Ausschussitzung mal anders
Stadtpolitiker besichtigen das Industrie-Denkmal Zuse-Scheune
Fotos: Christopher Göbel / Hans-Hubertus Braune
19.01.2023 / BAD HERSFELD -
Die Sitzung des Kulturausschusses der Bad Hersfelder Stadtverordneten begann am Mittwoch anders als üblich: Ausschussvorsitzender Dr. Thomas Handke hatte zur Besichtigung der Zuse-Scheune eingeladen - und außer den Ausschussmitgliedern waren zahlreiche weitere Stadtpolitiker und interessierte Bad Hersfelder gekommen, um das markante Gebäude am Stadtring einmal von innen anzuschauen. In der Vergangenheit hatten Diskussionen um einen möglichen Abriss des Industriedenkmals die Gemüter erhitzt (O|N berichtete mehrfach).
Stadt- und Kreisarchiv wird greifbarer
Einer der Tagesordnungspunkte war der Stand um den Stadtarchiv-Neubau. Bürgermeisterin Anke Hofmann sagte, dass das Archiv ein "Stadt- und Kreisarchiv" werde. Zwar ist als Ort für den Neubau der Platz in der Antoniengasse bereits fast sicher, dennoch sein man weiterhin auf der Suche nach förderungswürdigen Alternativen. Johannes van Horrick, Fachbereichsleiter der Technischen Verwaltung bei der Stadt Bad Hersfeld, stellte die bisherigen Planungen auf Basis des bei einem Architekten-Wettbewerb siegreich hervorgegangenen Neubaus vor.Das zum Teil vierstöckige Gebäude wird Platz für die Mitarbeitenden, Präsentationen, technische Bereiche für die Digitalisierung und auch Arbeitsplätze für Interessierte bieten. Ein Großteil des Gebäudes wird keine Fenster haben und auch Kühl- und Spezialräume für unterschiedliche Medien werden integriert. Zudem wird es einen Quarantäne-Raum geben, in dem neue Archivmaterialien zunächst untersucht werden können. Auch die Klosterbibliothek, die derzeit am Obersberg untergebracht ist, soll in dem neuen Gebäude ein Domizil finden.
Laut dem Ausschussvorsitzenden Dr. Thomas Handke ist der Standort Antoniengasse "am realistischsten". Bürgermeisterin Hofmann wagte auf Nachfrage einen zeitlichen Rahmen zu nennen: "Zunächst muss die rechtliche Vereinbarung zwischen Stadt und Kreis stehen und durch die Gremien gehen. Dann können wir mit den Ausschreibungen starten - ich schätze, das wird diesen Herbst oder Winter passieren", so Hofmann. Mit einem Baubeginn rechnen die Bürgermeisterin und ihr Fachbereichsleiter im Jahr 2024. Die Bauzeit soll dann rund 1,5 Jahre betragen. "Wir haben übrigens einen Nachfolger für Frau Roth als Stadtarchivar gefunden", so die Bürgermeisterin.
Was macht eigentlich die Untere Naturschutzbehörde?
Nachdem sich die Ausschussmitglieder den Baustaub aus Jacken und Mänteln geklopft hatten, ging die Sitzung in der Bad Hersfelder Stadthalle weiter. Handke hatte Martina Schäfer, die Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Hersfeld-Rotenburg, und Ulrike Ißleib-Ludwig eingeladen, dem Ausschuss einige der Naturdenkmäler in und um Bad Hersfeld vorzustellen.Zumeist sind es Bäume, die unter der Obhut des Amtes stehen, beispielsweise auf dem Tageberg, an der Konrad-Duden-Schule oder auf dem Johannesberg. 13 Einzelbäume und zwei flächenhafte Naturdenkmäler seien nennenswert. Zur letzten Kategorie gehören die beiden "Seelöcher" am Obersberg und in Kathus. Die beiden Fachfrauen erläuterten unter anderem die Rangfolge vom Bundesumweltministerium bis in den Landkreis und die Aufgabengebiete, für welche die Untere Naturschutzbehörde zuständig ist.
Maritime Melodien mitten in Hessen
In der Reihe der Vereinsvorstellungen war dieses Mal Volker Henning von der Marinekameradschaft Bad Hersfeld dabei. "Die Marinekameradschaft Bad Hersfeld gibt es seit 1920", so der Vorsitzende. Mitten in Deutschland sei die Marinekameradschaft nach dem Ersten Weltkrieg entstanden. Das 100-jährige Jubiläum in 2021 habe wegen der Coronapandemie nicht gefeiert werden können, aber eine Chronik hat der Verein dennoch herausgebracht. Nach dem Brand im Vereinsheim an der Fulda hat die Marinekameradschaft ein neues Heim in einem Büro-Pavillon gefunden."Unser Hauptmerkmal ist der Shanty-Chor", so Henning, der die Sänger der maritimen Melodien 23 Jahre lang selbst leitete. Inzwischen hat dies Elena Töws übernommen. Zahlreiche Auftritte machten den Chor, der der älteste noch bestehende Shanty-Chor in Hessen ist, bekannt. "Ein Problem ist allerdings der Nachwuchs", so Henning. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liege bei 65 bis 70 Jahren. (Christopher Göbel) +++