Akademieabend mit Frido Mann

Leidenschaftlicher Streiter für Demokratie: Thomas Manns "Lieblingsenkel"

Gruppenbild vor der Veranstaltung: Gunter Geiger, Frido Mann, Alexandra Mann und Meinhard Schmidt-Degenhard (von rechts).
Fotos: Henrik Schmitt

17.01.2023 / FULDA - "Democracy will win": Mit diesen drei Worten beschrieb der Schriftsteller Thomas Mann ("Die Buddenbrooks", "Der Zauberberg") 1938 auf dem Weg ins amerikanische Exil seine unerschütterliche politische Hoffnung. Mehr als acht Jahrzehnte später steht diese Einstellung als Titel über dem aktuellen Buch von Frido Mann, dem "Lieblingsenkel" des Nobelpreisträgers.  Der 82-jährige deutsch-schweizerische Psychologe und Schriftsteller sprach über seine "hoffnungsvollen demokratischen Gedanken" am Montag während des ersten Akademieabends 2023 im Bonifatiushaus. 



"In einer Zeit, in der die Tiefschläge gegen unsere westlichen Demokratien ein beängstigendes Ausmaß angenommen haben, mag die Prognose ‚Democracy will win’ entweder naiv oder provokativ klingen". So beginnt Frido Mann sein aktuelles Buch. Gemeinsam mit Alexandra Mann, Religionswissenschaftlerin sowie Erste Vorsitzende und Geschäftsführerin des Trägervereins Weltkloster, fordert er darin den Beitrag der Religionen ein: Welche Kraft zur Freiheit liegt in den Botschaften der Religionen? Auf der einen Seite könne der Dialog zwischen Religionen und Kulturen eine wichtige friedensstiftende Kraft sein, auf der anderen Seite würden Religionen nicht selten für höchst "weltliche" Zwecke instrumentalisiert.

Welchen Beitrag können also Religionen, Kirchen, Glaubensgemeinschaften, aber auch Klöster in einer Welt voller politischer und gesellschaftlicher Spannungen, Krisen und Kriege aktuell überhaupt leisten? Was können sie konkret für den Zusammenhalt der Gesellschaft und den Erhalt von Frieden in diesen Zeiten bewirken? - All' diese Fragen wurden während des hoch spannenden, tiefgründigen Akademieabends behandelt, der von der "Katholischen Akademie des Bistums Fulda" gemeinsam mit der "Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit" und der "Karl-Hermann-Flach-Stiftung" durchgeführt wurde.

"Auf Fulda kann man setzen!"

Das Gespräch moderierte nach der Begrüßung durch Gunter Geiger (Akademiedirektor) und Amelie Kreuter (Programm-Managerin im Länderbüro Hessen/Rheinland-Pfalz der Friedrich-Naumann-Stiftung) der Journalist Meinhard Schmidt-Degenhard. Dieser zeigte sich positiv erstaunt, dass so viele Gäste den Weg ins Bonifatiushaus gefunden hatten, obwohl: "Auf Fulda kann man setzen!"

Gemeinsam entwickelte sich ein fundiert-faszinierendes Dreiergespräch, in das nach gut einer Stunde auch die Zuhörerschaft einbezogen wurde. Frido Mann sprach von einer positiven Entwicklung, die die Demokratie weltweit genommen habe, und zwar in den Jahren 1989 bis 2015. Seitdem müsse man Rückschläge verzeichnen. Bedroht werde Demokratie auch "aus sich selbst heraus", was an solchen Politikern liege wie beispielsweise Donald Trump und Viktor Orbán oder an Bewegungen wie den "Reichsbürgern" und "Pegida". 

Alexandra Mann, nicht verwandt oder verschwägert mit Frido Mann, stellte das Konzept des "Weltklosters" vor, ein Netzwerk, das auf spiritueller Ebene etwas bewirken wolle. Religion, dies wurde im Laufe des Abends deutlich, habe häufig eine sehr tragende Rolle bei den weltweiten Konflikten inne. Dabei sollte Religion ähnlich wie Demokratie einen Dialog gestalten und so zur Verbundenheit untereinander beitragen. Genannt wurde in diesem Zusammenhang Martin Bubers Grundprinzip "Ich und Du". 

Die Quintessenz des Abends: Demokratie ist nie fertig, sie muss sich immer weiterentwickeln. Frido Mann: "Demokratie fängt im Kleinen an, und das schon im Kindesalter. Dabei kommt es auf den Einzelnen an, der sich einbringen muss, damit Demokratie gelingt". 

Im Marianum zu Gast

Frido Mann wird übrigens am heutigen Dienstagmittag am Marianum Fulda zu Gast sein. Der Schule ist es gelungen, den 82-Jährigen für einen Vortrag ab 12.20 Uhr mit anschließender Diskussion in der Aula zu gewinnen.  (bl) +++

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