Qualifizierung zu Trauerbegleiter ab 6. März

"Trauer bleibt bis zum Schluss" - Die Malteser begleiten Menschen nach Verlust

Oft sind es die kleinen Momente und Erfolge, die im Leben der Trauernden etwas verändern
Fotos: Sabrina Teufel-Hesse

16.02.2023 / FULDA - "Ich habe es zum ersten Mal geschafft, meine Trauer alleine zu tragen", wenn Wilfried Wanjek und Margarethe Rohnke vom Malteser Hilfsdienst in Fulda diesen oder ähnliche Sätze hören, ist das für sie ein ganz besonderer Moment. Dann wissen sie, dass die Monate und manchmal auch Jahre der Trauerbegleitung einem Betroffenen geholfen haben, mit seinem Schmerz um einen geliebten Menschen weiterzuleben. Die Malteser in Fulda begleiten jedes Jahr rund 60 Trauernde in Einzelbegleitungen und über 200 Menschen in Gesprächskreisen durch die Zeit nach einem Verlust. 



Trauer zulassen, sie zu durchleben und das Leben nach dem Verlust wieder neu zu buchstabieren - verstirbt der Partner, das Kind oder ein anderer Mensch, der uns nahesteht, beginnen wir meist gefühlt ganz von vorne. Manche stürzen sich in Arbeit, um vor dem Alleinsein zu flüchten, andere sind so gelähmt, dass der bisherige Alltag unmöglich scheint. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Trauer in unserer Gesellschaft ein Ablaufdatum hat. Irgendwann ist "genug getrauert" und die Betroffenen sollten doch einmal wieder in das normale Leben zurückkehren - für Margarethe Rohnke, die seit Jahren Menschen im Trauerprozess begleitet, sind solche Erwartungen von Freunden, Nachbarn oder Arbeitskollegen nicht mit der Realität des Trauerns vereinbar. "Die Trauer bleibt unser Leben lang, sie bleibt bis zum Schluss. Aber es ist möglich, dennoch wieder eine Zukunft aufzubauen", sagt sie. 

Der eigentliche Trauerprozess beginnt oft nicht sofort

Meist wenden sich Betroffene nicht unmittelbar nach dem Tod der geliebten Person an die Malteser. Denn dann heißt es für viele erst einmal zu funktionieren, die Beisetzung zu organisieren, Finanzielles zu regeln. Die Trauernden sind gerade in dieser Zeit häufig von sich selbst überrascht und glauben, sie hätten die schlimmste Zeit schon überstanden. Doch erst danach trifft es viele laut Wilfried Wanjek erst wirklich und sie fallen in ein tiefes Loch. Das ist der Zeitpunkt, wenn sich die Menschen bei ihm und seinem Team melden.



Mit Begleitangeboten wie Trauercafé, Trauergruppen oder Trauerwanderungen schaffen sie Räume zur Begegnung und zum Austausch mit anderen Menschen in der gleichen Situation. Bei Einzelbegleitungen wiederum stellen sie ihnen einen ehrenamtlichen Partner zur Seite, der ihnen hilft, eigene Strategien für die Zukunft zu entwickeln. 

Qualifizierungsangebot für Trauerbegleiter ab 6. März 

Doch für solche Angebote braucht es Personal. Deshalb werden ab 6. März erstmals Menschen eingeladen, die nicht aus dem Hospizbereich kommen, sich zum Trauerbegleiter ausbilden zu lassen. Diese benötigen keine besondere berufliche Qualifikation, viel wichtiger sind persönliche Kompetenzen. Potenzielle Trauerbegleiter sollten über Empathie, Verständnis für andere Menschen und Toleranz verfügen und gut zuhören können. "Wenn man diese Eigenschaften mitbringt, kann eigentlich jeder Trauerbegleiter werden", erklärt Wanjek. 

Die Ausbildung findet in 80 Unterrichtseinheiten in Limburg statt. Interessierte werden gebeten, sich schnellstmöglich auf telefonischem Wege unter 0661-86977250 bei den Maltesern Fulda zu bewerben. Bei einem persönlichen Gespräch findet das erste Kennenlernen statt, bevor Anfang März ein Einführungsworkshop online angeboten wird. Insgesamt gibt es zehn freie Fortbildungsplätze.

Ein Ausschlusskriterium für Bewerber gibt es jedoch: "Die Person darf sich aktuell nicht in einem eigenen Trauerprozess befinden", sagt Wanjek. Denn Trauerbegleiter sollten bewusst einen Blick von außen auf die Situation ihres Gegenübers erhalten. (Sabrina Ilona Teufel-Hesse) +++

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