerin, arbeitet und wohnt im Landkreis Bad Kissingen. Ihr Bruder verteidigt die Ukraine als Soldat an einem der umkämpftesten Frontabschnitte. Die Ärztin hatte sich das Ziel gesetzt, ihn zu besuchen und nach Möglichkeit zu helfen. Ihren Bruder konnte sie freilich nur relativ kurz sehen, dafür ist die Situation an der Front viel zu gefährlich.Beeindruckend waren auch Olgas weitere Schilderungen, die sich in ihrer Stadt auch außerhalb des Krankenhauses sehr stark engagiert, beispielsweise um auch in Kinderheimen zu helfen. Kurz gesagt und auf den Punkt gebracht: Eine echte Heldin! Als Ausdruck des Dankes des Krankenhauses und der Stadt Kamjanez-Podilskyj überreichte Olga eine Reihe von Urkunden und Geschenken an die Bad Brückenauer Helfer.
Und die geht natürlich weiter. Ein Schwerpunkt bleibt das Krankenhaus von Kamjanez-Podilskyj. Außerdem werden demnächst Schulmöbel in den Westen der Ukraine transportiert, damit dort vor Ort Kinder unterrichtet werden können, die aus den Krisengebieten evakuiert wurden.