"Beliebte Erbsensuppe bleibt aus"

Wieso darf Metzger Schneider nicht auf den Weihnachtsmarkt?

Christoph Schneider ist enttäuscht: Jahrelang hat seiner Fuldaer Traditionsmetzgerei den Weihnachtsmarkt mitgestaltet
Archivfoto: O|N/Henrik Schmitt

02.12.2022 / FULDA - Am Stand der Fleischerei Schneider in weihnachtlichem Ambiente eine leckere und vor allem regionale Erbsensuppe oder eine heiße Wurst genießen. Was auf dem Fuldaer Weihnachtsmarkt jahrelang zur altbewährten Tradition gehörte, sucht man in diesem Jahr vergebens. Denn das Traditionsunternehmen vom Abtstor darf in diesem Jahr zum ersten Mal nicht teilnehmen - und das nach über 45 Jahren. Christoph Schneider, Inhaber der Metzgerei, ist zutiefst enttäuscht. "Es ist schade, dass man uns nicht mehr dabei haben will", so der Metzger im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. 



"Wir sind von Anfang an immer am Weihnachtsmarkt dabei gewesen, haben ihn über Jahre hinweg mitgestaltet. Dieses Jahr haben wir leider nicht die Möglichkeit uns zu präsentieren, da wir vom Gremium nicht ausgewählt wurden. Das ist wirklich schade. Unsere Erbsensuppe hat sich immer großer Beliebtheit erfreut", so Schneider. "Viele rufen an und fragen am Weihnachtsmarkt nach, wo unser Stand in diesem Jahr zu finden ist", meint der Inhaber. In den vergangenen Jahren hat der Betrieb auf dem Markt täglich jede Menge Portionen der beliebten Erbsensuppe verkauft. 

"Regionale Unternehmen sollten Vorrang haben"

Bereits Anfang des Jahres hatte sich Schneider - wie jedes Jahr - auf die Teilnahme am Weihnachtsmarkt beworben. Mit einer Absage hatte er damals nicht gerechnet. "Das gab es bisher noch nie", meint Schneider enttäuscht und betont: "Ich habe lediglich die Mitteilung erhalten, dass die Mitbewerber wohl mehr Gas gegeben hätten. Es ist schade, dass man lieber Standbetreiber von weiter weg, statt heimische Betriebe auswählt. Regionale Unternehmen sollten da doch Vorrang haben", findet der Inhaber und betont: "Wir sind immer für konstruktive Kritik offen - gerade bei regionalen Bewerbern, die seit vielen Jahren dabei sind, könnte man doch auch vorher das Gespräch suchen, um auf Missstände aufmerksam zu machen."

Stadt Fulda nimmt Stellung

Aufgrund der Vielzahl an Anfragen und Bewerbungen auf einen der begehrten Standplätze gibt es gemäß Satzung ein unabhängiges Vergabeverfahren. Der Satzung des Weihnachtsmarktes ist zu entnehmen, dass die Bewerberauswahl dabei durch ein siebenköpfiges Gremium, bestehend aus Rechts- und Ordnungsamt, dem Amt für Stadtmarketing, dem City Marketing, der IHK, der Kreishandwerkerschaft sowie dem Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr, erfolgt.

Auswahlkriterium zur Beurteilung der Bewerbungen für die Teilnahme am Weihnachtsmarkt sei die "Attraktivität". Zur Untergliederung dieses Auswahlkriteriums werden laut Satzung folgende Merkmale gleichwertig herangezogen: Warenangebot, Standbeschaffenheit, Standgestaltung und Warenpräsentation. Für jedes Merkmal würden dann Punkte vergeben, die schließlich zu einer Gesamtpunktzahl summiert werden. "Bei Punktzahlgleichheit mehrerer Bewerber entscheidet das Kriterium 'bekannt und bewährt'", heißt es in der Satzung. 

Jedes Mitglied des Auswahlgremiums bewertet jede Bewerbung nach einem Punktesystem. "Je Warengruppe werden die Bewerber mit der höchsten Gesamtpunktzahl bis zum Erreichen des Standkontingents zugelassen. Nach Erreichen des Standkontingents können - auch platzbedingt - keine weiteren Bewerber zugelassen werden", so die Stadt.

"Nicht genügend Punkte für eine Standvergabe"

Die Fleischerei Schneider habe sich laut Angaben der Stadt Fulda ordnungs- und fristgemäß auf einen Standplatz am Fuldaer Weihnachtsmarkt beworben. "Im Bewerbungsverfahren konnte das Unternehmen in diesem Jahr im Vergleich zu anderen Bewerbungen nicht genügend Punkte für eine Standvergabe erzielen. Daher hat ein anderer Bewerber den Zuschlag auf einen Standplatz erhalten", begründet die Stadt die Situation.

"Die abgelehnten Bewerber – so auch Herr Schneider - erhalten in jedem Jahr ein Schreiben mit den Gründen, die zur Absage geführt haben sowie mit Informationen und Hinweisen, was am Stand gegebenenfalls verbessert werden kann", so die Pressestelle weiter. Diese Anmerkungen dienen laut der Stadt Fulda als konstruktive Kritik und könnten den Bewerben in Folgejahren dazu dienen, die eigene Standgestaltung und Warenpräsentation zu optimieren und damit die Attraktivität des Weihnachtsmarktstandes und dessen Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. 

"Angebot deutlich attraktiver geworden"

Zudem sei der Weihnachtsmarkt laut Angaben der Stadt für die Attraktivität von Fulda und der gesamten Region von hoher Bedeutung. "Das Angebot an den Produkten ist in den vergangenen Jahren deutlich vielfältiger und attraktiver geworden, so wie der Markt in seiner Gesamtheit", äußert sich die Stadt auf O|N-Nachfrage.

Im nächsten Jahr möchte sich Christoph Schneider aus Altersgründen nicht mehr für die Teilnahme am Weihnachtsmarkt bewerben. Eine langjährige Tradition, die leider ganz unerwartet ein Ende nimmt. Die hausgemachte Erbsensuppe und die regionalen Köstlichkeiten im weihnachtlichen Flair gehören somit der Vergangenheit an - zumindest auf dem Fuldaer Weihnachtsmarkt. "Komplett verzichten muss man auf unsere Suppe aber glücklicherweise nicht", so Schneider. Denn auch wenn man die regionale Köstlichkeit nicht wie gewohnt zwischen Lichterketten und Glühweinduft in der Innenstadt verzehren kann: "Wir bieten die Suppe weiterhin im Laden, sowie bei Café Gerk am Gemüsemarkt an. Zudem kann man sie auch als Konserve in unserem Geschäft erwerben", betont der Metzgermeister. (Lea Hohmann) +++

In den vergangenen Jahren konnte der Betrieb in seiner weihnachtlich geschmückten Hütte mit regionalen Produkten überzeugen
Fotos: Christoph Schneider
In diesem Jahr wird man den beliebten Stand, der unterem anderem leckere Erbsensuppe anbot, vermissen

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