Kommentierende Analyse

Losentscheid sorgt für Unbehagen: Stefanie Klee am Ende die Glücklichere

Stefanie Klee war nach einem Wahl-Marathon die glücklichere Gewinnerin. Die beiden CDU-Kreisvorsitzenden Andreas Börner (links) und Frederik Schmitt (rechts) gratulierten herzlich.
Fotos: Kevin Kunze

17.11.2022 / KIRCHHEIM - Welch ein Wahl-Krimi am Dienstagabend in Kirchheim (Landkreis Hersfeld-Rotenburg): Eigentlich hatte man im Vorfeld der CDU-Wahlkreisdelegiertenversammlung zur Kür eines Landtagskandidaten mit einem Sieg von Andreas Rey (Bad Hersfeld) gerechnet, doch war nach gut zwei Stunden alles anders gekommen. Stefanie Klee aus dem kleinen Eiterfelder Ortsteil Reckrod hatte sich dramatisch im Losentscheid durchgesetzt.


Nach dem ersten Wahlgang, der mit 25 zu 25 Stimmen unentschieden endete, musste der Fuldaer CDU-Kreisvorsitzende und Wahlleiter Frederik Schmitt das weitere Prozedere mit dem Generalsekretär der CDU Hessen, Manfred Pentz, klären. In solchen Fällen tritt Paragraf 50 in Kraft. Schmitt erläuterte: "Es wird nun eine Stichwahl geben. Sollte diese keine Entscheidung bringen, gibt es eine weitere Stichwahl und dann muss das Los entscheiden. Allerdings will dies keiner von uns - ich denke, da spreche ich für alle Delegierten."

Souveräner Auftritt von Klee beeindruckt

Nach diesen Worten war ein leichtes Raunen zu vernehmen, Anspannung war zu verspüren, fast sogar ein wenig Angst. Denn welches Signal würde es nach außen setzen, wenn am Ende das Los über den Wahlkreiskandidaten für die Landtagswahl entscheiden würde? Vor der Wahl hatten Rey und Klee ihre Schwerpunkte dargelegt - thematisch hatten diese sich kaum unterschieden. Gerade die Stärkung des ländlichen Raumes war für beide eine der Kernaussagen gewesen. Allerdings war der Auftritt Klees  - neutral betrachtet - beeindruckender, mit klaren Ausführungen und einem sehr souveränen Auftreten der Einrichtungsleiterin des "Mediana St. Ulrich Pflegeheims" in Hünfeld. Das dürfte vielleicht auch den ein oder anderen Delegierten beeindruckt haben. 

Durch die Neuordnung der Wahlkreise hatte der Wahlkreis 11 (Hersfeld) die Gemeinden Eiterfeld, Rasdorf und Burghaun dazu bekommen - traditionell ein gutes Pflaster für die Christdemokraten. Dennoch waren die Stimmberechtigen aus dem Hersfelder Raum mit 29 Delegierten klar in der Überzahl. 

"Keiner will, dass am Ende das Los entscheidet"

Nachdem bei der ersten Stichwahl bereits das gleiche Ergebnis festgestanden hatte, erbat Rasdorfs Bürgermeister Jürgen Hahn nochmals die Gelegenheit, Fragen an die Kandidaten zu stellen: "Wir sollten nochmal die Möglichkeit nutzen, denn keiner will, dass am Ende das Los entscheiden muss." Frederik Schmitt ließ das zwar zu, allerdings gab es keinerlei Wortmeldungen, und die zweite Stichwahl konnte beginnen. Diesmal enthielten sich zwei Delegierte - 24 Stimmen für Rey, 24 Stimmen für Klee - nun wussten alle im Saal, welche Stunde geschlagen hatte.

Die undankbare Aufgabe, das entscheidende Los zu ziehen, hatte Wahlleiter Frederik Schmitt. Andreas Börner, CDU-Kreisvorsitzender von Hersfeld-Rotenburg, las nach der Ziehung vor: "Unsere Kandidatin für den Wahlkreis heißt Stefanie Klee." Diese konnte sich nicht so richtig freuen, und auch im Saal machte sich eine merkwürdige Stimmung breit, denn so etwas hatten die Wenigsten bisher erlebt.

Der Fuldaer CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand versuchte dennoch, die Contenance zu bewahren: "Es war ein spannender Wahlabend mit zwei starken Bewerbern. Am Ende hat das Quäntchen Glück entschieden, was es in der Politik auch manchmal benötigt." Diese Worte bekamen einige Delegierte schon nicht mehr mit, diese hatten schon den Heimweg angetreten. Auch die Wahl von Alexandra Weirich zur Ersatzkandidatin bekamen sie nicht mehr mit. Sie wurde mit 43 Ja-Stimmen, bei einer Nein-Stimme, souverän gewählt.

Fazit: Alles in allem ein sehr bemerkenswerter Wahlabend, der den Delegierten wahrscheinlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. (Kevin Kunze)+++

Das Los muss entscheiden: Stefanie Klee (CDU) kandidiert für den Landtag

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