Klimawandel bedeutet immer weniger Pistentage

Liftbetreiber alarmieren: Wintersportregion Osthessen ist bedroht

Seit Wochen scharren Wintersportler nun schon mit den "Kufen", auch für die Pistenbetreiber ist die Zeit nicht einfach.
Fotos (2): Florian Heitmann

06.01.2023 / GERSFELD (RHÖN) - "Jetzt steh'n wir wieder da und es ist auf gut Deutsch zum Kotzen", sagt Harald Jörges, Liftbetreiber am Zuckerfeld. Die Weihnachtsferien neigen sich dem Ende zu und noch immer ist kein Schnee in Sicht. Auch Florian Heitmann, Liftbetreiber auf der Wasserkuppe, ist frustriert: "Wir hätten uns schon gefreut", erklärt er. 


Seit Wochen scharren Wintersportler nun schon mit den "Kufen", auch für die Pistenbetreiber ist die Zeit nicht einfach. "Gerade, dass es so früh schon kalt war, wird uns zum Verhängnis", sagt Jörges im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Man habe sich hinreißen lassen zu hoffen, mit der Beschneiung begonnen und so einiges an Geld "verpulvert". Das und das lange Warten drücke jetzt auf die Gemüter.

Liftbetreiber: Zum Glück keine unnötigen Personalkosten

"Kosten für Personal haben wir glücklicherweise keine", sagt er. Der Lift am Zuckerfeld sei familiengeführt, zusätzliche Hilfskräfte müsse man daher nicht finanzieren. Auch an Hessens höchstem Berg fallen keine zusätzlichen Kosten an. "Unsere Mitarbeiter sind ganzjährig beschäftigt. Wenn kein Schnee liegt, fallen andere Aufgaben an.", so Heitmann. "Wir hätten uns gefreut, die Pisten länger öffnen zu können, aber wir nehmen das Wetter, wie es kommt", sagt er weiter.

Wintersport in Osthessen: "Noch werfen wir die Flinte nicht ins Korn"

Generell werde es für den Wintersport in der Region immer schwerer, so Jörges. "Erderwärmung und Klimawandel werden für immer weniger Pistentage sorgen", sagt der langjährige Liftbetreiber. Selbst in den Alpen sei es von Jahr zu Jahr schwerer.  Das bestätigen auch kürzlich veröffentlichte Recherchen des RNDs. So müssen selbst im Hochgebirge Skigebiete während dieser Saison pausieren.

"Noch werfen wir die Flinte aber nicht ins Korn", sagt Jörges. Ab Mitte Januar erwarte man wieder Schnee, das sei schon in den letzten Jahren so gekommen. "Traditionell ist nicht etwa der Dezember, sondern tatsächlich der Februar der schneereichste Monat", trotzdem könne man den Umsatzausfall der Ferien vermutlich nicht wieder reinholen. "Da ist halt jeden Tag Betrieb wie an einem Sonntag".

Wasserkuppe bietet Alternativen zum Schneesport

An der Wasserkuppe freut man sich unterdessen darüber, wie gut die Alternativangebote durch die Urlauber angenommen werden. "Gerade an den sonnigen Tagen läuft beispielsweise der Rhönbob hervorragend", so Heitmann. Diesen habe man extra so schnell wie möglich wieder eröffnet, um den Gästen eine Alternative zum Skisport bieten zu können.

Auf Anfrage von O|N zeigt sich der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes in Essen zurückhaltend. "Schneien könnte es in der Nacht von Montag auf Dienstag, darüber hinaus sind keine seriösen Prognosen möglich", erklärt er. Wintersportler müssen also weiter abwarten. (Moritz Bindewald) +++

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