Kommentar von Bertram Lenz

Ein Weihnachtsmarkt, der weit über die Region hinaus strahlt

Strahlende Stände und strahlende Gesichter: Der Weihnachtsmarkt 2022.
Archivfotos: O|N

24.12.2022 / FULDA - Der Fuldaer Weihnachtsmarkt, dies sei vorangestellt, hat auch in diesem Jahr bewiesen, welche Strahlkraft von ihm ausgeht. Die von der Stadt veröffentlichten Zahlen, wonach allein an den vier Adventswochenenden jeweils rund 90.000 Menschen gekommen seien, sprechen eine deutliche Sprache. Dabei seien nicht die Weihnachtsmärkte der umliegenden Städte und Gemeinden in ihrer Bedeutung herabgesetzt, die mit sehr viel Liebe und Organisationsgeschick durchgeführt wurden. Aber Fulda bleibt nun mal etwas Besonderes. 


Es ist dies ein Weihnachtsmarkt gewesen, der zwar ohne die Einschränkungen der - immer noch anhaltenden - Coronapandemie stattfinden konnte, gleichwohl aber unter dem Eindruck der Energiekrise stand. Verkürzte Öffnungszeiten beziehungsweise das Geschlossen-Sein an den ersten beiden Montagen seien hier unter anderem genannt. Und: Es war gut gewesen, dieses Nicht-Öffnen wieder zurückzunehmen. Denn mangelnde Kommunikation hatte hier offenbar dazu geführt, dass in manchen Fällen Touristen extra des Weihnachtsmarktes wegen in die Barockstadt gekommen sind und dann vor verschlossenen Buden standen. Unmut inbegriffen.

Neben den Osthessen sind aber gerade Gäste von außerhalb der Region wichtig - und dies nicht nur für die Standbetreiber. Denn wer im Advent nach Fulda kommt, um das besinnliche Flair rund um Uniplatz, Museumshof und Friedrichstraße zu erleben, der wird sich auch die Zeit für andere Dinge nehmen. Um durch die Geschäfte zu bummeln, um einzukaufen oder auch um gemütlich in einem Lokal zu speisen. Kurz: Es sich gut gehen zu lassen.

Apropos Speisen: Über "Schneiders Erbsensuppe", die es diesmal nach gut 45 Jahren erstmals NICHT gegeben hat, ist lange genug diskutiert worden. Durch die ganze öffentliche Debatte - bei der die "Tradition" eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt - und auch durch die Protestaktion dreier um die Erbsensuppe "trauernder" Herren geriet Fulda einmal mehr in die (bunten) Schlagzeilen.

Fakt ist, dass dieser Weihnachtsmarkt gezeigt hat, dass er sehr viel mehr ist als "nur" Glühwein zu trinken und Würstchen zu essen. Kinderweihnachtsland,  "Hüttenzauber", das mittelalterliche Weihnachtsdorf, der weihnachtliche "regio'markt" und der schon zur Tradition gewordene "Winterwald" haben einmal mehr Maßstäbe gesetzt. Und dürften Erkenntnisse geliefert haben, auf die in den kommenden Jahren zurückgegriffen werden sollte.  Beispielsweise jene, dass das Weihnachtssingen vor dem Dom auf jeden Fall wieder stattfinden sollte. 6.000 mitsingende Zuhörer bei eisigen Temperaturen und eine ausnahmslos positive Resonanz sprechen hier eine deutliche Sprache.

Die politisch Verantwortlichen im Stadtschloss werden sich gemeinsam mit den Geschäftsleuten auch der Fragestellung widmen müssen, wie es eigentlich mit der Friedrichstraße weitergeht, die wie bereits 2021 wegen des "Hüttenzaubers"ab der Einmündung Schlossstraße/Pauluspromenade bis zum 4. Januar 2023 voll gesperrt ist und zur Fußgängerzone erklärt wurde.

Und wie ein Damoklesschwert schwebt schließlich das Schicksal von "Galeria Karstadt Kaufhof" über dem  - noch - weihnachtliches Flair ausstrahlenden Uniplatz. Die Nachricht, der Online-Händler buero.de wolle nun doch keine Filialen der insolventen Kette übernehmen, ist ein wenig Mut machendes Signal für 2023. (Bertram Lenz) +++

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