Bergdankgottesdienst in der Kalistadt

Kirchschicht der Bergleute: Sturztrinken, Dankbarkeit und Tzscherperfrühstück

Parade zur Kirchschicht am Sonntagmorgen in Heringen (Werra)
Fotos: Hans-Hubertus Braune

13.02.2023 / HERINGEN (WERRA) - Die Kirchschicht in Heringen (Werra) ist im Jahreskalender der Bergleute ein besonders schönes Ereignis. Gemeinsam mit Kumpels aus verschiedenen Bergbaugebieten in Hessen, Thüringen und Sachsen begehen sie diesen Tag alljährlich am zweiten Sonntag im Februar.



Seit Generationen arbeiten die Menschen in der Region bei Kaliproduzenten K+S. Rund 4.400 Menschen sind beim Werk Werra direkt beschäftigt, die Zulieferer nicht mit eingerechnet. Klar, dass der Bergbau eine gewichtige Rolle spielt und auch die Kirchen einen wichtigen Bezug dazu haben. Der ökumenische Bergdankgottesdienst bildet den Höhepunkt des Tages. Der evangelische Pfarrer Dr. Thorsten Waap und sein katholische Amtsbruder Pfarrer Andreas Bieber haben einmal mehr gemeinsam mit den Vertretern der Bergleute und der Bergmannskapelle Wintershall einen beeindruckenden, abwechslungsreichen und modernen Gottesdienst gestaltet.

Zunächst liefen die Kumpels und Damen in einer Bergparade vom Bürgerhaus zur evangelischen Kirche. Dort begrüßten sie die beiden Pfarrer und zahlreiche Gläubige aus der Region - die Kirche war nahezu "ausverkauft". Auf dem runden Altar waren viele Bergbau-Symbole platziert. Traditionell begann der Gottesdienst mit dem Signal und dem Schichtspruch zur Anfahrt.

Wie wichtige Dankbarkeit und Zuversicht sind - das wurde in den verschiedenen Beiträgen deutlich. Gerade auch in der heutigen Zeit, wo die täglichen Nachrichten nahezu aus schlechten Meldungen bestehen. Coronavirus-Pandemie, Krieg, Klimawandel, Inflation und Erdbeben bestimmten oder bestimmen die Medien. Dabei gibt es viele Gründe, dankbar zu sein. Zum Beispiel eben auch der sichere Arbeitsplatz. Pfarrer Dr. Thorsten Waap nannte in seiner Predigt insbesondere den Kalibergbau und die Zukunftsperspektive für die nächsten vier Jahrzehnte. Es seien aber auch die kleinen Dinge des Alltags.

"Dann trinke ich aber auch drei Tasse Kaffee"

Das Innehalten und sich auf die schönen Dinge zu besinnen, sei wichtig. Und das "Sturztrinken". "Nicht was sie jetzt meinen", schmunzelte Waap. Sondern jeden Morgen zwei Gläser lauwarmes Wasser zu trinken. Das rege den Stoffwechsel an. Es sauge den Körper voll mit guten Dingen. "Dann trinke ich aber auch drei Tasse Kaffee", sagt der Pfarrer, der seine Predigt gewohnt locker, aber eben auch mit den richtigen und passenden Worten gestaltete. Es sei der Sinn der Kirchschicht, vollgesogen mit dem Dank gegenüber Gott.

"Versteht ihr, dieses Sturztrinken, darum geht es. Mit dem Vitamin 'Danke' den Tag zu gestalten. Nur Danken, ist das erlaubt?" - mit dieser Frage beschäftigte sich das szenische Anspiel. Nach dem Fürbittgebet, dem Vaterunser, dem Schichtspruch zur Ausfahrt und dem weiteren emotionalen Singen des Steigerliedes zogen die Bergleute und ihre Gäste aus der Kirche zum Bürgerhaus. Dort servierten viele fleißige Hände das traditionelle Tzscherperfrühstück. Nach dem Frühstück wurde traditionell das Bergmannslied gesungen. Zur siebten Strophe gab es den Bergmannsschnaps.

Bergdankgottesdienst als Video auf Youtube

Übrigens: Der Bergmannsgottesdienst wurde im Livestream auf Youtube übertragen. Das Video ist unter der folgenden Adresse im Internet zu finden: 29. Kirchschicht-Gottesdienst . Es lohnt sich, das von den jungen Leuten aufwendig produzierte Live-Video anzuschauen. Denn Dankbarkeit und Zuversicht sind gefühlt wichtigen denn je. (Hans-Hubertus Braune) +++

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