Wenn es bei der Geburt ernst wird

Jetzt neu: Unter der 112 auch Hebammen im Notfall erreichbar

Das Pilotprojekt Hebammen vor Ort ist eine gemeinsame Leistung vieler Akteure und soll im Ernstfall die Lage für Mutter, Kind und Rettungsdienst entspannen.
Fotos: Henrik Schmitt

18.02.2023 / FULDA - "Wir sind da Vorreiter, landes- wie auch bundesweit", präsentiert Frederik Schmitt, Erster Kreisbeigeordneter (EKB) des Landkreises Fulda, stolz das Leuchtturmprojekt. "Hebammen vor Ort" haben es die Verantwortlichen getauft. Geboren ist es aus der Ehe eines Notarztes mit einer Hebamme. 



Dr. Matthias Kalmbach ist Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes (ÄLRD) im Landkreis Fulda. Seine Frau Johanna ist studierte Hebamme. Der Austausch über die Arbeit liegt nahe. "Wir haben uns schon länger darüber gesprochen, wie gut es für Rettungsdienstler wäre, im Ernstfall eine Hebamme zur Seite zu haben", sagt Matthias Kalmbach gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Irgendwann sei er dann mit einem Kollegen aus dem Main-Kinzig-Kreis hierzu ins Gespräch gekommen. "Dessen Frau ist lustigerweise ebenfalls Hebamme und die beiden hatten eine ähnliche Idee. Außerdem war die Finanzierung bereits mit den Krankenkassen geklärt", berichtet er. 

Nach dem Notruf über die 112 werden die Hebammen mit alarmiert

"Wir werden angerufen von der Rettungsleitstelle, sobald der Anruf der Familie kommt, drohende Geburt", erklärt Johanna Kalmbach das seit dem Januar etablierte Vorgehen. Wenn es Arbeit und Privatleben dann gerade zulassen, fährt die Hebamme los, um vor Ort zu unterstützen. "Zusätzlich zu dem Rettungswagen wird eine Hebamme alarmiert", erklärt auch Schmitt als Gesundheitsdezernent des Kreises. Dafür habe man extra zusätzliches Equipment in den Rettungswägen installiert. Das soll Mutter und Kind eine höhere Sicherheit bieten. 

In der Region gibt es aktuell etwa 80 bis 90 niedergelassene Hebammen, 16 haben sich freiwillig für die Initiative des Landkreises gemeldet. "Das hat uns überrascht und gefreut", sagt Schmitt. Johanna Kalmbach appelliert: "Das können gerne auch noch mehr werden". Ein Aufruf, dem sich der Vize-Landrat gerne anschließt. Neben dem Main-Kinzig-Kreis und dem Landkreis Fulda startet auch der Vogelsbergkreis im Februar ein ähnliches Projekt.

Im Jahr verzeichnet der Landkreis etwa zehn Fälle, bei denen ein Einsatz der Hebammen infrage käme. Eine erste Bilanz bleibt kann aufgrund der kurzen Dauer noch nicht gezogen werden. (Moritz Bindewald) +++

X