Wo der Heiland geboren ward
Eine Stadt feiert Weihnachten - und das gleich drei mal im Jahr
Fotos: Till Flamme-Brüne/pax christi
25.12.2022 / BETHLEHEM / FULDA - "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude denn euch ist heute der Heiland geboren", sprach der Engel der Erzählung nach zu den Hirten. Wann? "Am 24. Dezember, Weihnachten halt", würde jetzt vermutlich jeder sagen - oder doch nicht?
Till Flamme-Brüne (20) aus Fulda lebt für ein Jahr in Bethlehem, macht dort einen Freiwilligendienst. In seinem letzten Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS schilderte er die Vorweihnachtszeit, nun redet er über das Fest - oder die Feste, wie es vielleicht treffender formuliert wäre. In der Geburtskirche sind nämlich drei christliche Kirchen beheimatet - und alle haben ein anderes Datum für den Feiertag.
Für die dortigen Behörden eine organisatorische Aufgabe, die bewältigt werden will. Während die Katholiken am 24. Dezember Weihnachten feiern, tun dies die Griechisch-Orthodoxen am 6. Januar und die Armenische Kirche am 19. Januar. Zudem neigt sich die Vorweihnachtszeit mit den zahlreichen Konzerten, Krippenspielen und Weihnachtsmärschen dem Ende zu.
Die Stadt leuchtet, bei zweistelligen Temperaturen
"Wichtige Events sind auch die sogenannten Tree Lightenings, an denen die Weihnachtsbäume mit großen Zeremonien in Bethlehem, Beit Jala und Beit Sahour erleuchtet werden. Außerdem ist nahezu jede Straße mit Lichterketten und typischen Beleuchtungen geschmückt", erklärt Flamme-Brüne. Das bringe Licht und Hoffnung in diese dunkle Jahreszeit. Eine Reise vom israelisch kontrollierten Jerusalem ins palästinensische Bethlehem
Am 24. Dezember dann der erste Paukenschlag: Der Lateinische Patriarch von Jerusalem reist am Morgen von Jerusalem nach Bethlehem. Begleitet wird er von zahlreichen Pilgern, Touristen und Geistlichen aus aller Welt. "So trifft er beispielsweise auf seiner Route am Grab von Rahel auf die Bürgermeister der benachbarten Städte Bethlehem, Beit Jala und Beit Sahour", erklärt Flamme-Brüne. Von dort aus wandere er durch die Sternenstraße in Bethlehem bis zum Krippenplatz direkt vor der Geburtskirche, wo er von tausenden willkommen geheißen wird. Um Mitternacht gipfelt der Tag in der weltweit ausgestrahlten Mitternachtsmesse mit dem Patriarchen. Sie wird von Bischöfen und Kardinälen sowie von Konsuln aus aller Welt besucht. Zudem ist der Palästinenserpräsident Mahmud Abbas oder sein Premierminister anwesend.
Dreikönigsfest vor Weihnachten
An den folgenden Tagen feiern die christlichen Familien gemeinsam Weihnachten. Man trifft sich auch mit Freunden und Bekannten, um Weihnachtswünsche auszutauschen. Auf dem bekannten Hirtenfeld in Beit Sahour versammeln sich dann die Katholiken am 6. Januar zum Anlass des Dreikönigsfestes. In den darauffolgenden Tagen besuchen die Priester die Mitglieder ihrer Gemeinden und segnen deren Häuser.Anschließend kommen im Januar die Patriarchen der beiden anderen christlichen Kirchen nach Bethlehem und feiern mit ihren Gläubigen Weihnachten, so Flamme-Brüne abschließend. (mmb) +++