Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stefan Buß: Menschsein unter den Menschen

Der Stadtpfarrer bei O|N.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

04.01.2023 / FULDA - Im Film "Bruce Allmächtig" bekommt ein Mensch, Bruce, der sich viel über Gott beschwert, von Gott übernatürliche Kräfte verliehen. Es handelt sich um eine Filmkomödie des Regisseurs Tom Shadyac aus dem Jahr 2003 mit Jim Carrey in der Hauptrolle. "Mach’s besser", sagt ihm Gott.



Am Anfang zwar eingeschüchtert, lernt Bruce schnell seine neuen Kräfte zu schätzen und setzt sie für alle möglichen egoistischen Zwecke ein. – Mach’s nicht wie Bruce und versuche Gott zu werden. Er ist daran kläglich gescheitert und am Ende fleht Bruce Gott an, Gott möge endlich wieder die Sache in die Hand nehmen und ihn von dieser Qual des Gott-Seins befreien... Er ist überfordert. Am Ende will er es nicht mehr... Wollen wir das nicht irgendwie alle? Macht haben?

Dass Leute nach unserer Pfeife tanzen? Seit Jahrtausenden wollen Menschen Götter werden, aber welcher Gott wollte schon Mensch werden? – Ja, es gibt in der griechischen Mythologie auch Götter, die kurz in menschliche Gestalt schlüpfen, um etwas zu erledigen...dann aber schnell wieder diese Gestalt ablegen. – Aber welcher Gott wollte sich schon an seine Schöpfung binden, sich selbst an die Sterblichkeit binden? Ich kenne nur einen: Jahwe, der Ich-Bin, der Ich-Bin, der Gott, den die Christenheit verehrt...der ist Mensch geworden.

Kern des Weihnachtsfests

Der wollte leben und sterben. – Das ist der Kern des Weihnachtsfests. Die Welt sehnt sich immer wieder nach einer starken Kraft, die Frieden und Gerechtigkeit schafft. Der starke Mann, der große Führer, viele sind angetreten, um die Welt zu verbessern. Die großen Helden sind mit großen Idealen angetreten und haben in der Regel einen großen Scherbenhaufen zurückgelassen. Alexander der Große, Nero, Hitler und Stalin, die Litanei der Scharlatane kennt viele Namen. Auch unsere Zeit schreibt neue Namen in die Liste der Gewalttäter. Mit großen Ideologien und starken Männern hat diese Welt genug schlechte Erfahrungen gemacht.

Die Antwort Gottes auf die Sehnsucht der Menschen nach Frieden und Gerechtigkeit ist überraschend das Kind. Ein schlichtes, einfaches, bedürftiges Menschenkind wird in die Welt gesandt. Und alle menschliche Erfahrung bestätigt, ein Kind kann die Welt verändern. Es ist die unbedarfte Weisheit des Kindes, die die Welt fasziniert. Es stellt die Mächtigen und die Mächte der Welt infrage. Das kleine, nackte, schwache und hilflose Kind lässt die Heroen der Welt alt aussehen. »Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht in das Himmelreich gelangen.« Das Gottesbild vieler Menschen ist am ehesten geprägt vom allgewaltigen, ewigen und über die Natur hinaus mit Macht ausgestatteten Alleskönner.

Dieses Bild von Gott wird radikal infrage gestellt. Die Heilige Nacht von Weihnachten zeigt einen ganz anderen, zutiefst menschlichen und verletzlichen Gott. Er nimmt Anteil am Leben, Lieben und Leiden der Menschen. Er liefert sich selbst total dem irdischen Leben aus. Er wird ein Mensch mit Haut und Haaren. Ein Mensch mit allen Sinnen und Sinneserfahrungen. Er wird Mensch in all seinem Tun und Denken. Er wird Mensch unter Menschen und mit den Menschen. Der große starke Gott hat durch die Menschwerdung seines Sohnes großes Vertrauen in die Menschen gezeigt. So soll und kann ich wie er wahrhaft und wahrhaftig leben. Aufrecht und ehrlich kann ich dem anderen begegnen. So soll und kann ich, wie er, täglich Gerechtigkeit üben. Ich kann jedem die Wertschätzung entgegenbringen, die er verdient. So kann ich, wie er, die Liebe annehmen und weiterschenken. So kann ich, wie er, Mensch sein unter Menschen. (Stefan Buß) +++


Foto: privat

X