O|N-Gespräch mit Präsident Dr. Karim Khazar
Die Hochschule ist aus unserer Region nicht mehr wegzudenken
Foto: O|N - Archiv Carina Jirsch
06.12.2022 / FULDA -
Der 17. Oktober 2022 war einmal mehr ein wichtiges Datum in der Geschichte der Hochschule Fulda: Präsident Professor Dr. Karim Khakzar konnte rund 1.900 Erstsemester zum beginnenden Wintersemester 2022/23 auf dem Campus begrüßen. Zu der Open-Air-Veranstaltung waren indes nicht nur die "Erstis", sondern alle Studierenden eingeladen worden, insbesondere auch diejenigen, die ihr Studium während der Corona-Pandemie im Online-Modus begonnen hatten. An der Hochschule ist damit wieder weitgehend Normalität eingekehrt.
"Etwa 40 Prozent kommen aus der Region", erläutert Khakzar, der besonders die hohe Zahl von über 1.500 internationalen Studierenden betont. Dieser Anteil von gut 17 Prozent ist überdurchschnittlich hoch, wenn man bedenkt, dass Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bundesweit nur auf einen Schnitt von gut neun Prozent kommen. "Mittelfristig streben wir einen Anteil von 20 Prozent internationaler Studierender an", so der Präsident.
800 Bedienstete
Alle Studierenden leisteten ihren Beitrag zu einer Belebung des 1974 gegründeten Hochschulstandortes, sowohl in wirtschaftlicher als auch in gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht. Damit sich eine Hochschule so dynamisch wie in Fulda entwickeln kann, ist auch engagiertes Personal notwendig: In diesem Falle sind es gut 800 Bedienstete, inklusive der annähernd 170 Professorinnen und Professoren. Hinzu kommen noch Lehrbeauftragte und studentische Hilfskräfte."Sehr gut" sei im Übrigen das Verhältnis zur Kommunalpolitik; mit den handelnden Personen auf Stadt- und Landkreisebene gebe es regelmäßigen Kontakt und einen engen Austausch. "Das Netzwerk in der Region ist sehr engmaschig", lobt der 62-Jährige, der die kurzen Wege als großen Vorteil erachtet. Beispielsweise dann, wenn es um die Abstimmung in aktuellen Fragen geht wie vor Kurzem beim Aufstellen von Containern für Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Krisengebieten auf dem Gelände der Hochschule (O|N berichtete ausführlich).
Zäsur durch Corona
Die Corona-Pandemie habe eine Zäsur dargestellt, da neue Formen der Lehre hätten gefunden werden müssen. Inzwischen sei die Online-Wissensvermittlung etabliert, so der Präsident, der daran erinnert, dass man keine Zeit habe verlieren dürfen, um die Studierenden trotz aller Herausforderungen rechtssicher durch Prüfungen zu geleiten. "Wir haben in der Zwischenzeit viel an digitaler Kompetenz gewonnen", urteilt Khakzar, der an negativen Folgen jedoch anmerkt, dass den Studierenden während der Online-Semester das soziale Miteinander und die Interaktion gefehlt haben. "All' das, was zum studentischen Campus-Leben einfach dazu gehört."Um dieses Stichwort aufzugreifen: Der Campus der Hochschule Fulda wird von Studierenden regelmäßig als einer der schönsten in ganz Deutschland bezeichnet. Der Präsident hebt besonders den auf einem neu erworbenen Areal geplanten "Campus Nord" hervor, der sowohl neue Formen der Lehre als auch Raum für Begegnungen und Experimentieren ermöglichen soll.
Das Jahresbudget der Hochschule Fulda liegt laut Khakzar zwischen 70 und 80 Millionen Euro. Fulda gehört zu fünf staatlichen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) in Hessen, "und wir sind im Bundesvergleich eine der großen HAWs. Inzwischen sind wir immerhin größer als die größte HAW in Baden-Württemberg".
Eine Universität?
In diesem Zusammenhang verneint der Präsident die Notwendigkeit, die Hochschule in eine Universität umzuwandeln – "auch wenn das Thema immer mal wieder aufgegriffen wird." Durch die europaweite Vereinheitlichung von Studienabschlüssen in Bachelor und Master über den sogenannten "Bologna-Prozess" spiele es praktisch keine Rolle mehr, ob man an einer HAW oder Universität studiere. Vielmehr sollten die individuellen Vorzüge der Hochschule Fulda betont werden. Im Übrigen besitzt die Hochschule Fulda seit 2016 das eigenständige Promotionsrecht, bisher ein Privileg der Universitäten.Abschließend formuliert der Präsident zufrieden: "Die Hochschule Fulda kennt man, wir haben uns bundesweit einen Namen gemacht." Hier sei in den letzten Jahren mit sehr vielen Projekten in Studium und Lehre und in der angewandten Forschung hervorragende Pionierarbeit geleistet worden, die Profilthemen Lebensqualität und Gesundheit immer fest im Blick. (Bertram Lenz) +++