Rätselraten im Vogelsberg
Hintergründe unklar: Wohin zieht es das Unternehmen Saunalux?
Archivfotos: O|N/Dieter Graulich
26.01.2023 / GREBENHAIN -
Muss die Vogelsberg-Gemeinde Grebenhain in Kürze den Wegzug eines Traditionsunternehmens verkraften, das weltweit einen ausgezeichneten Ruf besitzt? Es geht um Saunalux, 1968 von Karl Schneider gegründet und im Ortsteil Nösberts-Weidmoos direkt an der B 275 ansässig. Wie der "Lauterbacher Anzeiger" (LA) kürzlich schrieb, seien die Produktionsstätten kurzzeitig sogar bei Ebay angeboten worden: Die 17.780 Quadratmeter große Liegenschaft sollte ab Februar für eineinhalb Millionen Euro zu haben sein. OSTHESSEN|NEWS hat Hintergründe zu recherchieren versucht.
Individuelle Sauna- und Infrarotkabinen als Maßanfertigung sind zur Visitenkarte der Firma geworden. Diese werden nach Kundenwunsch und in Handarbeit angefertigt - und innerhalb ganz Deutschlands, Europas und auch nach Asien exportiert. Gerade in der Corona-Zeit boomte die Nachfrage enorm. Saunalux wurde 2021 sogar mit dem "Live & Living Award" des Deutschen Institutes für Servicequalität und des Nachrichtensenders ntv ausgezeichnet.
Bauaufsicht des Kreises aktiv
Einen anderen Hintergrund nennt auf O|N-Nachfrage die Pressestelle des Vogelsbergkreises: Danach war bei einer turnusmäßig durchgeführten Sicherheitsüberprüfung am 21. April 2021 bei Saunalux seitens der Bauaufsicht des Vogelsbergkreises festgestellt worden, dass Auflagen und Bedingungen teilweise nicht erfüllt waren. "Beispielsweise wurden Räumlichkeiten eingebaut oder zusammengefasst oder es wurden zweite Ebenen in Holzkonstruktion eingebaut, die zu Lagerzwecken genutzt wurden. Es gab nicht genügend Flucht- und Rettungswege, die vorhandenen waren verstellt, nicht nutzbar oder gar nicht beziehungsweise nicht sichtbar gekennzeichnet". So Kreis-Pressesprecherin Sabine Galle-Schäfer in einer schriftlichen Erläuterung an unsere Redaktion.Wegen dieser baulichen Veränderungen habe die Bauaufsicht die Vorlage eines Bauantrags inklusive eines Brandschutzkonzeptes angeordnet. Dafür sei eine Frist bis zum 30. September 2021 eingeräumt worden. Die Firma Saunalux habe daraufhin einen Planer beauftragt, der im September 2021 eine entsprechende Begehung vornahm. Galle-Schäfer schreibt weiter: "Die Firma wurde von der Bauaufsicht wiederholt aufgefordert, den Bauantrag vorzulegen – zuletzt am 8. Oktober 2021. Dabei wurde eine Frist bis zum 28. Februar 2022 eingeräumt. Bis heute kam die Firma der Aufforderung der Bauaufsicht nicht nach. Es liegt kein Bauantrag vor".
"Lösbare Vorgaben - an einen Tisch setzen"
Abschließend heißt es in der schriftlichen Stellungnahme: "Es muss noch einmal deutlich gesagt werden: Es sind – auch im Vergleich zu anderen Projekten - lösbare Vorgaben, die von der Bauaufsicht eingefordert und die bislang nicht erfüllt wurden. Nicht nachzuvollziehen ist, warum sie zu einer Schließung des Betriebes in Nösberts-Weidmoos führen sollten. Ein Gespräch mit uns haben Vertreter der Firma bislang nicht gesucht, in der jetzigen Situation bieten wir selbstverständlich unsere Unterstützung an. Man sollte sich gemeinsam an einen Tisch setzen und das Gespräch suchen".Bezüglich der heute erforderlichen Standards von Arbeitsschutz, Betriebssicherheit oder Brandschutz hatte Hao Jin dem LA gegenüber erklärt: "Aus zeitlichen wie auch finanziellen Gründen konnten wir das leider nicht schaffen"-
Der Grebenhainer Bürgermeister Sebastian Stang bat um Verständnis dafür, zum derzeitigen Zeitpunkt keine weitere Stellungnahme zur Sache abgeben zu wollen. Gegenüber dem LA hatte der Verwaltungschef unter anderem betont, dass er mit der Unternehmensführung in Kontakt stehe. Derzeit würden Möglichkeiten gesucht, innerhalb der Gemeinde oder der Region einen anderen Produktionsstandort zu finden. (Bertram Lenz) +++