Bald montags geöffnet

Kultlokal "Rädchen" mit neuen Besitzern: "Bermudadreieck verpflichtet"

Jonas Sporer (links) und Karl Munzinger, zwei der drei neuen Inhaber, im "Rädchen"
Fotos: Marius Auth

26.10.2022 / FULDA - Im "Bermudadreieck" von Fulda zwischen Karl- und Kanalstraße ist die "Restauration zum goldenen Rad", kurz "Rädchen", eine besondere Adresse: Restaurant, Café und Kneipe in einem, seit 1990 feste Anlaufstelle für den gediegenen Absacker nach dem Feiern. Jetzt hat die bisherige Inhaberin, die Landtagsabgeordnete Silvia Brünnel, verkauft - die neuen Inhaber sehen sich aber der Kultadresse verpflichtet und wollen am "Rädchen-Charme" nichts verändern.



Jonas Sporer, Evelyn Ostertag und Karl Munzinger haben die "Zum goldenen Rad GbR" gegründet und von Brünnel übernommen. Sporer ist in der Gastroszene der Barockstadt bekannt als Inhaber des Restaurants Ritter in der Kanalstraße, Munzinger und Ostertag haben langjährige Erfahrung sowohl im "Ritter" als auch im Kulturzentrum Kreuz. Brünnel übergibt aus beruflichen Gründen: "Das ist mir wirklich nicht leichtgefallen, denn seit über 30 Jahren ist das 'Rädchen' Teil meines Lebens. Mit der Landtagswahl 2018 änderte sich für mich alles – von Beginn an war mir bewusst, dass sich meine Tätigkeit als Landtagsabgeordnete nicht mit der Geschäftsführung eines gastronomischen Betriebes verbinden lässt. Das Rädchen ist für viele Fuldaer und Fuldaerinnen ein Café mit ganz individuellen Erlebnissen", so die 56-Jährige, die für die Grünen im Hessischen Landtag sitzt.

Daran soll sich auch nichts verändern, versichern die neuen Inhaber: "Das sind wir dem Bermudadreieck schuldig. Das Rädchen ist eine feste Anlaufstelle. Ich bin Ende 30 und muss ehrlich sagen: Es gibt wenige Orte in Fulda, wo man eine gute Zeit haben kann. Viele Studenten fahren am Wochenende nach Hause - einfach, weil hier nichts geboten wird. Wer die hier behalten will nach dem Studium, der braucht Erlebnisangebote", gibt Sporer zu bedenken.

2017/18 war der Innenraum renoviert und mit hellerem Anstrich versehen worden, vorher war der brutalistische Charme mit offenliegenden Heizungsrohren und rauen Betonwänden Markenzeichen: "Ursprünglich war hier eine klassische Bierkneipe mit Holzvertäfelung. 1990 hat die Kreuz GmbH die Location gepachtet und renoviert: Damals war es das einzige alternative Frühstückscafé in Fulda, vom Stil her hat man sich von damaligen Vorbildern aus Hamburg und Berlin inspirieren lassen", so Sporer. 2008 wurde das "Rädchen" aus der Kreuz GmbH ausgegliedert, aus der Geschäftsführerin Brünnel wurde die Inhaberin.



"Es ist eine Location mit netter Atmosphäre - zu jeder Tages- und Nachtzeit: Vom Frühstück mit der ganzen Familie über den Mittagstisch, den Nachmittagskaffee, das Abendessen bis zur Nachtkneipe - bei uns gibt es das Komplettpaket", so Munzinger. Von 9 Uhr morgens, sonntags um 10, bis in die frühen Morgenstunden ist geöffnet - zukünftig soll auch montags geöffnet sein. "Wir sind auch ein bisschen das Kontrastprogramm zu den harten Kneipen - als Nichtraucherlocation, mit vegetarischen und veganen Gerichten. Nachos mit Käse und Dips sind Kult - an all dem soll sich auch grundsätzlich nichts verändern. Regionale und allgemein deutsche Küche ist aber bisher unterrepräsentiert - das soll ausgebaut werden", erklärt Sporer, selbst gelernter Koch. (mau) +++

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