Suzi Quatro in der Esperantohalle

Rock vom Feinsten: Das ergraute Publikum war wieder in den 1970-er Jahren

Rock-Lady Suzi Quatro in Action.
Alle Fotos: Martin Engel

16.10.2022 / FULDA - Das waren noch Zeiten. 1973/74, als die damals Jugendlichen und die heutigen Herrschaften gesetzteren Alters zu Hause vor dem Fernseher saßen, um mit dem  Cassettenrecorder die Top-Acts aus Ilja Richters "Disco" aufzunehmen. Während dieser Jahre, als erstmals eine Ölkrise am Horizont auf- und Fahrverbote nach sich zog, breitete sich nach Hippies und vor Punk eine andere musikalische Bewegung aus: Glitter-Rock mit Bands wie Sweet, Slade oder auch T. Rex und Mud. Und dann gab es noch eine kleine, in schwarzes Leder gekleidete Rock-Lady, die wahre Knaller ins Mikro abfeuerte: Suzi Quatro. 


Die inzwischen 72-Jährige, in Detroit geborene Sängerin, ließ samt Baßgitarre am Samstagabend in der Fuldaer Esperantohalle die damaligen Zeiten wieder aufleben, die geprägt waren von ihren Hits wie "Can the can", "48 Crash" oder auch "Stublin'in" und "If you can't give me love". Und: Im Nachhinein muss man sagen, dass es ein Glücksfall gewesen ist, dass die kleine Suzi einst Elvis Presley im Fernsehen sah und den Entschluss fasste: So will ich auch  werden!

Gut 800 - mit den Jahren ergraute - Zuhörerinnen und Zuhörer waren in die Esperantohalle gekommen, um eine zierliche Powerfrau zu erleben, die, unterstützt von einer ganz ausgezeichneten Band inklusive Backgroundsängerinnen, ein zweistündiges Konzert vom Allerfeinsten ablieferte. Die zugehörige 20-minütige Pause sei ihr gegönnt, denn danach schlüpfte sie in das Kostüm, mit dem sie bekannt geworden war: Black Leather.

Und dann (endlich) hielt es auch das Publikum nicht mehr auf den Sitzen, zumal die 72-Jährige ein gnadenloses Rock-Feuerwerk vom Stapel ließ, das in ein grandioses Finale mit Chuck Berrys "Sweet little Rock'n'Roller" mündete. Dem dann ein höchst melancholisches "Desperado" von den Eagles als endgültiger Schlusspunkt folgte.

Die Rock-Lady präsentierte sich im Übrigen keinesfalls als abgehobener Showact, sondern als Musikerin zum Anfassen, die ein paar Worte Deutsch in die mitunter angeregte Konversation mit dem Publikum streute ("Sch...") und sogar einen Zuhörer auf die Bühne bat, dem sie eigens ein Ständchen brachte ("Mamas Boy") und dem sichtlich davon beeindruckten Mann eine neue Karriere prophezeite.

Fazit: Irgendwann war dann leider auch dieser Ausflug in die eigene Jugend vorbei und das Publikum wurde wieder in die raue Wirklichkeit des Jahres 2022 geworfen. Das allerdings in dem Bewusstsein, dass man auch im gesetzten Alter noch richtig losrocken und mit dem Hintern wackeln kann. "Shake it baby, shake it!" (Bertram Lenz) +++   







     




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