Zukunftsprojekt oder Millionengrab?
Bürgerliste und FDP kritisieren"Smart-City"-Pläne - CDU wehrt sich
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02.02.2023 / EICHENZELL -
Unter den Fraktionen im Eichenzeller Gemeindeparlament ist ein handfester Streit über Sinn und Wirtschaftlichkeit des Smart-City-Projekts entbrannt. Während die Fraktionsvorsitzenden Joachim Weber (Bürgerliste) und Claus-Dieter Schad (FDP) harsche Kritik an zu hohen Ausgaben, zweifelhaftem Nutzen und mangelnder Transparenz üben, erinnert die CDU daran, dass die Pläne für das aus Landesmitteln geförderte Projekt vor einem halben Jahr im Gemeindeparlament einstimmig auf den Weg gebracht wurden.
Vor zwei Jahren habe der Gemeindevorstand einen Auftrag in Höhe von ca. 3,5 Mio. Euro für 200 virtuelle High-Performance-Server für Smart-City-Anwendungen vergeben. "Zu diesem Zeitpunkt war weder bekannt, für welche Anwendungen diese gebraucht werden, noch gab es eine genaue Spezifikation, was das Smart City Projekt an IT braucht. Der Auftrag sei falsch ausgeschrieben und fehlerhaft vergeben worden. "Ein Akteneinsichtsausschuss der Gemeindevertretung sowie die Rechnungsprüfung des Landkreises haben festgestellt, dass der Auftrag so hätte niemals vergeben werden dürfen. Bis heute läuft keine einzige Anwendung auf dem beauftragten 3,5 Mio. Projekt. Wann überhaupt einer der 200 virtuellen Server benötigt wird, ist völlig unklar", kritisiert Weber. Bestimmte Teilprojekte seien "einfach nur Luftschlösser, die sich nicht mal toll anhören".
Claus-Dieter Schad (FDP): "Teilprojekte wirklichkeitsfremd und experimentell"
CDU widerspricht: "Lieber zum Gelingen des Smart-City-Projektes beitragen, statt zu polemisieren"
Seine Fraktion missbilligt in einer Pressemitteilung die jüngsten Äußerungen von Bürgerlisten-Fraktionsvorsitzenden Joachim Weber. Rudolf erklärt weiter, die meisten Punkte, über die sich dieser beschwere, seien Bestandteil des Förderantrages gewesen, der einstimmig beschlossen wurde. "Es bleibt die Frage offen, ob sich die Mitglieder der Bürgerliste damals nicht oder nur unzureichend mit den Projektzielen beschäftigt haben, oder ob man einfach mal so zugestimmt hat?", fragt sich der Eichenzeller CDU-Fraktionsvorsitzende. Er ergänzt: "Wenn die Bürgerliste ihre Entscheidung heute für falsch hält, dann soll sie diejenigen am Projekt weiterarbeiten lassen, die dazu stehen und was für Eichenzell erreichen wollen."
Gegen öffentliche Diffamierung von Mitarbeitenden
In einem Punkt geht für die CDU-Fraktion die Kritik deutlich zu weit. "Wenn jemand etwas an der Arbeit der Verwaltung zu kritisieren hat, dann ist der Bürgermeister der Ansprechpartner, der dann auch dazu Stellung nehmen kann. Das öffentliche Diffamieren einzelner Mitarbeitenden in der Öffentlichkeit gehört sich für einen anständigen Kommunalpolitiker nicht. Dabei ist die öffentliche Kritik nur die Spitze des Eisberges. Ich fordere Joachim Weber auf, sich bei den betroffenen Mitarbeitenden öffentlich zu entschuldigen", stellt Julian Rudolf klar.
Für ein Projekt wie Smart-City brauche man eine große Portion Optimismus, Mut und Tatendrang, sowie einen klaren Blick auf den Nutzen für das Gemeinwohl und finanzielle Solidität. Die CDU-Fraktion wolle dabei weiter für den Erfolg des Projektes arbeiten. "Wenn Herr Weber vom 'Millionengrab' Smart City spricht, zeugt es davon, dass er schon an der Beendigung des Projektes arbeitet, aber einen Schuldigen dafür noch sucht. "Wir sind oft für Entscheidungen, besonders von Herrn Weber und der Bürgerliste kritisiert worden. Am Ende hat sich aber immer wieder gezeigt, dass der von uns eingeschlagene Weg und ein konstruktives Miteinander der Willigen erfolgreich für unsere Gemeinde war", so Julian Rudolf abschließend. (ci)+++