Fernsehen von Bürgern für Bürger
Rolf Strohmann, der Mr. "Offene Kanal Fulda", geht in Ruhestand
Foto: O|N - Archiv / Christopher Göbel
11.01.2023 / REGION -
1984 startete einst mit dem "Kabelpilotprojekt Ludwigshafen" das duale Rundfunksystem in Deutschland. Offene Kanäle, auf denen Bürger vom Urlaubsfilm bis zur politischen Diskussion senden konnten, was sie beschäftigte, wurden als wichtiger Beitrag zur Meinungsvielfalt gesehen. Vor inzwischen 25 Jahren, genau am 3. September 1998, ging das "Medienprojektzentrum Offener Kanal (OK) Fulda" als viertes Bürgerfernsehen Hessens auf Sendung. Das "Gesicht" des OK, Rolf Strohmann, geht Ende Februar in den Ruhestand. Grund genug für ein Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.
Die Bilanz des 65 Jahre alten Sozialpädagogen kann sich im besten Wortsinne sehen lassen: Rund 360 Fernsehbeiträge werden pro Jahr produziert und gesendet. Unterm Strich macht das in 25 Jahren 9.000 Beiträge über die Stadt Fulda und die osthessische Region, wobei das Themenfeld äußerst breit gestreut ist. Für Strohmann ist es wichtig gewesen, gemeinsam mit seinem - sehr überschaubaren - Team, immer unterstützt durch Praktikanten, stets nah an den Menschen zu sein. Auch wenn sich seit der Hochzeit Ende der 1990er- bis etwa Mitte der 2000er-Jahre viel verändert hat. Der Grund: Das Internet.
"OK" sei immer auch "Bürgerfernsehen", denn dank lokaler Beiträge könne man sich damit identifizieren. "Es ist von Menschen aus der Region für Menschen aus der Region gemacht", bringt er das Erfolgsgeheimnis auf den Punkt. Und lobt generell Fulda und Osthessen: "Hier gibt es eine hohe Lebensqualität, man ist nicht oberflächlich und unglaublich engagiert in Vereinen, Verbänden und Organisationen".
Beruflicher Werdegang
Nach einer Ausbildung zum Verlagskaufmann in seiner Heimatstadt Dortmund hatte Strohmann zunächst Sozialwesen studiert und war dann als Sozialpädagoge in mehreren ABM-Stellen zum Einsatz gekommen. "Das war eine tolle Zeit", erinnert er sich und führt unter anderem Tätigkeiten in der Drogenberatung oder auch im Gefängnis an. "Mich hat besonders die ganze Vielfalt gereizt".Nach kurzer Zeit: "Das will ich machen!"
Früher war der OK Unterm Heilig Kreuz zu Hause, wo jetzt das Hotel "Platzhirsch" seine Gäste empfängt. 2013 stand der Umzug in den "Centhof" an, wo sich seit den Anfängen gerade in Bezug auf technisches Equipment eine ganze Menge getan hat. Gab es zunächst fünf Kameras und drei Schnittplätze, so sind nunmehr ein Dutzend Kameras und ebenso viele schnittfähige Computer Standard.
Tolle Projekte
Ins Schwärmen gerät Strohmann, wenn er auf die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Jugendbildungswerk der Stadt Fulda zu sprechen kommt und hier stellvertretend die Namen Heike Münker und Uli Greb anführt. Ein Beispiel für das medienpädagogische Angebot, bei dem der Bedarf riesig sei, ist das gemeinsame Projekt "KinderKino + mehr". Jährlich sind hier bis zu 1.000 Kinder ab sechs Jahren in allen Stadtteilen mit von der Partie.