Brandheißes Thema: Employer Branding

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Referent Peter Scholz beim 5. Fuldaer Marketingtag
Fotos: Kevin Kremer/Marius Auth

05.11.2022 / PETERSBERG - Das Thema "Employer Branding" ist wortwörtlich brandheiß: Ohne gutes Personalmarketing wird es in Zeiten des Fachkräftemangels für viele Unternehmen bald düster aussehen. Damit nicht der Unternehmer als letzter das Licht ausmachen muss, dreht sich beim 5. Fuldaer Marketingtag im Petersberger Propsteihaus alles ums Thema Recruiting.



"Ohne starkes Team geht gar nichts": Die Message von Musicalmacher Peter Scholz sprach wahrscheinlich vielen der anwesenden Unternehmer und Medienfachleute im Publikum aus dem Herzen, allein: Wie komme ich an ein so starkes Team? Scholz plauderte gerne aus dem Nähkästchen, nicht ohne Selbstironie. Fulda habe keine nennenswerte Bühnentradition gehabt, das Casting für ein Musical, das spätere "Bonifatius", habe sich dementsprechend schwer gestaltet. Was anfangs noch witzig und charmant wirke, etwa die Anwerbung eines Kulturmanagers aufs Geratewohl, könne man auch den Mitarbeitern auf Dauer nicht zumuten: Spätestens wenn es an die Buchhaltung gehe, verdienten diese Klarheit und Professionalität - früher oder später müssten sich diese dann durchs gesamte Recruiting und Team ziehen.


Machen Mitarbeiter nur Dienst nach Vorschrift?

Moderatorin Sabine Räth stellte die Frage, wie man sich ins rechte Licht rücken könne als Unternehmen. Wie findet man die richtigen Scheinwerfer? Der Unternehmer müsse selbst zum Influencer werden. Prof. Dr. Christian Chlupsa, FOM Hochschule für Oekonomie & Management", referierte zum Thema "Galionsfiguren - Manager die Mitarbeiter stolz machen": Die größte Gefahr für die Unternehmensentwicklung sei, neben dem allgemeinen Fachkräftemangel, die Frustration von Mitarbeitern. Laut aktuellen Umfragen seien nur 15 Prozent der befragten Mitarbeiter hochmotiviert. Mehr als zwei Drittel machten nur Dienst nach Vorschrift.

Selbst die kurzfristige Wechselbereitschaft nehme zu. Gute Mitarbeiterbindung dagegen sorge sogar für die Weiterempfehlung der Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens. Die Anforderungen an eine gute Arbeitgebermarke dagegen seien einfach: Leistungsgerechte Bezahlung und Sicherheit des Arbeitsplatzes sind die Grundlage - aber die gelte es erstmal zu erfüllen: Gehalt sei der Top-Kündigungsgrund. Man dürfe, so Chlupsa, nicht um den heißen Brei herumreden: Die Dinge müssten so kommuniziert werden, wie sie sind. "Herzrasen, damit kenne ich mich aus!" - ein gelungener Kampagnen-Claim eines Pflegedienstleisters für Chlupsa.



Jorg Schleburg von der Agentur "VonVorteil" referierte zum Thema "Employer Branding: Wie Sie zur attraktiven Arbeitgebermarke werden?" Nicht weniger als zum "Employer of Choice" müsse man werden bei der Zielgruppe, auf Deutsch: Sind die anderen besser, ist der potenzielle Neuzugang bald da zu finden. Einer der wichtigsten Vorsätze fürs Jahr 2022: Jobwechsel. Die größte Herausforderung für Unternehmer deswegen, siehe oben: Mitarbeiterbindung. Bemüht euch, dass ich bei euch bleibe - so laute der Besinnungsspruch inzwischen, von Mitarbeiter an Unternehmer.

Wake up!

Aufwachen, Unternehmer! Schleburg sparte nicht mit drastischer Metaphorik, um die Sensibilitäten der versammelten Inhaber zwar nicht zu verletzen, aber doch klar zu machen, was die Stunde geschlagen hat. Mitarbeiter, die inspiriert seien, also intrinisisch statt hauptsächlich extrinisisch motiviert, deren Produktivität liege bei sagenhaften 225 Prozent. Kaum auszudenken, dass auch die Metaphern, nach denen das Firmenmarketing lebt, dementsprechend auch eher von gestern zu sein scheinen: "Mitarbeiter wollen nicht gehalten oder gar gebunden werden - sondern beflügelt. Das Nutzenversprechen des Arbeitgebers an seine Mitarbeitenden muss wie eine Vision für aktuelle und zukünftige Mitarbeiter sein", so Schleburg. Der Kreislauf sei einfach zu verstehen: Wer außergewöhnlich ist, hat außergewöhnlich Gutes zu erzählen.


Facebook für Profis

Bei der Facebook-Masterclass mit Lorena Kremer und Hendrik Urbin vom Medienkontor Fulda ging es dann ins Detail: Imageclips von überzeugten Mitarbeitern, regelmäßige Bespielung der Kanäle, Aufmerksamkeit erzeugen fürs Unternehmen - das kurbelt auch das Recruiting an. Den Facebook-Algorithmus ausnutzen statt davon ausgespielt zu werden, das sei das Patentrezept, so Urbin. Die Zuhörer gaben zurück: Manche Mitarbeiter wollten nicht in der Öffentlichkeit gezeigt werden, die Trennung von beruflich und privat sei vielen heilig. Mitarbeiter müssten daher, so Kremer, erst von der Mission überzeugt werden, überrumpeln gehe zu weit: "Es ist wichtig, Menschen mit Freude an der Arbeit zu zeigen - gekünstelt, das geht nicht", so Kremer.  (mau) +++

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