Opposition lehnt Haushalt ab
"Arroganz der Macht": Hitzige Debatte über geplante Zukunfts-Investitionen
Symbolbild: O|N / Luisa Heinz
02.02.2023 / REGION VB -
Über zweieinhalb Stunden diskutierte die Vogelsberger Kreiskoalition aus CDU und SPD mit der Opposition beim Kreistag am Dienstag über den Haushaltsentwurf, den Vize-Landrat Dr. Jens Mischak im Dezember einbrachte. Die Debatte war hitzig, die Opposition kritisierte viele Punkte. Gegenvorschläge über Änderungen von Investitionen wurden von CDU und SPD abgelehnt.
Stephan Paule (CDU) und Matthias Weitzel (SPD) hofften auf breite Zustimmung der Fraktionen für den Haushalt - besonders hoben sie bei ihrer Rede den Ausbau von Photovoltaikanlagen hervor, hier "wird ein deutliches Zeichen gesetzt". Kritik gab es vonseiten der Koalition an die Bundes- und Landesregierung, "wir könnten besser arbeiten, wenn andere Ebenen besser arbeiten würden".
Große Koalition in der Kritik
Beanstandungen am Haushaltsentwurf gab es vor allem vonseiten der FDP-Fraktion. "Das ist der politische Wille der Koalition, den Haushalt durchzubringen. Es sind Ihre Schwerpunkte, nicht unsere", so Mario Döweling. Im Entwurf seien Punkte festgelegt worden, die vonseiten der Oppositionsfraktionen bereits in den vergangenen Jahren über Anträge vorgeschlagen - und dann von CDU und SPD abgelehnt wurden. "Beispiel Photovoltaik. Das beißt sich mit den Aussagen, die Sie in der Vergangenheit getätigt haben." Für die SPD sei der Haushalt 2023 kein zukunftsfähiges, zustimmendes Programm.Ähnlich sieht das die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen - auch wenn Udo Ornik erst einmal mit einem Seitenhieb gegen die FDP startete: "Ihre Fraktion hat doch keinen einzigen Vorschlag gemacht. Was soll das Getöne, wenn der alternative Entwurf von Ihnen eigentlich fehlt?"
Verhalten der Koalition sei "Macht der Arroganz"
Wenig Kritik gab es vonseiten der AfD: "Wir wollen und können nicht viel kritisieren, die Angaben werden von Bund und Länder gemacht - und die Kreise und Kommunen können es ausbaden", so Gerhard Bärsch.Gegenwind gab es dann wieder von den Vogelsberger Linken: "Es gab weder von CDU noch SPD eine Aussage zu den Änderungsanträgen der anderen Fraktionen, aber nun erwarten sie unsere Zustimmung. Das ist eine Arroganz der Macht, wie ich finde", so Dietmar Schnell. Dennoch seien viele Punkte im Entwurf für die Fraktion Schritte in die richtige Richtung. "Die Frage ist nur, warum die Vogelsberger so lange darauf warten mussten?" Auch Schnell spricht an, dass Themen, die nun im Entwurf festgelegt wurden, immer wieder im Kreistag vonseiten der Linken oder anderen Fraktionen gefordert wurden. "Wir sind aber stets an der Koalition gescheitert."
Für Lars Wicke von den Freien Wählern wisse man, dass man an vielen Stellschrauben nicht drehen könne, da sie aufgegeben wurden. "Konzentrieren wir uns auf das, was wir ändern können: Personalkosten, Krankenhaus, Baumaßnahmen." In Sachen Personalkosten macht Wicke einen Vergleich zu den beiden hessischen Landkreisen - Odenwald und Werra-Meißner-Kreis -, die ähnliche Einwohnerzahlen wie der Vogelsberg aufweisen. In der Vulkanregion seien im Vergleich jedoch 150 Stellen mehr besetzt, zudem berechne der Vogelsbergkreis die höchste Kreisumlage in Hessen. "Andere Landkreise können sparsamer - so mein Eindruck", so Wicke, Bürgermeister von Grebenau.
"Maß und Mitte, was für 2023 wichtig ist"
Auch Vize-Landrat Mischak verteidigt den eingebrachten Entwurf - unter anderem am Beispiel der Photovoltaikanlagen: "Wir können nicht so tun, als hätte 2022 nicht weltweit alles verändert, was Energiebedarf und Prioritäten angeht. Deshalb haben wir uns durchgerungen, diesen Antrag zu stellen. Der Haushalt ist das Maß und die Mitte für das, was für uns 2023 wichtig ist."
Nach hitzigen Debatten wurde der Haushalt mit seinen Änderungen schlussendlich durch die Koalition aus CDU und SPD verabschiedet, die Opposition stimmte dagegen. (lu) +++
Fotos: Luisa Heinz