Konjunkturgespräch bei der IHK Fulda
Heimische Wirtschaft hat Krise(n) bislang gut bewältigt - Schwierige Prognose
Fotos: Yannik Overberg
01.02.2023 / FULDA -
Es ist ein mittlerweile guter Brauch bei der IHK Fulda, zu Beginn eines neuen Jahres zum Konjunkturgespräch einzuladen. Dieses fand nach den beiden Corona-Jahren nicht mehr digital, sondern "live" statt. Mit dabei waren wieder Experten, die ihre Prognosen für die regionale, nationale und globale Wirtschaft abgaben. Am Dienstagabend konnte IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Fulda, Uwe Marohn, den Vorstand der VR Bank Fulda eG, Thomas Sälzer, und Professor Dr. Tobias Knedlik, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft an der Hochschule Fulda, begrüßen.
Das Ganze fand in lockerer Runde statt; die anwesenden Gäste - darunter Vertreter des Fuldaer Einzelhandels - konnten Fragen an die Referenten stellen. Und am Ende gab es dann drei Runden mit spontanen Antworten des Trios, die im kommenden Jahr überprüft werden. Unter anderem zur Entwicklung von Dax, EZB-Leitzins und Inflation.
Immer wieder Fachkräftemangel . . .
Konow weiter: "Gesamtwirtschaftlich gesehen ist die derzeitige Lage über fast alle Branchen robust. Wie es mit der regionalen Wirtschaft weitergeht, ist jedoch wegen der Preissprünge und der hohen Volatilität bei Rohstoffen und Energie sowie dem Fachkräftemangel derzeit nur schwer prognostizierbar". Hinzu komme die unberechenbare politische Situation.
Die derzeitige Geschäftslage wird von 63,5 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Im Oktober lag dieser Wert bei 64,3 Prozent. Von einer schlechten Lage sprechen 13 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage ist mit 23,5 Prozent (Oktober 2022: 22,6 Prozent) leicht verbessert.
Erwartungen haben sich verbessert
Bei den Industriebetrieben ist die aktuelle Lage per Saldo positiv und hat sich gegenüber Oktober 2022 verbessert. Auch der Ausblick hat sich stark verbessert, auch wenn er sich per Saldo noch im negativen Bereich befindet. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen 13,6 Prozent der befragten Industriebetriebe (Oktober 2022: 8,8 Prozent). Von einer guten Situation berichten 25 Prozent (Oktober 2022: 17,6 Prozent). 23,9 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer eher ungünstigeren (Oktober 2022: 61,8 Prozent), 58,7 Prozent von einer in etwa gleichbleibenden, sowie 17,4 Prozent von einer eher günstigen Geschäftslage aus (Oktober 2022: 8,8 Prozent).
Beschäftigungssituation
Die Zahl der Firmen, die gegenwärtig von einem Beschäftigungsabbau ausgehen (16,7 Prozent), liegt wieder unter der derjenigen Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (22,8 Prozent). 15,4 Prozent der außenwirtschaftlich tätigen Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten (Oktober 2022: 9,4 Prozent), 66,7 Prozent mit gleichbleibendem Volumen (Oktober 2022: 59,3 Prozent) und 17,9 Prozent mit sinkenden Exporten (Oktober 2022: 31,3 Prozent).Wo werden die Risiken gesehen?
83,6 Prozent der Unternehmen reagieren auf die steigenden Energiekosten mit Energiesparen. 56 Prozent der Unternehmen haben die Kostenerhöhungen bereits an ihre Kundschaft weitergegeben. Weitere Maßnahmen sind Energieeffizienzmaßnahmen (50 Prozent), Ausweichen auf andere Energieträger (14,7 Prozent) und das Zurückstellen von Investitionen (10,3 Prozent). 24,1 Prozent der Unternehmen sehen keine kurzfristigen stabilisierenden Effekte der Strompreisbremse, 51,7 Prozent können noch keine Aussage treffen, 12,1 Prozent sehen positive Effekte, für 12,1 Prozent ist diese nicht relevant.
Bei der Gas- und Wärmepreisbremse zeigt sich ein ähnliches Bild: 10,3 Prozent der Unternehmen sehen kurzfristige stabilisierende Effekte, 25,9 Prozent verneinen dies, 51,7 Prozent können aktuell noch keine Aussage treffen, und für 12,1 ist diese nicht relevant.
Konow hatte eingangs erklärt, dass es bei den gut 15.500 Betrieben im IHK-Bereich Fulda in 2022 zu 21 Insolvenzen gekommen sei. Wie es 2023 aussehen werde, müsse abgewartet werden.
Professor Dr. Knedlik zufolge "ist die Situation zwar nicht besonders rosig, aber besser als gedacht". Dies führte er unter anderem auf die stärkere Nachfrage, staatliche Hilfen, weniger Lieferkettenprobleme, deutlich sinkende Rohstoffpreise und den Energieschock zurück, der schwächer ausgefallen sei als erwartet. (Bertram Lenz) +++