Ein Mann, der für die Musik lebte
Prägende Figur der Kultur: Siegfried Heinrich mit 88 Jahren verstorben
Fotos Archiv Christopher Göbel, AfM
08.02.2023 / BAD HERSFELD -
Am Montag verstarb Siegfried Heinrich, der viele Jahrzehnte lang das kulturelle Leben der Stadt Bad Hersfeld und weit darüber hinaus prägte. Er wurde 88 Jahre alt und schlief friedlich im Krankenhaus ein.
Heinrich war bereits als Kind Sänger im Dresdner Kreuzchor, wo er bereits als Pianist auffiel. Das angestrebte Studium der Kirchenmusik in der damaligen DDR war nicht möglich, sodass Heinrich entschied, nach Frankfurt am Main umzusiedeln und an der dortigen Musikhochschule zu studieren.
Zahlreiche Auszeichnungen
Neben seinem Beruf als Kantor lehrte Heinrich an der Gesamthochschule Kassel (heute Universität Kassel). Ihm wurden unter anderem das Bundesverdienstkreuz, der Hessische Verdienstorden, die Ehrenplakette der Stadt Bad Hersfeld, die Philipp-Nicolai-Medaille der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, der europäische Gustav-Mahler-Preis sowie die Ehrenprofessur verliehen, mit der Persönlichkeiten vom Land Hessen ausgezeichnet wurden, die sich in besonderer Weise um Wissenschaft und Kunst verdient gemacht haben (O|N berichtete damals).Persönliche Erinnerungen
Ich habe in letzter Zeit manchmal an Siegfried Heinrich gedacht. Mich verbinden viele Erinnerungen mit dem Mann, der für mich immer eine absolute musikalische Autorität war. Schon in den Kinderchören lernte ich ihn kennen – als einen Musiker, der immer wusste, was er wollte. Im Hersfelder Festspielchor stand für ihn immer die künstlerische Präzision an erster Stelle.Mein musikalisches Interesse wurde maßgeblich von Siegfried Heinrich und seiner Frau Christa geprägt. Bei ihr hatte ich Klavierunterricht, mit ihm sang ich im Festspielchor Werke wie die Passionen Bachs, Carmina burana und – mir ganz besonders im Gedächtnis, "Johanna auf dem Scheiterhaufen" von Arthur Honegger. Er war streng, ja. Und er war auch streitbar, wenn es darum ging, seine künstlerischen Ziele umzusetzen. Aber ich hatte nie den Eindruck, dass es aus Eigennutz geschah, sondern immer die Kunst im Fokus stand.
Ruf der Stadt mitgestaltet
Zahlreiche Menschen hat er an die Musik herangeführt. Viele andere profitierten von den Konzerten, die er leitete. Er hat den Ruf Bad Hersfelds als Kulturstadt nachhaltig mitgestaltet. Ich bin ihm dankbar für alles, was er in mir bewegt hat. Ja, ich war auch oft sauer und wütend, wenn er zu streng (und meiner damaligen Meinung nach ungerecht) gegenüber manchen war. Aber das Gefühl, nach einem erfolgreichen Konzert sein beseeltes Lächeln zu sehen, machte das alles wieder wett. Er war durch und durch und von ganzem Herzen Künstler. Punkt.