Bad Hersfeld liest ein Buch
Ideenreicher Abend zu Kirsten Boies Jugendroman
Einige Klassen des G10-Jahrgangs der Gesamtschule Obersberg gestalteten einen interessanten Abend zum Roman "Heul doch nicht, du lebst ja noch"
Fotos: Christopher Göbel
16.11.2022 / BAD HERSFELD -
"Kirsten Boies Jugendroman trifft genau den richtigen Ton", sagte Cornelia Handke, die Gymnasialzweigleiterin der Gesamtschule Obersberg (GSO), zur Eröffnung des Themenabends der Schule innerhalb der Aktion "Bad Hersfeld liest ein Buch". Handke gab eine kurze Inhaltsangabe von Boies Jugendroman "Heul doch nicht, du lebst ja noch", der die Nachkriegszeit aus der Sicht dreier Jugendlicher schildert.
Mit "Lili Marleen", einem Soldatenlied, und dem Friedenslied "Sag mir, wo die Blumen sind" eröffnete der Chor der Schule unter der Leitung von Ulli Meiß den Abend. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasialzweiges zeigten im weiteren Verlauf, dass sie sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hatten. Sie präsentierten eine kunstvolle Collage aus Film, Lesung, Theater und Talkshow. Dabei präsentierten sie eigene Ideen und gingen über den Roman hinaus.
Filmische Umsetzung
Zu bewegten Bildern des zerstörten Nachkriegs-Hamburg von Niklas Schwarz gaben Tim Gebhardt, Felix Bähr, Luca Eidam, Felix Schäfer und Jan Stiebing Informationen zur Situation im Jahr 1945, in der auch der Roman spielt. Besonders gut kam der aufwändig gedrehte Film von Samuel Chaves Cely an, bei dem Damjan Doncev, Mica Röhn, Kristian Heß, Bogdan Kovalchuk, Mia Grapengeter, Mirjam Sokoli und Karla Degenhardt die Rollen von Traute, Hermann, Jakob und anderen Protagonisten aus dem Roman übernahmen.
Clara Lengemann, Carolin Schuß und Kathleen Kupke hatten die Künstlerin Renate Wandel, die auch an der GSO unterrichtete, über ihre Erfahrungen als Kind nach dem Zweiten Weltkrieg interviewt. Szenisch spielten Finn Henkel, Lars Mötzing, Nils Gernart und Jonas Bornschier die "Brotklau"-Szene nach, den "Schwarzmarkt" präsentierten Seraphine Schreiner, Emilia Fey, Leticia Altenburg und Fatima Arafat szenisch. Ebenfalls als Theaterszene spielten Ida Becker, Lea Stiben, Kim Tina Dehnhardt und Mara Braatz eine der Schlüsselszenen aus "Heul doch nicht, du lebst ja noch".
Der Wert eines Brotes
Texte aus dem Buch lasen Till Orleshausen, Nelli Leinweber, Mia Grapengeter, Karla Degenhardt, Lara-Luisa Rühl, Jonas Diebel und Dorian Bendik. Zu einem von Lola Belle Loll gemalten Bild hatte Emilia Erhardt ein Gedicht verfasst, und die Bedeutung eines Brotes im Jahr 1945 im Gegensatz zum Jahr 2022 stellten Collien Heß, Mia Lili Lamm, Anna-Lena Schwärzle und Lea Laukart gegenüber. Dazu hatten sie Rezepte gesammelt, was mit altem Brot noch Schmackhaftes gemacht werden kann.
In einer Talkshow sprachen Chiara Göbel und Luisa Suttner mit Lina Raacke (Traute), Tim Bauer (Herrmann), Enea Sippel (Jakob) und Crystal Fabricius als Jakobs Mutter über ihr Leben. Da der Roman kein eigentliches Ende hat, machten sich Marit Urbanek, Leonie Ragotzky, Miriam Sokoli, Karla Degenhardt und Mia Grapengeter Gedanken darüber, wie die Protagonisten des Romans in zehn Jahren leben würden. Mit einem inneren Dialog von Fiete, dem kriegsversehrten Vater von Hermann, hatten sich Max Kramer, Finn Klawonn, Philip Deiseroth und John-Eric Janzen beschäftigt.
Eine Geige aus der Nachkriegszeit
Das Lehrerinnen-Trio Lorena Farnung (Klarinette), Tatjana Bayer (Violine) und Anne Rill (Klavier) spielten "Le vie en rose" von Edith Piaf und das im Gedenkkonzert im Konzentrationslager Bergen-Belsen gespielte "Salut d'amour" von Edward Elgar. "Die Geige, auf der ich spiele, hat mein Großvater aus der Kriegsgefangenschaft mitgebracht. Ein Mitgefangener hatte sie ihm gegeben", sagte Bayer.
Alles in allem zeigte der Abend, dass sich Jugendliche von heute durchaus mit der Lebenssituation von Teenagern in der Nachkriegszeit identifizieren können - auch wenn sie sie so selbst nie erleben mussten. Viel Applaus des Publikums belohnte die wochenlangen Vorbereitungen der Schülerinnen und Schüler, die sich intensiv mit ihren Lehrkräften mit der Buchvorlage beschäftigt hatten. Es war eine lehrreiche und interessante Collage und, wie Cornelia Handke sagte, "ein neues Kunstwerk". (Christopher Göbel) +++