Reaktion auf Abwahlantrag
Ehemaliger Bürgermeister Jochen Schmidt: "Ich mache hier nicht mehr mit"
Fotos (2): privat
17.11.2022 / ALHEIM - Jochen Schmidt ist seit Mittwoch ehemaliger Bürgermeister von Alheim (Landkreis Hersfeld-Rotenburg). Er hat damit den Abwahlantrag der Gemeindevertretung angenommen. In einer ausführlichen Reaktion nimmt Schmidt Stellung und erläutert, wieso er auf einen Bürgerentscheid verzichtet.
"Denn ich mache hier nicht mehr mit, vermeide das weitere unappetitliche Schauspiel um meine Person bis dahin und verhinderte weitere Mehrkosten und Zeitaufwand für unsere Gemeindeverwaltung", schreibt Schmidt. Die Mehrheitsfraktionen von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen hatten den Abwahlantrag in der vergangenen Gemeindevertretung eingebracht und mehrheitlich beschlossen. In einer Pressemitteilung zollten sie nun Schmidt Respekt. Es sei sicher keine leichte Entscheidung und "habe unsere vollste Anerkennung", so die drei Fraktionen. Die FDP hatte den Antrag nicht unterzeichnet.
"Alles ohne jede Begründung"
"Ich möchte mich daher noch einmal kurz zum Abwahlantrag äußern, der den Vorwurf enthält, ich habe nicht kooperiert und die Gemeinde nicht vorangebracht. Alles ohne jede Begründung. Die anderen mündliche Begründungen musste ich der Presse und später auch im Fernsehen entnehmen. Und mit Verlaub, was ich da lesen musste ist ein Sammelsurium teils unflätiger, teils beleidigender Äußerungen, die ich einer Gruppe pubertierender Jugendlicher unter bestimmten Umständen nachsehen würde, nicht aber gewählten Gemeindevertretern. Auf eine Wiederholung verzichte ich", schreibt der ehemalige Bürgermeister.Beleidigungen seien strafbar
"Allerdings werde ich gegen die von den drei Gemeindevertretern in der HNA und in der Hessenschau ohne jede Begründung öffentlich vorgetragene Behauptung, ich habe gelogen, rechtlich vorgehen. Beleidigungen sind strafbar, und ich erwarte von den Genannten im Fall einer Verurteilung ihren Rücktritt", schreibt Schmidt."Die Frage, was wäre, wenn"
"Und auch die Frage, was wäre, wenn ich in vier Monaten den Bürgerentscheid gewinnen würde - was wären die Konsequenzen? Ein neuer Gemeindevorstand oder eine neu zusammengesetzte Gemeindevertretung. Nein, die politischen Vertreter sind zu nichts verpflichtet. Und welche Konsequenzen sie wirklich ziehen würden, zeigt der vor kurzem stattgefundene Bürgerentscheid zum Niederellenbacher See bei dem die besagten Vertreter für den Verkauf gestimmt haben und mit über 73 Prozent verloren haben. Und die gleichen Vertreter strengen gleich wenige Tage später den nächsten Bürgerentscheid über den Bürgermeister an, in der Hoffnung es möge nicht so weit kommen. Ja - Glück gehabt. Denn ich mache hier nicht mehr mit, vermeide das weitere unappetitliche Schauspiel um meine Person bis dahin und verhindere weitere Mehrkosten und Zeitaufwand für unsere Gemeindeverwaltung", schreibt er weiter und abschließend:"Ich wünsche unserer Gemeinde alles Gute, und dass sie wieder in ruhigere Fahrwasser kommen mag, damit die notwendige Arbeit vor Ort gemacht werden kann. Denn der Wettbewerb wird nicht zuletzt durch die Energiesituation härter und nur eine Gemeinde in der alle -bei allen Meinungsverschiedenheiten und notwendigen Diskussionen - an einem Strang ziehen, wird diesen härter werdenden Wettbewerb gewinnen." (Hans-Hubertus Braune) +++
Bürgermeister Jochen Schmidt nimmt Abwahlantrag an - SPD: "großen Respekt"
Jochen Schmidt entscheidet Stichwahl für sich
Archivbild: O|N/Gerhard Manns