Festspiele 2023

Ein König, Christus und der Club mit rachelustiger Fledermaus und Gespenst

Festspiel-Intendant Joern Hinkel (2.v.r.), die Regisseurin Tina Lanik, Bürgermeister Thomas Fehling (rechts) und Sparkassen-Vorstand Reinhard Faulstich.
Fotos: Gerhard Manns / Christopher Göbel

19.11.2022 / BAD HERSFELD - "Stücke, die eine andere Sicht auf die Welt erlauben" hat Intendant Joern Hinkel für die 72. Bad Hersfelder Festspiele ausgesucht. Gemeinsam mit der Regisseurin Tina Lanik, Bürgermeister Thomas Fehling und Reinhard Faulstich von der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg stellte Hinkel den Spielplan heute vor.



Eröffnungsstück ist William Shakespeares "König Lear" in der Inszenierung von Tina Lanik. Geboten werden zudem das Musical "Jesus Christ Superstar" von Andrew Lloyd-Webber, bei der Stefan Huber Regie führen wird, die Operetten-Bearbeitung "Die Rache der Fledermaus", ebenfalls von Huber in Szene gesetzt, zum dritten Mal "Der Club der toten Dichter" in Hinkels Regie und als Kinderstück "Das kleine Gespenst" von Otfried Preussler. Gespielt wird vom 30. Juni bis zum 27. August 2023 in der Bad Hersfelder Stiftsruine.

Sehnsucht nach dem Theater

Sparkassen-Vorstand Faulstich als Gastgeber der Festspiel-Pressekonferenz lobte die hohe künstlerische Qualität der Bad Hersfelder Festspiele. "Sie sind bundesweit ein Hingucker - und das muss auch so bleiben", so Faulstich. Die Sparkasse ist einer der Hauptsponsoren des Theaterfestivals. Laut Faulstich ist die Sehnsucht der Menschen nach Kulturveranstaltungen "ungebrochen groß".

Auch Bürgermeister Fehling lobte das "tolle Programm". Er hoffe auf "normal-übliche Festspiele" nach der Coronapandemie. Er gedachte der drei ehemaligen Festspiel-Intendanten, die in diesem Jahr verstorben sind: Ingo Waszerka, Volker Lechtenbrink und Dieter Wedel. "Sie haben die Festspiele vorangebracht und Akzente gesetzt", so Fehling. Diese Fähigkeit bescheinigte er auch dem aktuellen Intendanten Joern Hinkel, der dann das Programm im Einzelnen vorstellte.

Neu Welten kennenlernen

"Das kleine Gespenst lernt eine neue Welt kennen", begann der Intendant mit dem Kinderstück, das er selbst seit seiner Kindheit liebe. Er wünsche sich auch manchmal einen anderen Blick auf die Dinge. Geplant ist, Schulklassen aus Bad Hersfeld mitspielen zu lassen. "Auch die Feuerwehr, die bei jeder Aufführung in der Stiftsruine dabei ist, wird mitspielen", so Hinkel. Die Spielzeit des Familienstückes liegt zum größten Teil vor den Sommerferien.

Dass "Der Club der toten Dichter" im kommenden Jahr zum dritten Mal auf dem Spielplan steht, hat laut Hinkel mehrere Gründe. "Das Publikum liebt dieses Stück einfach." Und auch finanzielle Voraussetzungen seien ausschlaggebend gewesen. "Es war eine emotionale Entscheidung."

"Eine der größten Menschheitstragödien"

"König Lear" wird die national renommierte Regisseurin Tina Lanik in Szene setzen. "Shakespeare gibt immer wieder die Möglichkeit, das Stück neu zu entdecken", sagte Lanik, die ihre Regiearbeit am Wiener Burgtheater für die Pressekonferenz in Bad Hersfeld unterbrochen hatte. "Es ist ein Stück über Männer, Frauen und einen Systemwechsel, eine der größten Menschheitstragödien", so Lanik. Hinkel bezeichnete "König Lear" als "unglaublich modernes Stück".

"Jesus Christ Superstar" wurde vor 20 Jahren in Bad Hersfeld aufgeführt - von 2002 bis 2004 drei Jahre in Folge. "Die Frage hinter dem Musical des jungen Lloyd-Webber ist: Kann man Gewalt mit Gewaltlosigkeit gegenübertreten?", so Hinkel. Regie wird Stefan Huber führen, der bei den Festspielen bereits "Titanic" inszeniert und die Regie von "Bonifatius" auf dem Fuldaer Domplatz übernommen hatte.

Huber ist - "zufälligerweise", laut Hinkel - auch Regisseur der Produktion "Die Rache der Fledermaus" an der Komischen Oper Berlin. Dieses Stück wird - sozusagen als Gastspiel - in den Spielplan aufgenommen. Mit dabei sind Stefan Kurth und die Geschwister Pfister. In der Fassung der Operette nach Johann Strauß von Stefan Huber und Kai Tietje kommt die Operette 2023 nach Bad Hersfeld. "Ich möchte die Festspiele weiter in Richtung klassische Musik öffnen", sagte Hinkel. Der Weg über die Operette sei ein erster Schritt.

Eichhof-Stück noch in der Schwebe

Das Schloss Eichhof soll im kommenden Jahr nicht bespielt werden. "Das hat vor allem finanzielle Gründe", so Hinkel. Eine weitere Spielstätte verursache weitere Kosten. Wegen der städtischen Vorgaben, Geld zu sparen, liegt das Budget der Bad Hersfelder Festspiele im kommenden Jahr mit 7,6 Millionen Euro 300.000 Euro niedriger als 2022. Die Verpflichtung des Gastspiels, die Wiederaufnahme des "Clubs" und die Streichung des Eichhofes seien Bausteine dafür. "Allerdings ist für den Eichhof das letzte Wort noch nicht gesprochen", so Fehling. Man werde beobachten, wie der Kartenvorverkauf laufe. Ganz abgesagt ist das kleine Freilichttheater noch nicht. Wie man hört, gibt es bereits eine Idee, welches Stück dort gespielt werden könnte.

"Die Festspiele sind ein Angebot aller Kulturschaffenden, dass es weitergeht", sagte Tina Lanik aufgrund der schweren Zeiten für Theater während der Coronapandemie. Hinkel dankte auch allen Förderern und Sponsoren, ohne deren finanzielle Unterstützung ein Kulturbetrieb wie die Bad Hersfelder Festspiele nicht möglich sei. Auch die Erhöhung der Bundeszuschüsse um 100.000 Euro sei "ein Auftrag an uns, ein Angebot zu schaffen, das Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus anzieht." 

Karten gibt es ab dem 24. November

Der Kartenvorverkauf für die 72. Bad Hersfelder Festspiele beginnt am Donnerstag, 24. November, in der Kartenzentrale der Festspiele und online. "Genau einen Monat vor Heiligabend wäre das doch ein tolles Weihnachtsgeschenk", so der schmunzelnde Intendant. (Christopher Göbel) +++

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