Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stefan Buß: Gipfel-Erlebnisse

Der Stadtpfarrer bei O|N.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

04.03.2023 / FULDA - Lieben Sie auch das Wandern in den Bergen? Das Streifen durch die Täler und Wiesen und den Anstieg, um den Gipfel des Berges zu erklimmen? Und um dann – atemlos, schweißgetränkt, aber glücklich – den Blick weit schweifen lassen zu können. Ein erhabenes Gefühl.



Der Blickt schweift über die Hügel und die Täler, die unten liegen: der Ballast des Alltags ebenso wie die Sorgentäler und Senken voller Zweifel. Die Mühen des Aufstiegs sind schnell vergessen. Hier oben ist plötzlich vieles klarer und deutlicher. Dem Himmel ein Stück näher! Dafür waren die Gipfel der Berge immer schon bekannt und berühmt. Schon immer auch Orte, wo die Götter wohnen.

Auch der Tafelberg in Galiläa, der Tabor, wird zu einem solchen Ort: Hier oben will Jesus zeigen, wer er in Wahrheit ist. Es ist eine Gottesbegegnung der klaren, eindeutigen und doch geheimnisvollen Art. Eine Offenbarung, eine himmlische Dramaturgie. Lichtdurchflutet und mit menschlichen Sinnen kaum zu erkennen: Das Menschliche an Jesus ist die greifbare Seite, das Göttliche an diesem Christus die unfassbar andere. Für einen Sekundenbruchteil zeigt die Verklärung auf dem Berg die ganze Klarheit und Wahrheit dieses Jesus von Nazareth. Und die großen Propheten zeigen, wie der Lichtweg schon längst begonnen hat: Mose, der Mann, der sich Gott nähern durfte auf dem Berg, um von dort die Gebote zum Leben mit ins Tal des Lebens zu bringen.

Elija, der am Horeb Gott nicht im Sturm, sondern in einem vernehmlichen sanften Säuseln erfahren durfte. In solchen Momenten gerinnt das Leben, streift man alles Nebensächliche ab, ist pures Glück mit den Händen zu greifen, sind die Sterne so nah, könnte man die Welt umarmen ... Kennen Sie das auch? Es ist gut hier oben, es fühlt sich so gut an. So könnte es, so sollte es am liebsten immer bleiben. Sternstunden des Lebens. Auch die Jünger wollen diese Augenblicke festhalten und drei Hütten bauen. Manchmal bricht so etwas auf, kommt etwas ans Licht. Weil Schweres, Dunkles und Unklares abfällt.

Es sind Augenblicke entschiedener Klärung, die so stark sein können, dass sie sogar in ein "Vorher" und ein "Nachher" scheiden. Das möchte man so gerne festhalten, bewahren für dunkle Zeiten – eine Hütte bauen zum Verbleiben. Aber: Der Menschen ist nicht dafür gemacht, ewig auf den Berggipfeln zu bleiben. Du und ich – und auch die Jünger Jesu – müssen wieder hinab: in die Niederungen, in den Alltag, in die Bewährungsproben des Glaubens. Jede und jeder aber, der solche "Taborerfahrungen" geschenkt bekam, wird ein Anderer, wird eine Andere sein, wenn sie den Berg verlassen. Auch wenn der Kopf noch lange nicht so weit ist, hat das innere Auge des Herzens einen Herzschlag lang geschaut, was möglich ist und immer wieder werden kann: wer dieser Jesus ist! Gottes große Liebe für die Welt! (Stefan Buß) +++

Eine Übersicht zu den \"Frühschichten\"

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