Hörspiel als Live-Erlebnis
Mit Stimmen Bilder in die Köpfe gezaubert
Amelie Wischer (Traute) und Mira Reinig (Max)
Fotos: Christopher Göbel
30.11.2022 / BAD HERSFELD -
Es raschelt und klackert, eine Schere schneidet durch Stoff - die Lesung zu "Bad Hersfeld liest ein Buch" am Montagabend in der Rotunde der Bad Hersfelder Sparkassen-Hauptstelle war ein beeindruckendes Live-Erlebnis mit acht Mitwirkenden. Sie erweckten die Geschichte des Buches "Heul doch nicht, du lebst ja noch" von Kirsten Boie als Live-Hörspiel zum Leben. Die Autorin schildert darin das Leben am Ende des Krieges in Hamburg anhand dreier Jugendlicher.
"Wir freuen uns, zum ersten Mal Gastgeber der Aktion 'Bad Hersfeld liest ein Buch' zu sein, auch wenn wir schon seit Jahren Unterstützer sind", sagte Reinhard Faulstich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg, zur Begrüßung. Er hieß die Regisseurin des Live-Hörspiels, Christine Bossert, sowie als Sprecher Joern Hinkel, Amelie Wischer, Mira Reinig, Felix Gäde und Lucca Müller von den "Sommernachtsträumern" sowie das Musiker-Duo Leonie Ragotzky und Andreas Winter willkommen.
"Bin ich jetzt sicher?" lautete der Titel des Abends. Diese Frage stellten sich auch die Protagonisten, denn Boies Buch handelt von der Zeit direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Einer Zeit des Hungers und der Trümmer im Nachkriegsdeutschland. Diese Atmosphäre ließen die jugendlichen Sprecherinnen und Sprecher in den Rollen von Traute, Jakob, Hermann, Max und des kleinen Adolf auferstehen. Die Rollen von Hermanns Eltern und anderen Erwachsenen übernahmen Bossert und Hinkel.
Stimmungen erschaffen
An die erzählten Situationen angepasste Stimmungen erzeugten die Jugendlichen dabei mit hoher sprachlicher Präzision und emotionaler Tiefe. Untermalt mit passenden Geräuschen entstand in den Köpfen der Zuschauer eine Zeit, die lange vergangen ist. Die jungen Protagonisten standen dabei den Profis Bossert und Hinkel in nichts nach. Mit einfachsten Mitteln wie Steinen, einer Reibe, einem keinen Ball, Schere und Stoff, einem Schlüsselbund oder einem Regenmacher wurde die Lesung zum lebendigen Hör-Spiel.
Unter anderem mit "Hello Dolly"" oder "Fiddler on the Roof" aus Anatevka gestalteten Andreas Winter (Saxophon) und Leonie Ragotzky (Klavier) den Abend mit. Für die Tontechnik hatte Michael Bethge gesorgt. "Mit geschlossenen Augen verwebt sich so die Lesung zu einem Gesamt-Klang-Raum", hatte Bossert zuvor im O|N-Gespräch gesagt. Und genau das hat das Ensemble an diesem Abend geschafft. Langer Applaus war der Lohn für einen Abend, der weit über eine reine Lesung hinausging. (Christopher Göbel) +++
Wie ein Live-Hörspiel mit Musik für "Bad Hersfeld liest..." entsteht